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120 Die Galerie zu München.

Sphäre der Pinakothek, wurde in diesem nämlichen
Saal VIII unter Nr. 1048 zur Schau gestellt; allerdings
hoch über der Thüre und somit soviel wie nur möglich
dem Scharfblicke der Kunstfreunde entrückt. Im Katalog
führt es den verführerischen Namen des Cesare da
Sesto; hätte man Cesare daSezzo gesagt, so würde
man, glaube ich, den Urheber dieses Machwerks rich-
tiger bezeichnet haben. Täusche ich mich nicht, so ist
dieser Cesare wieder einer jener herumziehenden Fla-
mänder, die einige Zeit in Mailand sich aufhielten.
Alles in diesem Bilde ist leblos und plump, (f) Man be-
trachte überdies noch die ganz nordischen Falten am
rothen* Oberärmel der Maria. Umsonst trachtet die
Gute durch ein gezwungenes Lächeln ihre Langeweile
zu verbergen; es zieht sie unwiderstehlich in die stille
Einsamkeit von Schieissheim zurück, und die Direction
würde, nach meiner Meinung, wohlthun, ihren beschei-
denen Wunsch zu befriedigen.1

Es bleibt mir noch übrig, über zwei Bilder lom-
bardischen Ursprungs meine Meinung abzugeben. Die-
selben hängen ebenfalls in diesem Saal VIII unter den
Nrn. 1027 und 1028 und stellen das eine den heiligen

1 Auch im Museo del Prado zu Madrid befindet sich unter
Nr. 399 eine niederländische Copie nach dem sogenannten
St.-Annabilde des Lionardo im Louvre. Don Pedro Madrazo
präsentirt sie uns jedoch in seineto Katalog richtig als ein „pa-
sticcio" eines Niederländers. Von Cesare da Sesto sind mir in
deutschen Sammlungen nur zwei Werke bekannt: das Madonnen-
bild in der Esterhazy-Galerie und die „Herodias" im Belvedere
zu Wien. (Eine schöne Rötheizeichnung mit der Studie zur
Hand des Schergen in diesem Bilde befindet sich in der Samm-
lung von Windsor, wo sie fälschlich dem Lionardo da Vinci zu-
geschrieben wird (Braun, Nr. 242). Die heilige Katharina in der
Sammlung des Städel'sehen Instituts (Nr. 43) gehört keineswegs
dem Gesare da Sesto an, sondern wol eher einem lombardisch-
venetianischen Meister.
 
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