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Pazaurek, Gustav Edmund
Gläser der Empire- und Biedermeierzeit — Monographien des Kunstgewerbes, Band 13/​15: Leipzig: Verlag von Klinkhardt & Biermann, 1923

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.62689#0208
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Die Transparentmalerei von Kothgasser und seinen Nachfolgern.

einfassung des Bildes, das hier noch in der Weise Mohns nur mit einer Strich-
leiste umzogen ist, so finden wir anderseits eine bei Mohn auch nicht in dieser
Art übliche Unterlegung mit Weiß, die Kothgasser bei mehrfarbigen Gläsern auch
erst später regelmäßig anwendet; vor allem aber ist bereits hier die in der Mohn-
Werkstatt stets vernachlässigte Wolkenbehandlung bemerkbar, in welcher gerade der
Wiener — auch im Anschluß an die Porzellane — allmählich die größte Stimmungs-
virtuosität entfaltet. Gerade beim Wiener Stephansdom hat Kothgasser ein fremdes
Vorbild am wenigsten gebraucht; war doch dieser Vorwurf auf Wiener Porzellan-
tassen besonders beliebt1); ja von ihm selbst stammt u. a. eine solche schon mit der
Jahreszahl 18012). So oft er auch später gerade diesen Lieblingsvorwurf des „alten
Steffel“ — einen der beliebtesten Artikel der Fremdenindustrie3), der um 20—25 fl.


Abb. 171. Kothgasser-Ranftbecher
mit dem Wiener Midiaelerplatz,
um 1820.
(Wien, Sammlung Carl Mayer.)


Abb. 172. Kothgasser-Ranftbecher
mit dem Wiener Graben,
um 1820.
(Hannover, Kestnermuseum.)

verkauft wurde —, wiederholte, das Bild selbst, das in der polychromen Behandlung
die Mohn-Arbeiten weit in den Schatten stellte, änderte sich nur wenig; nur wird
’) Die Wiener Porzellanausstellung von 1904 im Österreichischen Museum führte unter
den Nummern 166, 241, 1519, 1628 und 1663 allein fünf Stück vor, die auf Porzellan von 1803
bis 1828 gemalt sind.
2) Kupferlüstertasse mit Reliefgold bei Rudolf Stein in Brünn mit der Malernummer 96;
in der Ausstellung des Mährischen Gewerbemuseums von 1918, Nr. 102.
3) Kothgasser-Gläser mit dem Stephansdom teils transparent, teils vergoldet, teils mit
französischer, teils mit deutscher Unterschrift befinden sich u. a. in Augsburg (Fugger-Museum),
Berlin (Schloß-Museum; A. K.-Signatur), Charlottenburg (Schloß; A. K.-Signatur), Linz (Museum
Franc. Carol.; ganz vergoldet), Prag (Kunstgew.-Museum), Wien (Österreich. Museum; ganz
vergoldet) oder in den Sammlungen Fritz König-Wien (ganz vergoldet), B. Kurz-Wien (zwei
Stück, eins ganz vergoldet), Carl Mager-Wien (mit A. K.-Signatur), J. Mühsam-Berlin, Pazaurek,
A. Ruzicka-Prag (Abb. 170; ganz versilbert), V. Schick-Prag (auch außen vergoldet), Prof. Uli-
mann-Wien (auf Milch-Emailgrund), ferner bei den meisten Wiener Auktionen, z. B. Dr. Frank,
1904, Nr. 19, N. de Szemere, 1910, Nr. 198 (außen versilbert), Dorotheum vom 16. Dezember 1912,
Nr. 81 (Abbildung), E. Herzfelder (1921: I Nr. 502; II Nr. 369); aber auch in der Auktion
Schwarz (München 1916, Nr. 97 A) usw. — Kothgasser unterscheidet in den Einschreibebücheln
die verschiedenen Ausführungsarten, nach denen sich auch die Preise richten.
 
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