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426

Siebente Vorlesung.

auf denen die späteren Tempel der indischen Religion
ruhten.

Wir sahen dabei, wie, nachdem die Inder einmal von
dem Gedanken erfasst worden waren, dass es Etwas jen-
seit des Endlichen gäbe, sie überall in der Welt danach
gesucht, um es zu fassen und zu nennen; zuerst unter
halbgreifbaren, dann unter ungreifbaren und schliesslich
unter unsichtbaren Gegenständen.

Wenn der Mensch einen halbgreifbaren Gegenstand
erfasste, so sagten ihm seine Sinne, dass sie ihn nur theil-
weise erfassen konnten — aber dennoch war er da.

Wenn der Mensch einen ungreifbaren, und zuletzt
einen unsichtbaren Gegenstand erfasste, so sagten ihm
seine Sinne, dass sie ihn nur kaum oder gar nicht erfassen
konnten — aber dennoch war er da.

So entstand eine neue Welt voll von halbgreifbaren,
ungreifbaren, unsichtbaren Gegenständen, die alle Thätig-
keiten äusserten, welche mit den Thätigkeiten menschlicher
Wesen verglichen werden konnten und die auf diesem
Wege Namen erhielten, die ursprünglich nur einer mensch-
lichen Thätigkeit zukamen.

Yon diesen Namen passten nun einige auf mehr als
eine von diesen unsichtbaren Mächten. Sie wurden daher
zu Beiwörtern, zu allgemeinen Prädicaten; z. B. asurä,
die Lebendigen, deva, die Hellen, deva asura, die leben-
digen Hellen, die lebendigen Götter (Rig-V. X, 82, 5),
amartya, die Unsterblichen, die uns ebenso in den dtol
adävazot der Griechen, den DU Immortales der Italiker
und den unsterblichen Göttern der alten Deutschen ent-
gegentreten.

Wir sahen sodann, wie auch andere Ideen, die man
mit Recht religiöse Ideen nennen kann, ja die zu den ab-
 
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