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Modus: Prace z historii sztuki — 2.2001

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Organisty, Adam; Kolbiarz, Artur: Die schlesische Plastik vom 16. bis 18. Jahrhundert: Bemerkungen zum Katalog von Romuald Nowak
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https://doi.org/10.11588/diglit.17165#0123
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ńsche Form herausragen, sollte noch die auf einer farbigen Illustration
abgebildete Pieta eines unbekannten schlesischen Meisters hervorgeho-
ben werden (Nr. 385, S. 143). Der Autor vergleicht dieses expressive Werk
mit der Pieta (1720) aus Szalejów Górny / Ober Schwedeldorf. Seiner Mei-
nung nach „erinnern die Gestaltungsart des Bartes und die ausgepragten
Muskelpartien Christi an die Wandfiguren der Pfarrkirche in Międzyle-
sie / Mittelwalde, die ursprunglich auf dem Hauptaltar (1713) dieser Kir-
che aufgestellt waren" (S. 143). Fiigen wir hinzu, dass die Pieta wie auch
die Figuren in Mittelwalde82, die in lokalen Bildhauerwerkstatten ent-
standen sind, zweifellos in ihrer Ausfuhrung Einfluss auf die Meister der
sog. „schlesischen Barockmaniera" gehabt haben. Die charakteristischen
Gesichtstypen mit den in die Lange gezogenen Kopfen, schmalen Augen
Und dekorativ modellierten Haaren sowie die linearen Gewandfalten (wie
z.B. in der Figur des hl. Johannes von Nepomuk) und manieristische Or-
namente (im Gewand des hl. Eligius zu beobachten) - all diese Merkmale
wurden durch die Figuren von Thomas Weissfeldt oder durch die Skulp-
turen des in der Grafschaft Glatz tatigen Michael Kóssler inspiriert. Dar-
uber hinaus kann in die Gruppe der Arbeiten, die im Umkreis des Schóp-
fers der Mittelwalde-Figuren entstanden sind, auch die vor kurzem publi-
zierte Adalbertskulptur aus dem Museum in Zamberk 3 aufgenommen
werden. Auch die Figuren von Maria, hl. Johannes des Evangelisten und
hl. Maria Magdalena vom Kalvarienberg bei der Franziskanerkirche in
Skalica in der Slowakei, zeichnen sich durch vergleichbare Expressivitat
Und verwandte Ausfuhrungsart aus84. Diese drei Figuren gehóren zu den
in der Slowakei einzigartigen expressiven bildhauerischen Darstellungen
und zeugen, unserer Meinung nach, von weitreichenden Einfluss der
Werke der „schlesischen Barockmaniera" (Abb. 13).

In den 20er und 30er Jahren des 18. Jahrhunderts verandert sich un-
ter dem Einfluss der Prager Bildhauer der Stilcharakter der schlesischen
Skulptur85. Zu den wichtigsten, in Niederschlesien tatigen bóhmischen
Bildhauern gehórt Ferdinand Maximilian Brokoff (1688-1731). Der
Verfasser schreibt diesem Meister die Engelsfiguren zu (Nr. 269, 270,

82 Katalog... (zit. Anm. 72), S. 140-142.

83 Lidova zboźnost ve vychodnich Ćechdch a v Kladsku, Nachod 1997, Abb. 20.

84 Supis Pamiatok na Slouensku, Bratislava 1969, Bd. III, S. 105. Fur den Hinweis auf die
erwahnten Skulpturen aus Skalica rabchten wir uns herzlich bei Prof. Maria Pbtzl-Malikova
bedanken. Fur die Publikationserlaubnis der Photographien gebuhrt unser Dank Mag. Kata-
rina Strakova.

85 Vgl. R. Nowak, Bohmen und die Barockskulptur des 18. Jahrhunderts in Schlesien, „Se-
minaria Niedzickie" 4, 1990, S. 119-126.

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