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gewesen sein sollte, den Fürsten v. Hohenlohe nicht zu entlassen.
Der Papst leidet gegcnwärtig so viel unter der Unhaltbarkeit
altcr Verträge, daß er sich um den Abschluß neuer, die ihn gar
nicht berührcn, kauin bekümmern dürfte.
Nein, dic Kammer hat gesprochen sx ssss, die guten Gründc
habcn gesiegt, die Vernunft und die Erwägung, daß es nimmcr-
mehr politisch sein könne, etwas Unmöglichcs zu verlangen. Kein
Groll des Beflegten, keine Ausrede wird das Resnltat vom 21.Jänncr
in trübes Licht setzen können. Der große Todte befindet sich den
Umständen gemäß wohl, es ist ihm ein Stein vom Herzen gefallen
und sobald die Friedensaussichten nur einiger Maßen zunehmen
und die strenge^Kälte vorüber ist, wird er sich nen einrichtcn.
Mit wahrem Grausen aber erfüllt Einen der Gedanke: wie, wenn
wir jeht abermals vor der Wahl eines bayrischen Landtags stünden,
wenn die Wahlkreiseintheilnng, die Candidatenreisen, die Urwähler-
Hetze u. s. f. auf's Ncue losgingen, wenn wir mit einem Fuß
in der neuen Zeit stünden und mit dem alten noch im alten
Wust — o Herr Referent, Sie treibcn so gerne Schwarzscherei,
warum habcu Sie sich dieses Bild nicht ausgcmalt? Das Referat
war schön, aber um solchen Preis zu thener!
Nein, danket Alle Gott, daß es so gekommen ist — dcr
Fortschrittspartei aber, die nach wie vor erclusiv zu bleiben scheint,
möchten wir zurufen: (juous<ius? Wohin noch? Scit dem
21. Jänner ist Deutschland einig, darüber dürften, vielleicht mit
Ausnahme einzclner Käuze, - selbst die meisten Deutschen einig sein.
Sind abcr der gelöstcn großen Frage gegenüber die alten Partei-
scheidnngen noch praktisch? Will die Fortschrittspartei die wcnigen
Concessioncn, dic dem Militärstaat abgerungen wurden und die
an den Föderalismus wenigstens nvch gemahnen, wieder rückgängig
machen? Doch wohl nicht! Oder will sie die Reichsverfassung
im freiheitlichen Sinne ausbilden, will sie die kümmerlich
eingesetzten Volksrechte pflegen nnd in die Höhe bringen? Das
wollen wir auch! Wozu also der Lärm?
Soll es bei uns künftig noch eine aparte Fortschrittspolitik
gebcn, so könnte sie sich nur auf die innern Angelegenheiten
Bayerns beziehen, z. B. Aufhebung des Concordats, Civilehe,
gewesen sein sollte, den Fürsten v. Hohenlohe nicht zu entlassen.
Der Papst leidet gegcnwärtig so viel unter der Unhaltbarkeit
altcr Verträge, daß er sich um den Abschluß neuer, die ihn gar
nicht berührcn, kauin bekümmern dürfte.
Nein, dic Kammer hat gesprochen sx ssss, die guten Gründc
habcn gesiegt, die Vernunft und die Erwägung, daß es nimmcr-
mehr politisch sein könne, etwas Unmöglichcs zu verlangen. Kein
Groll des Beflegten, keine Ausrede wird das Resnltat vom 21.Jänncr
in trübes Licht setzen können. Der große Todte befindet sich den
Umständen gemäß wohl, es ist ihm ein Stein vom Herzen gefallen
und sobald die Friedensaussichten nur einiger Maßen zunehmen
und die strenge^Kälte vorüber ist, wird er sich nen einrichtcn.
Mit wahrem Grausen aber erfüllt Einen der Gedanke: wie, wenn
wir jeht abermals vor der Wahl eines bayrischen Landtags stünden,
wenn die Wahlkreiseintheilnng, die Candidatenreisen, die Urwähler-
Hetze u. s. f. auf's Ncue losgingen, wenn wir mit einem Fuß
in der neuen Zeit stünden und mit dem alten noch im alten
Wust — o Herr Referent, Sie treibcn so gerne Schwarzscherei,
warum habcu Sie sich dieses Bild nicht ausgcmalt? Das Referat
war schön, aber um solchen Preis zu thener!
Nein, danket Alle Gott, daß es so gekommen ist — dcr
Fortschrittspartei aber, die nach wie vor erclusiv zu bleiben scheint,
möchten wir zurufen: (juous<ius? Wohin noch? Scit dem
21. Jänner ist Deutschland einig, darüber dürften, vielleicht mit
Ausnahme einzclner Käuze, - selbst die meisten Deutschen einig sein.
Sind abcr der gelöstcn großen Frage gegenüber die alten Partei-
scheidnngen noch praktisch? Will die Fortschrittspartei die wcnigen
Concessioncn, dic dem Militärstaat abgerungen wurden und die
an den Föderalismus wenigstens nvch gemahnen, wieder rückgängig
machen? Doch wohl nicht! Oder will sie die Reichsverfassung
im freiheitlichen Sinne ausbilden, will sie die kümmerlich
eingesetzten Volksrechte pflegen nnd in die Höhe bringen? Das
wollen wir auch! Wozu also der Lärm?
Soll es bei uns künftig noch eine aparte Fortschrittspolitik
gebcn, so könnte sie sich nur auf die innern Angelegenheiten
Bayerns beziehen, z. B. Aufhebung des Concordats, Civilehe,