37
Albert Gessners Mietshäuser
der Zimmer geringer als allgemein üblich ange- Mädchenkammer etc., zeigen die Fussböden statt
nommen und ausserdem die obere Simslinie noch des braunen oder grauen Anstrichs einen munteren
durch Herabziehen des Daches tiefergelegt hat. V grünen oder violetten Ton. V
V Stärker als in diesen beiden gelben Häusern ist V Wenn Gessner seinem neuesten im Bau be-
das schützende Dach in dem fast vollendeten grünen griffenen grossen Mietshause an der Schillerstrasse
Hause, Niebuhrstrasse 2 betont, von dem wir das einen violetten Mörtelputz geben will, wird mancher
Modell abbilden; hier ist selbst die gerade Wand- wohl befürchten, dass unsere Strassen eine solche
fläche des vierten Stocks mit Ziegeln verkleidet. Vielfarbigkeit nicht vertragen. Dem ist aber in
Der Mörtelputz ist durch grüne Erde stark gefärbt. Wirklichkeitnicht so : im Gegenteil in unserm Städte-
Die weissgestrichenen Fenster sind auch hier bündig bild fehlt es augenfällig an farbigen Erscheinungen
mit der Wandfläche eingesetzt. Zur Vorlagerung und Häuser wie das Gelbe, das Grüne und Violette
eines Gärtchens haben praktische Erwägungen ge- werden eine erfreuliche Belebung der grauen Mono-
führt, denn durch das Zurückziehen der Front ist tonie der Grossstadtstrassen bringen, die wir nicht
es möglich geworden, den beiden Wohnungen in lebhaft genug wünschen können. V
jedem Geschosse drei Vorderzimmer zu geben. V Aber nicht nur in der Farbigkeit seiner Häuser,
Ueberhaupt ist die Grundrisslösung gerade dieses dem geschickten Abwägen der aufgebauten Massen
Hauses besonders geschickt. Der erkerartig vor- und in den glücklichen Verhältnissen der einzelnen
springende Salon ist dem einen Zimmer halb vor- Teile zu einander liegt der Hauptvorzug der Gess-
gelagert. An der Stelle des berüchtigten Berliner nerschen Arbeiten, sondern darin, dass es ihm ge-
Zimmers liegt eine sehr geräumige Diele, die Licht lungen ist, unter den gegebenen Bedingungen trotz
und Luft von einem Lichthofe erhält und an die Bauordnung, trotz geringer Frontausdehnung bei be-
sieh nach hinten Schlafzimmer und Küche, die auf trächtlicher Tiefe und der zur Strassenbreite viel
den eigentlichen Hof sehen, anschliessen. Wände zu bedeutenden Höhe, Mietshäuser zu schaffen,
und Decken im Treppenhause sind weiss ohne jede die im Innern bei aller Eleganz den Eindruck be-
Malerei und das schwarze Holzwerk zeigt nur an haglicher Wohnlichkeit erwecken und nach aussen
den das Paneel aus Rupfen überspannenden Gitter- eine Bereicherung und Verschönerung unseres
Stäben einige ganz dezente weisse Ornamentchen. Strassenbildes bieten, die Nacheiferung verdient
Sehr farbig sind zum Teil die Decken in den Zim- und hoffentlich auch finden wird. V
mern und in den kleinen hinteren Räumen, wie
Albert Gessner-Berlin, Grundrisse zu den Häusern Mommsenstrasse 6,
Niebuhrstrasse 2 und 78 in Charlottenburg
Albert Gessners Mietshäuser
der Zimmer geringer als allgemein üblich ange- Mädchenkammer etc., zeigen die Fussböden statt
nommen und ausserdem die obere Simslinie noch des braunen oder grauen Anstrichs einen munteren
durch Herabziehen des Daches tiefergelegt hat. V grünen oder violetten Ton. V
V Stärker als in diesen beiden gelben Häusern ist V Wenn Gessner seinem neuesten im Bau be-
das schützende Dach in dem fast vollendeten grünen griffenen grossen Mietshause an der Schillerstrasse
Hause, Niebuhrstrasse 2 betont, von dem wir das einen violetten Mörtelputz geben will, wird mancher
Modell abbilden; hier ist selbst die gerade Wand- wohl befürchten, dass unsere Strassen eine solche
fläche des vierten Stocks mit Ziegeln verkleidet. Vielfarbigkeit nicht vertragen. Dem ist aber in
Der Mörtelputz ist durch grüne Erde stark gefärbt. Wirklichkeitnicht so : im Gegenteil in unserm Städte-
Die weissgestrichenen Fenster sind auch hier bündig bild fehlt es augenfällig an farbigen Erscheinungen
mit der Wandfläche eingesetzt. Zur Vorlagerung und Häuser wie das Gelbe, das Grüne und Violette
eines Gärtchens haben praktische Erwägungen ge- werden eine erfreuliche Belebung der grauen Mono-
führt, denn durch das Zurückziehen der Front ist tonie der Grossstadtstrassen bringen, die wir nicht
es möglich geworden, den beiden Wohnungen in lebhaft genug wünschen können. V
jedem Geschosse drei Vorderzimmer zu geben. V Aber nicht nur in der Farbigkeit seiner Häuser,
Ueberhaupt ist die Grundrisslösung gerade dieses dem geschickten Abwägen der aufgebauten Massen
Hauses besonders geschickt. Der erkerartig vor- und in den glücklichen Verhältnissen der einzelnen
springende Salon ist dem einen Zimmer halb vor- Teile zu einander liegt der Hauptvorzug der Gess-
gelagert. An der Stelle des berüchtigten Berliner nerschen Arbeiten, sondern darin, dass es ihm ge-
Zimmers liegt eine sehr geräumige Diele, die Licht lungen ist, unter den gegebenen Bedingungen trotz
und Luft von einem Lichthofe erhält und an die Bauordnung, trotz geringer Frontausdehnung bei be-
sieh nach hinten Schlafzimmer und Küche, die auf trächtlicher Tiefe und der zur Strassenbreite viel
den eigentlichen Hof sehen, anschliessen. Wände zu bedeutenden Höhe, Mietshäuser zu schaffen,
und Decken im Treppenhause sind weiss ohne jede die im Innern bei aller Eleganz den Eindruck be-
Malerei und das schwarze Holzwerk zeigt nur an haglicher Wohnlichkeit erwecken und nach aussen
den das Paneel aus Rupfen überspannenden Gitter- eine Bereicherung und Verschönerung unseres
Stäben einige ganz dezente weisse Ornamentchen. Strassenbildes bieten, die Nacheiferung verdient
Sehr farbig sind zum Teil die Decken in den Zim- und hoffentlich auch finden wird. V
mern und in den kleinen hinteren Räumen, wie
Albert Gessner-Berlin, Grundrisse zu den Häusern Mommsenstrasse 6,
Niebuhrstrasse 2 und 78 in Charlottenburg