diese Straßbnrger Figur sci das Vorbild zu dcr Freiburger, bcidc Statuen stimmtcn itt
allen wesentlicben Zügen tiberein, bis auf die veränderte Kopfhaltung der Freiburger
Ecclesia. Diese ergebe sich aus der anderen Aufstehung weit unterhatb des Kreuzes. Er
bringt also die Freiburger Figur mit der Kreuzigung im Tympanon in Verbindung,
wo die Straßburger Figur mit dem Kruzifixus in Verbindung steht, und durch die ver-
änderte Aufstellung hätte die Haltung der Freiburger Figur verändert werden müssen.
Diese Beziehung besteht aber nicht, die Ecclesia steht ganz selbständig da, ohne jeden Zu-
sammenhang mit der Kreuzigung im Tympanon. Sie bhckt nicht dorthin, und ihre Hand-
haltung mit dem Kelch weist nicht dorthin, sondern die ganze Gestalt, vor aüem Gesicht
und Hand mit Kelch, sind der Synagoge auf der anderen Seite zugewandt als Zeichen des
Gegensatzes und der Überwindung. im übrigen ist dic Übcrcinstimmung bcider Figuren
nicht so groß, wie O. Schmitt sagt. Die Gewandung ist sehr ähnlich, härter und schärfer in
Straßburg als in Freiburg und von Straßburg übernommen, aber der Sinn der Figur ist ganz
anders geworden, wie ihre veränderte Haltung es anzeigt. Hebt ja auch Schmitt hervor, daß
die Züge der Freiburger Figur von einem Lächeln belebt seien, wie überhaupt die ganze
Figur nach Ausdruck und Mitteiiung dränge, ganz anders wie die zurückhaltende Straß-
burger Gestalt. Darin liegt der völiig verschiedene Sinn der Figuren, der herberen, ktihieren
Straßburger steht die warme, mütteriiche Freiburger Gestait gegenübeü.
Die Synagoge, mit den übiichen Attributen gegeben, in der Rechten den zerbrochenen Stab,
in der herabgesunkenen Linken das Gesetzbuch haitend, die Augcn mit einer Binde vcrdcckt,
ist in der Biidung des Gewandes eine ziemlich genaue Kopie der Ecciesia im Gegensinne.
Aber es fehlt ihr deren zarte Körperschwingung und die feine Moduiation im Stofflichen.
Der unterc Tcii der Figur zcigt eine späterc Rcstauration, Kopf und Hals sind modern^.
2. Die Drri;[<'Hffi(?MH(y
Auf der Südseite beginnt dic Reihe der Leibungsfiguren mit der Verktindigungsgruppe.
Um den richtigen Eindruck der beiden Figuren zu bekommen, muß man sich die schiechten
Anstückungen entfernt denken. Beim Engei ist die rechte Hand ergänzt, bei Maria beide;
besonders störend ist die Taubc, dic auf der rechtcn Hand sitzt. Dic Figur ist in Posc und
Gewandbehandlung der dritten kiugen Straßburger Jungfräu nachgebildet. Sie hat den
charakteristischen Manteiüberwurf, der schildförmig fiach über den Körper geiegt ist, eine
Mantellagerung, wie sie ähnhch auch bei der ersten und vierten törichten Jungfrau Freiburgs
auftritt (Abb. 19).
Man kann dcr Bcurtcilung der Marienfigur, wie sie Moriz-Eichborn (S. 41) ausspricht,
gewiß nicht beitreten, der in ihr das holdseiige Werk eines fein und echt empfindenden
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allen wesentlicben Zügen tiberein, bis auf die veränderte Kopfhaltung der Freiburger
Ecclesia. Diese ergebe sich aus der anderen Aufstehung weit unterhatb des Kreuzes. Er
bringt also die Freiburger Figur mit der Kreuzigung im Tympanon in Verbindung,
wo die Straßburger Figur mit dem Kruzifixus in Verbindung steht, und durch die ver-
änderte Aufstellung hätte die Haltung der Freiburger Figur verändert werden müssen.
Diese Beziehung besteht aber nicht, die Ecclesia steht ganz selbständig da, ohne jeden Zu-
sammenhang mit der Kreuzigung im Tympanon. Sie bhckt nicht dorthin, und ihre Hand-
haltung mit dem Kelch weist nicht dorthin, sondern die ganze Gestalt, vor aüem Gesicht
und Hand mit Kelch, sind der Synagoge auf der anderen Seite zugewandt als Zeichen des
Gegensatzes und der Überwindung. im übrigen ist dic Übcrcinstimmung bcider Figuren
nicht so groß, wie O. Schmitt sagt. Die Gewandung ist sehr ähnlich, härter und schärfer in
Straßburg als in Freiburg und von Straßburg übernommen, aber der Sinn der Figur ist ganz
anders geworden, wie ihre veränderte Haltung es anzeigt. Hebt ja auch Schmitt hervor, daß
die Züge der Freiburger Figur von einem Lächeln belebt seien, wie überhaupt die ganze
Figur nach Ausdruck und Mitteiiung dränge, ganz anders wie die zurückhaltende Straß-
burger Gestalt. Darin liegt der völiig verschiedene Sinn der Figuren, der herberen, ktihieren
Straßburger steht die warme, mütteriiche Freiburger Gestait gegenübeü.
Die Synagoge, mit den übiichen Attributen gegeben, in der Rechten den zerbrochenen Stab,
in der herabgesunkenen Linken das Gesetzbuch haitend, die Augcn mit einer Binde vcrdcckt,
ist in der Biidung des Gewandes eine ziemlich genaue Kopie der Ecciesia im Gegensinne.
Aber es fehlt ihr deren zarte Körperschwingung und die feine Moduiation im Stofflichen.
Der unterc Tcii der Figur zcigt eine späterc Rcstauration, Kopf und Hals sind modern^.
2. Die Drri;[<'Hffi(?MH(y
Auf der Südseite beginnt dic Reihe der Leibungsfiguren mit der Verktindigungsgruppe.
Um den richtigen Eindruck der beiden Figuren zu bekommen, muß man sich die schiechten
Anstückungen entfernt denken. Beim Engei ist die rechte Hand ergänzt, bei Maria beide;
besonders störend ist die Taubc, dic auf der rechtcn Hand sitzt. Dic Figur ist in Posc und
Gewandbehandlung der dritten kiugen Straßburger Jungfräu nachgebildet. Sie hat den
charakteristischen Manteiüberwurf, der schildförmig fiach über den Körper geiegt ist, eine
Mantellagerung, wie sie ähnhch auch bei der ersten und vierten törichten Jungfrau Freiburgs
auftritt (Abb. 19).
Man kann dcr Bcurtcilung der Marienfigur, wie sie Moriz-Eichborn (S. 41) ausspricht,
gewiß nicht beitreten, der in ihr das holdseiige Werk eines fein und echt empfindenden
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