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Morelli, Giovanni
Kunstkritische Studien über italienische Malerei (Band 1): Die Galerien Borghese und Doria Panfili in Rom — Leipzig, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.2151#0125
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I

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Die Galerie Borrfiese.

Nimbus oder Heiligenscheins auf ihren Bildern ist ver*
schieden. Die Landschaft des Fra Filippo und seines
Schülers Francesco Pesellino gleicht der seiner Zeit-
genossen und besteht, wie auf den Bildern des Beat'
Angelico, meist aus einer Reihe kugelförmiger Hüo-el
oder auch spitzer Felsen; Botticelli hat dagegen ideale
Landschaften mit zackigem Gefelse und sehr oft auch
tief eingeschnittenen Fluss- und Meerbuchten; Filippiuo
Lippi studirte seine landschaftlichen Gründe schon mehr
nach der Natur und gibt gewöhnlich toscanische baum-
bepflanzte Hügelgegenden. Auch sind seine Landschaf-
ten dunkler gefärbt als diejenigen des Botticelli. Ein
feines Gefühl für landschaftliche Linien hatte sein be-
gabter Schüler Raffäellino di Bartolommeo del Garbo,
dessen landschaftliche Hintergründe besser aufgebaut
und feiner, wärmer getönt sind als die des Meisters.

Einzelne Werke dieser drei obengenannten Meister
findet man zwar in Roms öffentlichen Galerien; um die-
selben aber genauer kennen zu lernen, muss man, wie
oben gesagt, nach Florenz wallfahrten. Von Filippino
Lippi sieht man in Rom nur noch seine bekannten
Fresken in S. Maria sopra Minerva, die in unsern
Tagen unter den Augen des Ministers des öffentlichen
Unterrichts auf die gewissenloseste Weise „restau-
rirt", d. h. entstellt wurden, — geradeso wie es später
mit dem Wandgemälde Raffael's in Perugia, mit denen
Tizian's in der Scuola del Santo in Padua und nament-
lich mit denen Mantesjna's im Palazzo ducale in Mantua,
unter den Auspicien des Generalinspectors G. B. Caval-
caselle, geschah.
 
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