i5
in der Zusammensetzung, so wie in den Theilen und der ganzen Ausführung bei diesen
Gebäuden sich manches Eigenthümliche zeigt, und eine genaue Untersuchung derselben
uns mit Achtung für den Geschmack und die technische Kunstfertigkeit der Erbauer
erfüllt.
Der Unterschied dieser deutschen Kirchen von der römischen Basilika , ist die fast
allgemeine Bedeckung des Innern durch Gewölbe. Als eine Folge davon mußten die
freistehenden Säulen, welche die flachen hölzernen Decken trugen und zur Unterstützung
der Gewölbe zu schwach waren, durch Pfeiler ersetzt, oder mit diesen verbunden wer-
den. Doch findet man noch einige Kirchen , welche mit der flachen Decke auch die
Reihen freistehender Säulen der alten Basilika beibehalten haben , wie eine Kirche zu
Regensburg, und die Klosterkirchen zu Paulinzell und Schwarzach. Wenn gleich ur-
sprünglich die als Verzierung der Pfeiler angebrachten Säulen, den römischen Bogen-
stellungen nachgebildet waren, so änderte sich doch dieses bald und mit Recht. Die
freistehende Säule erhält ihr Verhältnis nach ihrer Höhe und der Last, die sie tragen
soll. Die Säule, welche als Pfeil er Verzierung gebraucht wird, hat mit der Bestimmung
jener freistehenden Säule nichts gemein, sondern ist nur ein Theil des Pfeilers. Es ist
ein Mifsverstand, wenn d'Agincourt in seiner Vergleichung der Säulen die leichten
Stäbe an den Pfeilern der Kirchen des Mittelalters von diesen trennt, um ihr Mifsver-
hältnifs als Säulen zu zeigen. Sie sind mit den Pfeilern eins, und diese haben zu der
Last und Höhe der Gewölbe meistens ein sehr schönes und richtiges Verhältnis. Die
deutschen Baumeister scheinen auch bei dieser ursprünglich fremden Kirchenbauart das
Verdienst gehabt zu haben , dieselbe von allem, was an die heterogene llolzkonstruction
und eine horizontale Bedeckung erinnern konnte , gereinigt zu haben , und sie als eine
reine, folgerecht durchgeführte auf Gewölbe angewandte Steinkonstruktion zu behan-
deln. Dafs sie demnach unter den Gewölben die Gebälke und Gesimse, welche hier
keinen Zweck haben weglassen, scheint denselben nicht zum Vorwurf zu gereichen,
sondern vollkommen angemessen. —■
Gegen das Ende des 12ten und im Anfang des i3ten Jahrhunderts zeigen sich
bedeutende Abweichungen von diesem altern Khxhenstyl. Das hohe nördliche Dach
verdrängte den flachen südlichen Giebel (*) und diese Einführung des hohen Dachgie-
bels zog, wenn die übrigen Theile des Gebäudes hiermit in Uebereinstinimung seyn
sollten, den Gebrauch des Spitzbogens statt des Halbkreises nach sich. Da das Dach
und die" Gewölbe erhöht wurden, so war es angemessen, dafs auch der untere Theil
(*) Der Herausgeber hat häufig Gebäude gefunden , namentlich die Vorhalle zu Lcrsch und die Klosterjtiycbe zu Ilhen-
sladt, an denen der ursprüngliche niedrige Giebel noch zu erkennen War, auf welchen spater ein hoher Giebel gesellt
■wurde.
in der Zusammensetzung, so wie in den Theilen und der ganzen Ausführung bei diesen
Gebäuden sich manches Eigenthümliche zeigt, und eine genaue Untersuchung derselben
uns mit Achtung für den Geschmack und die technische Kunstfertigkeit der Erbauer
erfüllt.
Der Unterschied dieser deutschen Kirchen von der römischen Basilika , ist die fast
allgemeine Bedeckung des Innern durch Gewölbe. Als eine Folge davon mußten die
freistehenden Säulen, welche die flachen hölzernen Decken trugen und zur Unterstützung
der Gewölbe zu schwach waren, durch Pfeiler ersetzt, oder mit diesen verbunden wer-
den. Doch findet man noch einige Kirchen , welche mit der flachen Decke auch die
Reihen freistehender Säulen der alten Basilika beibehalten haben , wie eine Kirche zu
Regensburg, und die Klosterkirchen zu Paulinzell und Schwarzach. Wenn gleich ur-
sprünglich die als Verzierung der Pfeiler angebrachten Säulen, den römischen Bogen-
stellungen nachgebildet waren, so änderte sich doch dieses bald und mit Recht. Die
freistehende Säule erhält ihr Verhältnis nach ihrer Höhe und der Last, die sie tragen
soll. Die Säule, welche als Pfeil er Verzierung gebraucht wird, hat mit der Bestimmung
jener freistehenden Säule nichts gemein, sondern ist nur ein Theil des Pfeilers. Es ist
ein Mifsverstand, wenn d'Agincourt in seiner Vergleichung der Säulen die leichten
Stäbe an den Pfeilern der Kirchen des Mittelalters von diesen trennt, um ihr Mifsver-
hältnifs als Säulen zu zeigen. Sie sind mit den Pfeilern eins, und diese haben zu der
Last und Höhe der Gewölbe meistens ein sehr schönes und richtiges Verhältnis. Die
deutschen Baumeister scheinen auch bei dieser ursprünglich fremden Kirchenbauart das
Verdienst gehabt zu haben , dieselbe von allem, was an die heterogene llolzkonstruction
und eine horizontale Bedeckung erinnern konnte , gereinigt zu haben , und sie als eine
reine, folgerecht durchgeführte auf Gewölbe angewandte Steinkonstruktion zu behan-
deln. Dafs sie demnach unter den Gewölben die Gebälke und Gesimse, welche hier
keinen Zweck haben weglassen, scheint denselben nicht zum Vorwurf zu gereichen,
sondern vollkommen angemessen. —■
Gegen das Ende des 12ten und im Anfang des i3ten Jahrhunderts zeigen sich
bedeutende Abweichungen von diesem altern Khxhenstyl. Das hohe nördliche Dach
verdrängte den flachen südlichen Giebel (*) und diese Einführung des hohen Dachgie-
bels zog, wenn die übrigen Theile des Gebäudes hiermit in Uebereinstinimung seyn
sollten, den Gebrauch des Spitzbogens statt des Halbkreises nach sich. Da das Dach
und die" Gewölbe erhöht wurden, so war es angemessen, dafs auch der untere Theil
(*) Der Herausgeber hat häufig Gebäude gefunden , namentlich die Vorhalle zu Lcrsch und die Klosterjtiycbe zu Ilhen-
sladt, an denen der ursprüngliche niedrige Giebel noch zu erkennen War, auf welchen spater ein hoher Giebel gesellt
■wurde.