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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 51.1930

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Wagner, Paul: Eine Kapellenstiftung in der Pfarrei Kiedrich: mit einer unbekannten Rheingauer Urkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.62031#0126
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Eine Kapellenstiftung in der Pfarrei Kiedrich.
Mit einer unbekannten Rheingauer Urkunde.
Von
Paul Wagner.
Gegen das Ende des 12. Jahrhunderts — eine genauere Zeitangabe ist
nicht zu machen — wurde von einem der Mainzer Erzbischöfe auf steil ab-
fallendem Bergvorsprunge nordöstlich vom Dorfe Kiedrich die Burg Scharfenstein
erbaut und ihre Sicherung einer Anzahl von Rittern anvertraut. Inwieweit diese
dem niederen Adel angehörigen Burgmannen einheimischen Geschlechtern des
Rheingaus entnommen wurden, lässt sich nicht bestimmen; einzelne stammten
aus anderen Gegenden, sei es dass sie im Rheingau vorher schon ansässig
waren, sei es dass sie der Erzbischof hierher zog, indem er ihnen einen Burg-
sitz verlieh, zu dem sie dann Grundbesitz in der Nachbarschaft erwarben.
Einige dieser Burgmannengeschlechter, jedenfalls wohl die auswärtigen, behielten
ihre hergebrachten Namen, andere nannten sich nach der ihrem Schutze an-
vertrauten Burg. Die Zahl dieser letzteren war nicht klein. P. Richter nimmt
etwa acht Familien an, die sich noch Scharfenstein nannten.1) Sie unterschieden
sich durch Beinamen und Wappen.
Eins dieser Geschlechter waren die Brun von Scharfenstein, die vermutlich
von einem Bruno abzuleiten sind. Ein Bruno, der der Ahnherr dieses Zweiges
gewesen sein könnte, wird in einer Urkunde von 1329, Juni 7, als Vater eines
damals bereits verstorbenen Johann von Scharfenstein genannt2) Seine Lebens-
zeit mag hiernach in die zweite Hälfte des 13. und den Anfang des 14. Jahr-
hunderts fallen, während sein Sohn Johann dem Ende des 13. und den ersten
Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts angehörte Aus der erwähnten Urkunde geht
hervor, dass er 1329 bereits verstorben war. Er hinterliess drei Söhne, Truschard,
Johann und Otto, sowie eine Tochter Grete, die als Nonne im Kloster Retters
lebte. Mit ihrerMutterElisabethzusammen werden die Geschwister gleichfallsin jener
Urkunde genannt, aus der man weiter noch erfährt, dass die Familie ein Haus
auf dem Scharfenstein, also wohl ein Burghaus, besass. Sie bewohnte es nicht
selbst, sondern es war einem Fremden gegen Zins überlassen worden. Wie
sich noch ergeben wird, hatten die drei Brüder ausserdem verschiedenen Streu-
besitz in Ober- und Niederwalluf, Kiedrich, Erbach und Hallgarten.
’) P. Richter, Der Rheingau. S. 46.
2) Sauer, Nass. Urkundenbuch I3 Nr. 1898. S. 150.
 
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