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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 47.1926

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Hermann, Theodor: Die Geschichte des Kirchspiels Nassau bis zur Union von 1817
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https://doi.org/10.11588/diglit.60616#0044
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Die Geschichte
des Kirchspiels Nassau bis zur Union von 1817.
Von
Theodor Hermann*

I. Die vorreformatorisehe Zeit.
Die Schilderung der frühesten geschichtlichen Vergangenheit des Kirchspiels
Nassau muss mit der Feststellung beginnen, dass die Anfänge in ein undurch-
dringliches Dunkel gehüllt sind, das aufzuhellen kaum eine Möglichkeit besteht.
Dabei drängt sich sofort eine Reihe von Fragen auf, die freilich aufs Engste
mit der nach dem Ursprung des Städtchens Nassau und der Ansiedlungen in
seiner Umgebung zusammengehören. Doch mag es ein Trost sein, wenngleich
ein schwacher, dass auch für andre Orte ähnlicher Bedeutung der Wunsch, die
Zeiten ihres Beginns darzustellen, ebenso unerfüllbar ist. Ja sogar diejenige
Stelle, die dem Namen des Städtchens eine weitausgreifende Bekanntschaft
verschafft hat, die Burg Nassau, auf der einst das berühmte Grafengeschlecht
seinen Stammsitz hatte, verdankt einer Zeit und einem Geschlechte ihre Ent-
stehung, über die die Überlieferung ebenfalls Schweigen beobachtet.1)
Die vielleicht älteste Erwähnung des Ortes unter dem Namen Nasongae gehört
dem Jahre 790 an2); damals schenkte Karl der Grosse ein dortiges Hofgut der
Abtei Prüm in der Eifel. Ein weiteres erhielt, wie wir in Wandalberts Mira-
cula S. Goaris lesen3), das Stift zu St. Goar aus Dankbarkeit dafür, dass
Karls Gemahlin Fastrada am Grabe St. Goars Heilung von heftigem Zahnschmerz
suchte und fand. Nach einem allerdings bestrittenen Zeugnis vom Jahre 881
besass Prüm dortselbst eine Kirche.4) Die kaiserliche Villa am Ort, die
0 Nur ein mittelbares Zeugnis, auf das nichts zu geben ist, verkündet, dass die Erbauung
des Schlosses „her Lorenzn nach“ ins Jahr 1001 fällt. W : Xa 4. Irrig z. B. J. H Hennes,
Geschichte der Grafen von Nassau, 1. Teil, 2. Aull. Köln 1843, S. 45 Anm. Vgl. nunmehr
die Abhandlung von P. Wagner in den Nass. Annalen Bd. 46, 1925, vorweg S. 112 — 122.
Die Datierung des Erbauungsjahres auf er. 1224, die sich auf eine geschickte Ausdeutung einzelner
Stellen der einschlägigen Urkundenstellen gründet, unterliegt, wie ich an andrer Stelle dartun
werde, triftigen Bedenken Im Folgenden bedeutet W.: Staatsarchiv Wiesbaden, Akten des
Dreiherrischen, S.: Gräfl. Archiv in Nassau.
2) J. M. Kremer, Origines Nassoicae. Wiesbaden 1779, II. 7.
s) Monumenta Germaniae Histor. Script. XV, 1, pag. 367. Wenn nicht, da die Zelle
St, Goars zu Prüm gehörte, beide Nachrichten auf denselben Vorgang gehen. Siehe C. D.
Vogel, Beschreibung des Herzogthums Nassau. Wiesbaden 1843, S. 169.
4) Der Name lautet Nassona, nicht Nassova, wäre also besser auf Neissen zu beziehen,
ebenso wie vielleicht Nasongae. Vgl. Anm. 2.
 
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