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in die größte Nähe des Geliebten brachten, und ihm
jedes Zeichen der Zuneigung erlaubten xrseter stn-
xrum denn wenn auch allerdings diese Nähe in
der Zeit des Sitteuverderbs höchst gefährlich sein moch-
te: so beweist sie doch für die ältern Zeiten das Ge-
gentheil. Daß dieses stuprunr selbst die Lakedämonier
sehr hart straften, mit Landesverweisung oder Tod,
wissen wir soyst
9. So kommen wir zu dem Resultate, daß dies
eigenthümliche Verhältniß sich bei den nordhellenischen
Völkerschaften durchaus unbefangen und edel gebildet
hatte, ehe Knabenschänderei, wahrscheinlich von Lydien
her, in Griechenland bekannt geworden war. Und nur
so, wenn wir ein Doppeltes, von Grund aus Ver-
schiednes, annehmen, welches in der Griechischen Kna-
benliebe zusammengefloffen, ist überhaupt die gesammte
Ansicht und Betrachtungsweise derselben auch in der
Zeit der Attischen Bildung erklärlich, in der immer
ein reines und edles Element mit einem unreinen und
niedern auf seltsame Weise vereinigt erscheint. Merk-
würdig ist es, daß die alten Achäer, deren Leben wir
in Homers Gesängen erblicken, offenbar dies Verhält-
niß nicht kannten, da Achilleus und Patrokloö Freund-
i) Vs rox. 4,4. x. 279. Mat- 2) Aelian D. G- 3,
12. Wegen dieser csntio heißt der bei Platon Si)mp.
x.182. n-ot-cr'/ioe. Die Reinheit der Laked- Knabenliebe bezeugt der
beste Kenner Dorischer Sitten, Lenoph. Staat 2, ,z. Symp. 8,
35- Platon hat indeß auch von ihr üble Begriffe, Ges. 1, 6z6. 8,
836. Die Kretische ist mehr anrüchig geworden als die Lakonische,
Plut- säiro. 14. Beide rühmt als gleich unschuldig Max. Tyr.
äi58/ IO. x>. HZ. An den zweideutigen ttrtheilcn sind sicher fast
ganz die Attischen Komiker Schuld- Eupoliö bei Athen 1, 17 cl.
Hesych u- aa- Lexikogr. vgl- Suid- Apo-
stvl- ri, 7Z.
in die größte Nähe des Geliebten brachten, und ihm
jedes Zeichen der Zuneigung erlaubten xrseter stn-
xrum denn wenn auch allerdings diese Nähe in
der Zeit des Sitteuverderbs höchst gefährlich sein moch-
te: so beweist sie doch für die ältern Zeiten das Ge-
gentheil. Daß dieses stuprunr selbst die Lakedämonier
sehr hart straften, mit Landesverweisung oder Tod,
wissen wir soyst
9. So kommen wir zu dem Resultate, daß dies
eigenthümliche Verhältniß sich bei den nordhellenischen
Völkerschaften durchaus unbefangen und edel gebildet
hatte, ehe Knabenschänderei, wahrscheinlich von Lydien
her, in Griechenland bekannt geworden war. Und nur
so, wenn wir ein Doppeltes, von Grund aus Ver-
schiednes, annehmen, welches in der Griechischen Kna-
benliebe zusammengefloffen, ist überhaupt die gesammte
Ansicht und Betrachtungsweise derselben auch in der
Zeit der Attischen Bildung erklärlich, in der immer
ein reines und edles Element mit einem unreinen und
niedern auf seltsame Weise vereinigt erscheint. Merk-
würdig ist es, daß die alten Achäer, deren Leben wir
in Homers Gesängen erblicken, offenbar dies Verhält-
niß nicht kannten, da Achilleus und Patrokloö Freund-
i) Vs rox. 4,4. x. 279. Mat- 2) Aelian D. G- 3,
12. Wegen dieser csntio heißt der bei Platon Si)mp.
x.182. n-ot-cr'/ioe. Die Reinheit der Laked- Knabenliebe bezeugt der
beste Kenner Dorischer Sitten, Lenoph. Staat 2, ,z. Symp. 8,
35- Platon hat indeß auch von ihr üble Begriffe, Ges. 1, 6z6. 8,
836. Die Kretische ist mehr anrüchig geworden als die Lakonische,
Plut- säiro. 14. Beide rühmt als gleich unschuldig Max. Tyr.
äi58/ IO. x>. HZ. An den zweideutigen ttrtheilcn sind sicher fast
ganz die Attischen Komiker Schuld- Eupoliö bei Athen 1, 17 cl.
Hesych u- aa- Lexikogr. vgl- Suid- Apo-
stvl- ri, 7Z.