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Münzel, Gustav
Skulpturenzyklus in der Vorhalle des Freiburger Münsters — Freiburg i. Br., 1959

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https://doi.org/10.11588/diglit.29144#0013
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Einleitung

Nachst dem Turm, der ais einer dcr schSnsten Ttirme überhaupt in seiner freicn Geistig-
keit den Blick auf sich zieht, ist es die mit einer Füile von Skulpturen ausgestattete Vorhaile
des Freiburger Münsters, die die Auhnerksamkeit erweckt. Das Untergeschoß des Turmes
bildet eine annähernd quadratischeHalle, überdeckt mit einemKreuzgewölbe; die Wände
sind mit einem als Bänkereihen ausgebildeten, vorgelegten Sockel versehen, im Osten und
Wcsten gerahmt durch die beidcn prachtvolien, abgestuften Portale, das äußere und das
innere Kirchenportai. Die beidcn andcren Seiten sind mit einer reichen Arkatur versehen.
Das Ganze ist von den glücklichsten architektonischen Verhältnissen und einem eindrucks-
vollen Wechsel von glatter Fläche und belebendem Schmuck. An den Wänden dieser Vor-
halle ist nun ein durchgehender Zyklus von Skulpturen aufgestellt, der seine Fortsetzung
findet an dem Gcwände des inneren Portals, an dessen Archivoltcnbogen und seinem
Tympanon.
Ein kurzer Überblick gebe ein Biid der Statuenfofge. Auf beiden Seiten des Eingangs
empfangen zwei Engel mit Schriftbändern den Eintretenden. An ihren Sockefn befinden
sich kleinere Figuren. An der nördiichen Westwand schiießt sich ein merkwiirdiger, junger,
modisch gekieideter Mann an mit einem von Kröten und Gewürm zerfressenen Riicken.
Ncbcn ihm steht eine nackte Frau, die nur ein Bocksfeil umgehängt hat. Ehesem seitsamen
Paar schließt sich ein Engel mit einem Spruchband an. Es folgen an der nördlichen Längs-
wand zunächst mehrere verschieden benannte, männliche und weibliche aittestamentliche
Figuren, gewöhnhch Aaron und Sara oder Zacharias und Ehsabeth genannt, dann Johannes
der Täufer, Abraham und Maria Magdalena. Es folgen die fünf klugenjungfrauen, an ihrer
Spitze Christus als Bräutigam. Auf dcr Siidseite stehen an der Westwand zwei wcibhche
Heihge, Katharina und Margareta, und anschiießend cinc dcr sicbcn Künste. Es folgen an der
Stidwand die iibrigen sechs freien Kiinste und die törichten Jungfrauen.
Am Gewände des inneren Portals setzt sich der Zyklus fort. Üher Sockeln mit Marter-
und Legendenszenen der Apostel und des Täufers befinden sich auf der Nordseite die Figur
der Ecclesia und die drei Könige, die Maria mit dem Kinde am Mittelpfeiler des Portals ihre
Geschenke darbringen. Aufder Südseite ist gegeniiber der Ecclesia die Synagogc angebracht;
es folgen nach innen zu die Marienszenen der Heimsuchung und der Verkiindigung.
Am Bogenfeld des Portals, das umzogen wird von einer Ranke, die von dem schlafenden

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