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Morelli, Giovanni
Kunstkritische Studien über italienische Malerei (Band 1): Die Galerien Borghese und Doria Panfili in Rom — Leipzig, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.2151#0123
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Die Galerie Borgliese.

sie ist eben nicht schön geformt, sondern plump, schwer-
fällig und schlecht in der Modellirung; auch das Ohr
hat bei ihm eine runde, klotzige Form und ist gewöhn-
lich einwärts gebogen. Für dergleichen Studien ist
freilich die Stadt Korn zu arm an Werken des Meisters-
wer daher von der Wahrheit meiner Beobachtungen sich
besser zu überzeugen wünscht, dem würde ich rathen
nach Florenz zu gehen, woselbst er in jenen drei Ga-
lerien über ein halbes Dutzend Bilder des Fra Filippo
finden wird. In Rom jedoch befinden sich noch zwei
Tafeln dieses bedeutenden Meisters: die eine in der Ga-
lerie Doria-Pamfili, die andere in der Bildersammlung
des Lateran. Auf der ersten ist die Verkündigung dar-
gestellt (IL Saal, Nr. 28): die heilige Jungfrau sitzt vor
einem Lesepulte, ihr gegenüber der Erzengel mit einer
Lilie in der Hand, Goldgrund. Aehnliche Verkündi-
gungen von ihm sieht man auch in der Kirche S.
Lorenzo in Florenz und in der münchener Pinako-
thek. Das Bild Fra Filippo's im Lateran ist ein
Triptychon: in der Mitte die Krönung Maria's, rechts
zwei heilige Olivetaner-Mönche, die den Besteller des
Bildes, Carlo Marsuppini von Arezzo, der Madonna em-
pfehlen, im Hintergrunde drei Engel mit musikalischen
Instrumenten; links zwei andere heilige Mönche, die
ebenfalls einen gläubigen Erdensohn der Mutter Gottes
vorstellen und ihrer Gnade anempfehlen, und im Hinter-
grunde ebenso drei Engel. Dieses Gemälde hat stark
durch Retouchen gelitten und wurde 1842 durch den
Bilderhändler Baldeschi von Arezzo nach Rom gebracht
und an Papst Gregor XVI. verkauft. Ausser seinen
Bildern in Rom und in Florenz und seinen berühmten

suppini gli fü detto, che egli avvertisse alle mani che dipmgeva
per che molto le sue cose erano biasimate" (wobei ihm von Carlo
Marsuppini bemerkt wurde, er solle auf die Hände, die er malte,
Acht geben, denn diese würden sehr getadelt).
 
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