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Mothes, Oscar [Editor]
Illustrirtes Bau-Lexikon: praktisches Hülfs- u. Nachschlagebuch im Gebiete d. Hoch- u. Flachbaues, Land- u. Wasserbaues, Mühlen- u. Bergbaues, d. Schiffs- u. Kriegsbaukunst sowie d. mit d. Bauwesen in Verbindung stehenden Gewerbe, Künste u. Wissenschaften ... (Band 2): C bis G — Leipzig, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.37489#0388
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früßengtische HLaruveife 378 Irüßrenaissance


er wird nämlich in Nässe und Frost ungemein glatt, läuft
sich auch ziemlich stark aus.
frühenglischeGauWcrsr^ ü, engl. sarl^-snAlistt st^ls,
s. englisch-gothische Bauweise,
frühgothische Gauweise, ü, s. d. Art. gothischer Stil.
Frühling, na., dargestellt als Jüngling oder Mädchen,
Blumen tragend oder mit Blumen bekränzt.
Frühüngsbrunnen, na.xl., temporäre Quellen, welche
nur vom Mai bis Oktober fließen, wie namentlich in der
Schweiz, wo sie wahrscheinlich nur von abschmelzenden
Gletschern gespeist werden, sv.
frühmittelalterlich-christliche Gruppe, s. Baustil.
Frührenaistance, t'., frz. rsnaissaneo üpriniairs, engl,
ürst rsvival-stzüs. Die Umwälzungen aus allen Gebieten
geistigen Lebens, welche die Reformationszeit charakteri-
siert, erstreckten sich natürlich auch auf die Architektur, und
brachten cs mit sich, daß der gothische Stil, der damals im
ganzen christlichen Europa Gültigkeit hatte, allmählich
diese verlor und einer Nachahmung der Antike weichen
mußte. Da aber dies, weil die Gothik sich ins Volk ein-
gelebt hatte, nicht ohne Kämpfe erfolgen konnte und diese
Kümpfe in langen: Schwanken auf und
ab wogten, so dokumentiren sie sich
auch in der Architektur. Die Art und
Weise, wie sich während dieser Kämpfe
die architektonischen Formen gestalte-
ten , nennt man F. Aber fast ist diese

drückt u. verkümmert worden; vgl. dar. d. Art. italienisch-
gothische Bauweise. Dies bringt mit sich, daß die Werke
der Zeit von 1420—1470, soweit sich an ihnen eine An-
wendung antiker Kleindetails zeigt, bei flüchtiger Betrach-
tung den Eindruckmachen,alsseiensieauchimBaugerippe
nicht mehr gothisch, obgleich bei genauem Studium dieser
Eindrucknicht nur wieder schwindet, sondern auch selbst in
Details vielfach Mittelalterliches noch sich zeigt, wie z. B.
an Fig. 1773, einem Kapitälaufsatzfries am Untergeschoß
desEndpavillons ander Eingangshalle des Dogenpalastes
zu Venedig (um 1460), bes. im Vergleich mit der Behand-
lung desselben Motivs an dem Obergeschoß aus der Zeit
um 1477 (s. Fig. 1774). An anderen Werken sind Anlage
und Details noch vollständig gothisch, und dennoch zeugen
sie, z. B. durch Weglassung der Nasen und des Maßwerks
in den Pfeilerfüllungen, durch die Hinführung einzelner
Simse quer über Dienste oder Strebepfeiler an ganz un-
geeigneter Stelle, durch einzelne Blattwendungenu, andere
Kleinigkeiten, für den bereits wieder wachsenden Einfluß
der Antike; namentlich treten in den Bilderblenden, Zin-
nennischen u. dgl. Muscheln oder glatte Rundbogen an

Zn Art. Friihrenaiffance. Fig. 177S. Schloß von Gaillon.

Fig- 1773.

Fig. 1774. Aus Venedig.

Benennung noch zu allgemein. Während der langen Dauer
vom ersten Eindringen antiker Formen zwischen die go-
thischen bis zum Sieg der Antike kann man drei Perioden
unterscheiden:
1. Periode. Die mittelalterliche Hauptdisposition, das
mittelalterliche Baugerippe, wird beibchalten, selbst die
Großdetails der Gothik, und nur Kleindetails aus der
Antike angewendet. An Stelle der Hohlkehle tritt oft der
Karnies oder eine schmale Schrägplatte, cm Stelle der
Blätterkehle der Eierstab, an Stelle der Blattknaufe oder
Blumenknäufe antike Kapitälchen re. Schon auf dieser
Stufe aber machen sich Abweichungen bei den verschiede-
nen Völkern bemerkbar, a) InItalien beginnt am frühe-
sten die erwähnte Ersetzung mittelalterlicher durch antike
Details, und zwar mit den Bauten Brunelleschüs: Dom-
kuppel zu Florenz 1420, Kirche zu St. Lorcnzo daselbst
1425 re. Die Hauptdisposition gothischer Gebäude in Ita-
lien hatte immer viel von der Klarheit und nüchternen
Verständigkeit der Antike behalten. Ja selbst das eigentliche
Baugerippe der Gvthik, die Strebepfeiler, Spitzbogen,
Giebel, Fialenic., waren zwar adoptirt, aber vielfach ver-

Stellc der Mäßwcrksbogen, z. B. an der Abbildung der
früheren Vorderfatzade des Doms von Florenz und am
Bigallo daselbst, die Kriechblumen werden lockerer und
flatteriger, z. B. an der Porta della Charta am Dogen-
palast zu Venedig (1438 ff.) rc.; auch in den Profilen der
Trummhölzer, den kleinen. Eckkonsolcn unter den Thür-
stürzen, in den Kapitälprofilen der Pilaster re. zeigt sich
dieser Anfang der Rückkehr zu antiken Formen, wie denn
auch kleine Fialen durch antikisirende Dockenkegel, Zinnen-
giebelchen durch geschwungene Aufsätze mit Kugeln er-
setzt werden re. — d) In Deutschland zeigt sich zunächst
nur eine Hinneigung zu Befreiung vonUeberschwenglichem
in Vereinfachung der Disposition, geringerer Theilung
der Hauptmassen, im Zurücktreten der Vertikaltheilung
aus ihrer, die Horizontalabtheilung völlig beherrschenden
Stellung, in erneuter Liebe zum Rundbogen, Wiederan-
wendung des Rundbogenfrieses, in Aufnahme des Stich-
bogens, ja selbst des elliptischen Flachbogens und der ge-
raden Ueberdeckung. Alle aus technischen, klimatischen und
anderen praktischen Gründen hervorgegangene Formen
aber werden beibehaltcn. Die so gestalteten, meist zwischen
 
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