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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 5.1906

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Nr. 3
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Halm, Philipp Maria: Peter Birkenholz
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https://doi.org/10.11588/diglit.20726#0096
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68

Peter Birkenholz

Jüngsten heraus, Peter Birkenholz in München!
V Weiteren Kreisen wurde er erstmals bekannt
durch die „Ausstellung für angewandte Kunst in
München 1905". Dort hatte er mit feinem Ge-
schmack die zum Garten führende Loggia geschmückt,
in Gemeinschaft mit Karl Jäger den Garten an-
gelegt und ihm mit Brunnenlauben und Brunnen-
tempeln den architektonischen Halt gegeben. Jedem
wird noch der schlichte verschwiegene Tempietto in
Erinnerung sein, den er zu Kiefers kauernder Susanna

Stimmung auf ruhige, feierliche, festesfrohe oder
stillbehagliche Wirkung. Die Mittel hiezu sind im
Material und seiner Verarbeitung kostbar, aber die
ganze Verwendung zeugt von durchaus unaufdring-
licher Noblesse. V
V Ein Blick in das Speisezimmer der Villa Höss-
lin, das in Rüsternholz mit geometrischen Einlagen
in Nuss- und Mahagoniholz ausgeführt ist und dessen
Tür- und Möbelbeschläge in gehämmertem Silber
hergestellt sind, kann dafür sprechen. Der warme

PETER BIRKENHOLZ-MÜNCHEN, Modell zum Umbau der „Amalienburg" am Tegernsee

zu bauen verstanden hatte, so einfach, so ungekünstelt,
so bar aller Mätzchen. Derselbe Zug, anspruchslos zu
wirken, aber in der Wahl der Mittel sorgfältig zu
prüfen und Farben und Farben, Formen und Formen
fein sinnend, aber nicht grob spekulativ abzuwägen,
trat uns auch in seinem Bibliothekzimmer der
gleichen Ausstellung entgegen, das in seiner ein-
fachen Vertäfelung aus Kirschenholz mit zarten
Einlagen und dem violetten Bodenbelag ein sehr
feines Verständnis für die Forderungen des Stimm-
ungsgehalts eines Raumes erkennen Hess. V
V Peter Birkenholz ist mehr Raum- als Möbel-
künstler. Nicht, dass etwa seine Einrichtungs-
gegenstände künstlerisch weniger hoch stünden;
keineswegs, denn seine Arbeiten bieten durchwegs
reife abgeklärte Ideen in präzise Formen geprägt.
Aber der Künstler legt das Schwergewicht in erster
Linie auf den Raum als solchen, auf die Verhält-
nisse, günstige Lichtzufuhr und je nach seiner Be-

helle Ton der Naturhölzer wird durch diese feinen
silbernen Akzente gehoben, ohne dass das Material
vorlaut würde. Besonderen Wert legt Birkenholz
darauf, die Hölzer ohne Beize in ihrem natürlichen
Zustande zu lassen, und diese Freude an den un-
geschmückten Reizen des Materials lässt ihn auch
auf komplizierte Gliederungen und Konstruktionen
verzichten. Rahmen und Füllwerk, schlichte Paneele,
Matten genügen ihm immer, für reichere so gut wie
für bescheidenere Aufgaben. Er bleibt dabei durch-
aus materialecht. Wenn er aus Zweckmässigkeits-
gründen einem Kamingehäuse von Savoniere ein
Dach in Verputz aufsetzt, so heuchelt er nicht den
Ton des Unterbaues, sondern lässt das mindere
Material unverfälscht sprechen und er geht sogar
so weit, dass er als Verkleidung und Umrahmung
einer Feuerstelle Ziegelsteine in natura, freilich
fein geschliffen verwendet. So greift er auch bei
der Behandlung der Wände, wenn er nicht Holz-
 
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