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Siebente Vorlesung.

graphischen Skizzen des Wortes brahman recht hinein-
denken kann. Ohne hier den Versuch zu wagen, meine
eigene Ansicht von dem Ursprung und der Entwickelung
des Wortes auseinander zu setzen, will ich wenigstens her-
vorheben, dass Indische Grammatiker der AVurzel brih.
noch eine dritte Bedeutung geben, nämlich: tönen oder
sprechen. Dass nun das „Wort", in seiner allgemeinsten
Bedeutung, als Etwas" aufgefasst wurde, das hervortreibt,
hervorwächst, das auch nicht nur selbst hervortritt, sondern
die Gegenstände, die es bezeichnet, herausdrückt und treibt,
und dass dies namentlich für Worte gilt, die Götter be-
zeichnen sollen, dies Alles ist verständlich. Von der
Wurzel vrih, wie sie sich nach dieser Richtung hin ent-
wickelte, haben wir zunächst das Lateinische verbum, das
Gothische vaurd, denn beide sind dasselbe Wort (vergl.
barba —Isl. barctr; urbs = Sk. ardha, etc.; Ascoli, Kuhn's
Zeitschrift XVII, 334). Wie weit die Inder ein Bewusst-
sein von dieser ursprünglichen Bedeutung von bnh und
brahman bewahrten, ist schwer zu sagen; jedenfalls aber
ist es wichtig zu bemerken, dass sie Brihaspati (Herr von
bWh), als Name eines Gottes, synonymisch mit Vä&as-
pati (Herr von vä&, Rede) gebrauchen. BWhadärawyaka,
I, 3, 20 lesen wir: esha u eva bWhaspatir, vag vai bn'hati,
tasyä esha patis, tasmäd u bn'haspatiA; esha u eva brah-
mawaspatir, vag vai brahma, tasyä esha patis, tasmäd u
brahmawaspati^. Hier wird die Identität von vai;, Rede,
mit bn'hati (oder brih) und brahman deutlich ausgesprochen.
Von der Wurzel vn'h, in der Bedeutung von wachsen,
haben wir im Sanskrit barhis Sprossen, Gras, Grasbündel,
im Lateinischen virga. Auch das Lateinische verbenae, die
heiligen von den Fetialen getragenen Zweige, endlich auch
verbera (verberibus caedi) mag von derselben Wurzel
 
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