295
Kleme FriilrstiiMplaudereien.
Der init der Copirtinte schreibende x Fortschrittscorrespondent, der
nbernll, >vo man ihm ein Plätzchen einränmt, zu gleicher Zeit anftaucht
gibt seiner Partei geheiinnißvolle Zeichen. Es ist wahr, sagt er, die
Linke hälte eine eingehendere Kritik des Geschehenkn liefern können, ab er
- es gab Erwägnngen — oh, wir wissen Dinqe, dürfen aber nichts
sagen! So gut es Cabinetsgeheimnisse gibt, gibt's auch Parteigeheiin-
nisse! Also rnhig! — Friiher einmal hatte die Brater'sche Wochenschrift
von Vo l ksgeheimnissen gesprochen. Der llnsinn scheint aber den Erfin-
dern des Wortes selbst zn groß gewesen zn sein.
Komisch. Bei der hohen Wichtigkeit der Heeresreforin beschloß der
Münchener Volksverein, daß sich die betresfende Commission (des Volks-
vereins nämlich) wieder nüt dieser Reforin zn befassen und von Zeit zn
Zeit über den Stand ihrer Arbeit Bericht zn erstatten habe, alles in
gemüthlicher Kneiperei bei Bier, Braten und Cigarrendampf. Ferner
wurde der Commission das Recht zuerkannt, auch die Jngendwehrfrage
in den Kreis ihrer Berathungen zu ziehen. Die Stellung der Com-
mission wird nachgerade eine beneidenswerthe, da ihr immer mehr Rechte
zuerkannt werden. Die Fortsetzung der Discnssion über die hochwichtigc
Schulfrage wurde vertagt, da mehrere Mitglieder keine Lust hatten, noch
eine vie rte H albe zu trinken. Wegen schlechten Wetters war übrigens,
wie die Neuesten selbst gestehen, der Besnch ein geringer.
Den halbannectirten Staaten des norddeutschen Bundes bleibt doch
noch iininer ein schönes Quantum von S o u v e r ä n e t ä t s r e ch t e n.
So beschloß die Hamburger Regiernng: ein Blatternhaus zn erbauen,
den Stall der Brandwache um 2 Stände zu vergrößern und an der
Eisenbahn den Briefkasten zn versetzen. Graf Bismark soll erklärt haben,
sich in solche antonome Lebensäußerungen nicht im geringsten einzumischen.
Es sreue ihn, wenn die deutschen Stämme ihre „Eigenthümlichkeiten"
pflegen. _
Tenorist Niemann, der bekannte Günstling des Königs von Han-
nover soll gesagr haben: Blondel ist nicht meine Parthie, weßhalb er
sich anch hütete, seinem König nachzuziehen nnd unter irgend einem
Schlosse,zu singen: „Mich brannt' ein heißes Fieber." Jm Gegentheil:
Niemann überlegte sehr kühl und fand, daß Anschlnß an Prenßen das
Beste sei; Herr von Hülsen aber gratulirt sich zu deni reellen Machtzn-
wachs der Berlliner Oper.
Kleme FriilrstiiMplaudereien.
Der init der Copirtinte schreibende x Fortschrittscorrespondent, der
nbernll, >vo man ihm ein Plätzchen einränmt, zu gleicher Zeit anftaucht
gibt seiner Partei geheiinnißvolle Zeichen. Es ist wahr, sagt er, die
Linke hälte eine eingehendere Kritik des Geschehenkn liefern können, ab er
- es gab Erwägnngen — oh, wir wissen Dinqe, dürfen aber nichts
sagen! So gut es Cabinetsgeheimnisse gibt, gibt's auch Parteigeheiin-
nisse! Also rnhig! — Friiher einmal hatte die Brater'sche Wochenschrift
von Vo l ksgeheimnissen gesprochen. Der llnsinn scheint aber den Erfin-
dern des Wortes selbst zn groß gewesen zn sein.
Komisch. Bei der hohen Wichtigkeit der Heeresreforin beschloß der
Münchener Volksverein, daß sich die betresfende Commission (des Volks-
vereins nämlich) wieder nüt dieser Reforin zn befassen und von Zeit zn
Zeit über den Stand ihrer Arbeit Bericht zn erstatten habe, alles in
gemüthlicher Kneiperei bei Bier, Braten und Cigarrendampf. Ferner
wurde der Commission das Recht zuerkannt, auch die Jngendwehrfrage
in den Kreis ihrer Berathungen zu ziehen. Die Stellung der Com-
mission wird nachgerade eine beneidenswerthe, da ihr immer mehr Rechte
zuerkannt werden. Die Fortsetzung der Discnssion über die hochwichtigc
Schulfrage wurde vertagt, da mehrere Mitglieder keine Lust hatten, noch
eine vie rte H albe zu trinken. Wegen schlechten Wetters war übrigens,
wie die Neuesten selbst gestehen, der Besnch ein geringer.
Den halbannectirten Staaten des norddeutschen Bundes bleibt doch
noch iininer ein schönes Quantum von S o u v e r ä n e t ä t s r e ch t e n.
So beschloß die Hamburger Regiernng: ein Blatternhaus zn erbauen,
den Stall der Brandwache um 2 Stände zu vergrößern und an der
Eisenbahn den Briefkasten zn versetzen. Graf Bismark soll erklärt haben,
sich in solche antonome Lebensäußerungen nicht im geringsten einzumischen.
Es sreue ihn, wenn die deutschen Stämme ihre „Eigenthümlichkeiten"
pflegen. _
Tenorist Niemann, der bekannte Günstling des Königs von Han-
nover soll gesagr haben: Blondel ist nicht meine Parthie, weßhalb er
sich anch hütete, seinem König nachzuziehen nnd unter irgend einem
Schlosse,zu singen: „Mich brannt' ein heißes Fieber." Jm Gegentheil:
Niemann überlegte sehr kühl und fand, daß Anschlnß an Prenßen das
Beste sei; Herr von Hülsen aber gratulirt sich zu deni reellen Machtzn-
wachs der Berlliner Oper.