Ist Fetischismus die Urform aller Religion ?
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Ueberlieferungen viele Geschlechter hindurch lebendig zu
erhalten.
Herr S. «T. Whitmee, dem wir so viele wichtige Be-
obachtungen über die braunen Polynesier verdanken, be-
merkt hierüber: „Diejenigen, denen die nationalen Ueber-
lieferungen zur Bewahrung anvertraut waren, gehörten
gewöhnlich nur wenigen Familien an, und es war ihre
Pflicht und ihr Lebensberuf, die ihnen anvertrauten Legen-
den und Gesänge unversehrt von Geschlecht zu Geschlecht
zu überliefern. Dies war eine Ehrensache für die ganze
Familie. Es war die Erbpflicht der ältesten Söhne in
diesen Familien, dieselben mit wörtlicher Treue zu lernen,
zu üben und zu lehren. Es war dies nicht nur eine heilige
Pflicht, sondern das Recht, solche Mythen und Gesänge
aufzubewahren, wurde als ein ehrenvolles und werthvolles
Privileg sehr eifrig bewacht. Daher kommt auch noch
jetzt die Schwierigkeit, sie aufgeschrieben zu erhalten.
Man sah sich sogar vor, sie nicht zu oft herzusagen, und
nie ganz vollständig auf .einmal. Zuweilen hat man sie
absichtlich geändert, um die Zuhörer irre zu führen. Mis-
sionäre und andere Fremde, die sich unter den Polynesien!
aufhielten, sind in dieser Weise oft getäuscht worden,
wenn sie ein Interesse an diesen Erzählungen blicken
Hessen. Man muss der Sprache vollkommen mächtig sein,
ihre Art und Weise kennen und ihr ganzes Vertrauen be-
sitzen, ehe man hoffen kann, eine wirklich genaue Kennt-
niss ihrer alten heiligen Literatur zu erhalten. Ja selbst
dies war oft nur möglich, wenn man denen, welche diese
Schätze behüteten, versprach, sie nie auf ihren Inseln selbst
bekannt zu machen."
„Trotz aller dieser Schwierigkeiten ist es einigen Mis-
sionären und Anderen gelungen, grosse Sammlungen von
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Ueberlieferungen viele Geschlechter hindurch lebendig zu
erhalten.
Herr S. «T. Whitmee, dem wir so viele wichtige Be-
obachtungen über die braunen Polynesier verdanken, be-
merkt hierüber: „Diejenigen, denen die nationalen Ueber-
lieferungen zur Bewahrung anvertraut waren, gehörten
gewöhnlich nur wenigen Familien an, und es war ihre
Pflicht und ihr Lebensberuf, die ihnen anvertrauten Legen-
den und Gesänge unversehrt von Geschlecht zu Geschlecht
zu überliefern. Dies war eine Ehrensache für die ganze
Familie. Es war die Erbpflicht der ältesten Söhne in
diesen Familien, dieselben mit wörtlicher Treue zu lernen,
zu üben und zu lehren. Es war dies nicht nur eine heilige
Pflicht, sondern das Recht, solche Mythen und Gesänge
aufzubewahren, wurde als ein ehrenvolles und werthvolles
Privileg sehr eifrig bewacht. Daher kommt auch noch
jetzt die Schwierigkeit, sie aufgeschrieben zu erhalten.
Man sah sich sogar vor, sie nicht zu oft herzusagen, und
nie ganz vollständig auf .einmal. Zuweilen hat man sie
absichtlich geändert, um die Zuhörer irre zu führen. Mis-
sionäre und andere Fremde, die sich unter den Polynesien!
aufhielten, sind in dieser Weise oft getäuscht worden,
wenn sie ein Interesse an diesen Erzählungen blicken
Hessen. Man muss der Sprache vollkommen mächtig sein,
ihre Art und Weise kennen und ihr ganzes Vertrauen be-
sitzen, ehe man hoffen kann, eine wirklich genaue Kennt-
niss ihrer alten heiligen Literatur zu erhalten. Ja selbst
dies war oft nur möglich, wenn man denen, welche diese
Schätze behüteten, versprach, sie nie auf ihren Inseln selbst
bekannt zu machen."
„Trotz aller dieser Schwierigkeiten ist es einigen Mis-
sionären und Anderen gelungen, grosse Sammlungen von
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