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Wabrheitssinn der Hindus. 57

Silber und Schweigen für Gold erklärt, aber in einem weit tie-
feren Sinne als unser Sprichwort.

Denjenigen aber, welche sich bald als die Herrscher von
Millionen menschlicher Wesen in Indien finden werden, möchte
ich die Pflicht einprägen, nationale Vorurteile abzuschütteln,
welche zu einer Art von Wahnsinn werden können. Nahen Sie
sich den Indern mit solchen Gefühlen, so werden Sie ihnen weder
Aufrichtigkeit, noch Wissenschaft, noch Litteratur beibringen.
Ja sie könnten sich auf ihre eigene Litteratur berufen, selbst
auf ihre Gesetzbücher, um uns wenigstens eine Lektion in der
Wahrheit zu geben, in der Wahrheit gegen uns selbst, oder mit
anderen Worten in der — Demut.

Was sagt Yä^navalkya 58?

»Nicht unsere Einsiedelei«, sagt er — wir würden sagen
unsere Religion — »noch weniger die Farbe unserer Haut
ist die Ursache der Tugend; diese entsteht nur, wenn sie aus-
geübt wird. Deshalb thue man nicht das anderen, was einem
selbst unangenehm ist.«

Und was lehren die Gesetze der Mänavas, welche von Mill
so sehr geschmäht wurden?

»Die Übelthäter meinen: niemand sieht uns, die Götter
aber sehen sie, und der Greis im Innern59.«

»Das Selbst ist der Zeuge des Selbst, das Selbst ist die
Zuflucht des Selbst. Verachte nicht dein eigenes Selbst, den
höchsten Zeugen der Menschen60.«

»Wenn du dich allein meinst, o Freund, so erinnere dich,
es weilt doch beständig in deinem Herzen der stille Denker (das
höchste Selbst), der das Gute und das Böse schaut61.«

»Alles Gute, was du von Geburt an gethan haben magst,
o Freund, geht zu den Hunden, wenn du die Unwahrheit
redest62.«

Oder wie heißt es bei Vasish^a XXX, 1:

Ȇbe Redlichkeit, nicht Unredlichkeit; sprich die Wahr-
heit, nicht die Unwahrheit; blick in die Ferne, nicht in die
Nähe; blick auf zu dem, was das Höchste ist, nicht herab zum
Niedrigen.«
 
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