Ueber die Wahrnehmung des Unendlichen. 1^
Uebel zuzufügen, wird nie durch irgend welche Handlungen
versöhnt. „Niemals", so schliesst der Bischof, „habe ich
irgend einen Act äusseren Gottesdienstes bei ihnen be-
merkt, noch sah ich irgend Etwas, was auf irgend welche
innerliche Gottesverehrung hindeuten konnte."
Wenden wir uns von den australischen zu den
amerikanischen Wilden, so finden wir z. B. bei den Hidat-
sas oder den Grosventres am Missuri das gerade Gegen-
theil. Mr. Matthews,1 der uns eine ausgezeichnete Be-
schreibung dieser Stämme gegeben hat, berichtet wie folgt:
„Wenn wir das Wort Verehrung in seiner weitesten
Bedeutung gebrauchen, so kann man sagen, dass die
Hidatsa ausser „dem alten unsterblichen Mann" , „dem
grossen Geist", „dem grossen Geheimniss", Alles verehren,
was es in der Natur gibt. Nicht nur der Mensch, sondern
die Sonne, der Mond, die Sterne, alle niederen Thiere,
alle Bäume und Pflanzen, Flüsse und Seen, viele ver-
schlagene Steine und losgerissene Felsen, selbst Hügel,
"Vorspränge, die allein stehen, ja Alles, was nicht von
Menschenhänden gemacht ist, und ein unabhängiges Wesen
hat, oder individualisirt werden kann, besitzt einen Geist,
oder genauer, einen Schatten. Diesen Schatten gebührt
«in gewisser Respect und Verehrung, obgleich nicht allen
in demselben Masse . . . Die Sonne wird hoch verehrt,
und man bringt ihr viel kostbare Opfer." Hier sehen
wir also, wie einige uncivilisirte Völker Alles, andere
Nichts verehren, und wer soll entscheiden, welche von den
Beiden die religiösesten sind?
Werfen wir jetzt einen Blick auf die am höchsten
1 Ethnography and Philology of the Hidatsa Indians, by
"Washington Matthews. Washington, 1877.
2*
Uebel zuzufügen, wird nie durch irgend welche Handlungen
versöhnt. „Niemals", so schliesst der Bischof, „habe ich
irgend einen Act äusseren Gottesdienstes bei ihnen be-
merkt, noch sah ich irgend Etwas, was auf irgend welche
innerliche Gottesverehrung hindeuten konnte."
Wenden wir uns von den australischen zu den
amerikanischen Wilden, so finden wir z. B. bei den Hidat-
sas oder den Grosventres am Missuri das gerade Gegen-
theil. Mr. Matthews,1 der uns eine ausgezeichnete Be-
schreibung dieser Stämme gegeben hat, berichtet wie folgt:
„Wenn wir das Wort Verehrung in seiner weitesten
Bedeutung gebrauchen, so kann man sagen, dass die
Hidatsa ausser „dem alten unsterblichen Mann" , „dem
grossen Geist", „dem grossen Geheimniss", Alles verehren,
was es in der Natur gibt. Nicht nur der Mensch, sondern
die Sonne, der Mond, die Sterne, alle niederen Thiere,
alle Bäume und Pflanzen, Flüsse und Seen, viele ver-
schlagene Steine und losgerissene Felsen, selbst Hügel,
"Vorspränge, die allein stehen, ja Alles, was nicht von
Menschenhänden gemacht ist, und ein unabhängiges Wesen
hat, oder individualisirt werden kann, besitzt einen Geist,
oder genauer, einen Schatten. Diesen Schatten gebührt
«in gewisser Respect und Verehrung, obgleich nicht allen
in demselben Masse . . . Die Sonne wird hoch verehrt,
und man bringt ihr viel kostbare Opfer." Hier sehen
wir also, wie einige uncivilisirte Völker Alles, andere
Nichts verehren, und wer soll entscheiden, welche von den
Beiden die religiösesten sind?
Werfen wir jetzt einen Blick auf die am höchsten
1 Ethnography and Philology of the Hidatsa Indians, by
"Washington Matthews. Washington, 1877.
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