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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 16.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.25836#0274

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266

Cme Anleihe ist nMermeidlich!

Im doui'ss ou vis! -— dieser alte und schöne Räuber-
Ruf ist ausser Cours, es gibt jetzt eiu viel schöueres, schlageuderes
Motto, das uus aus einer neuesteu Atsteuer Depesche eutgegeu
tönt. Es hcißt: „ Eine Anleihe ist uuvermeidlich!" Dariu
liegt uicht so viel Brutalität wie in dem obigeu Satze, aber es
kliugt nicht weuiger energisch, die nächste Zukunst ist nicht weuiger
klar vorgezeichuet. „Eiue Anleihe ist uuvermeidlich!" -—
hiuter diesem Geldbedürfuiß - Schrei steht die ganze helleuische
Natiou urit ihrem jungeu Köuig au der Spitze, und wenn der
Wahlspruch im Großen uud Gauzeu, im „Rathe Europa's" oder
iu deu heiligeu Börseuhalleu, wo mau selbst „dem Feiud vergibt",
keiu Echo fiudet, dauu wird ihu jeder eiuzelue Grieche zu dem
seiuigeu macheu. „Eine Anleihe ist unvermeidlich" — mit dieser
Eutschuldigung stürzt sich der Räuber vor deu Thoreu Atheu's
aus deu spaziereu geheuden Eugläuder, iu dieser Ueberzeuguug
fährt der Klephte iu die Tasche des entzückteu Ruineubesuchers,
mit diesem Gedauken läßt selbst der eingeborue Kammerherr
seineu Blick durch die Zimmer des Königs schweifeu, kurz dieser
kostbare Satz muß Geiueiugill der Natiou werdeu, — iu diesem
Zeicheu müßeu die Neugriecheu siegeu! Uud wenu fremde Capi-
talisteu zwar die „Uuvermeidlichkeit" zngesteheu, aber vou der
Auleihe selbst nichts wisseu wolleu, uud weun selbst der Besuch
der Freindeu immer mehr abuimmt, daun verwirklicheu die
Griecheu ihre Absicht uuter sich selber, eiuer uimmt vom auderu
zu leiheu, jeder. nimmt sich was er braucht — lüllaäs kurü äu ss!
Gerade im Bewußtseiu des allgemeiueu Desicits liegt eine uuge-
heure moralische Kraft, es muß etwas gescheheu uud glücklich
das Volk, glücklich der Einzelne, der so recht ans iuuerster Seele
uud mit voller Gewißheit behaupten kauu: „Eiue Auleihe ist
unvepmeidlich!"

^raf Rechberg war beim Churfürsteu vou Hesseu zur Tafel. Das
ivill mir uicht ganz gefalleii. Oder sollte sich der>„böse Dietrich" so
schnell iiueiuen „guteu Friedoliu" verwaudelt habeu?

Eiu Fchllstser,

der vor zwci Jahreu eiueu Ruf uach
^ Cassel ablehute.
 
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