Eine Kapellenstiftung in der Pfarrei Kiedrich.
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Zu den Scharfensteiner Burgmannen gehörte auch die Familie der Esel-
wecke, die aus Mainz in den Rheingau gekommen war.3) Ein Hertwicus
Eselwecke erscheint bereits in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts
als Burgmann.4) Er hatte Grundbesitz in Hallgarten, Kiedrich und dem aus-
gegangenen Dorfe Drais. Nachkommen waren auch in Hattenheim begütert.
Eine Anzahl derselben wird in einer Urkunde von 1317 Januar 12, genannt,5)
darunter ein jüngerer Hertwicus, der indes damals schon nicht mehr am Theben
war, aber Kinder hinterlassen hatte.
Ob eine aus dem oberhessischen Orte Echzell stammende, schon in der
Mitte des 13. Jahrhunderts im Rheingau vorkommende Familie von Echzell
ebenfalls zu den Burgmannen von Scharfenstein gehörte, ist nicht bekannt,
wäre indes möglich. Eberhard von Echzell, der als ein adliger Herr (nobilis
vir) in einer Urkunde vom Jahre 1254, März 18, genannt wird,6) besass neben
anderen auch im Rheingau Güter zu Steinheim und Oberwalluf. Sein Geschlecht
scheint jedoch nicht weit verbreitet gewesen zu sein, pflanzte sich hier aber
bis in das 14. Jahrhundert fort, vermutlich durch seinen Sohn Eberhard. Ein
zweiter Sohn, Eberwin, war, wie es scheint, unheilbar krank und darum dem
Hospital des Klosters Eberbach zur Pflege überwiesen worden.7) Im Jahre
1333 erscheint ein Meingot von Echzell, der in Oberwalluf einen nicht unbedeuten-
den, von ihm verpachteten Streubesitz hatte. Wo sich sein Wohnsitz befand,
ob hier oder anderwärts, ist unbekannt.
Meingot muss ein gewalttätiger Mensch gewesen sein. Er beging einen
Mord, und zwar an dem zuvor genannten jüngeren Hertwig Eselweck, wobei
der ebenfalls genannte Johann Brun von Scharfenberg Helfershelferdienste
leistete. Der Fall ereignete sich vor dem Jahre 1327, da Hertwig damals, wie
erwähnt, bereits tot war.8) Ueber die Veranlassung zur Ermordung erfährt man
ebensowenig etwas, wie man weiss, welche Sühne sie nach dem Strafrecht
des Rheingaus gefunden hat. Vielleicht ist sie ungesühnt geblieben. Darauf
könnte es zurückzuführen sein, dass die Mordgesellen im Laufe der Zeit Ge-
wissensbisse empfanden, von denen sie sich zu befreien trachteten. Hierbei
konnte nur die Kirche vermitteln. Da sie Reue zeigten und Busse zu tun
bereit waren, nahm diese das Opfer, das sie bringen wollten, an, nämlich zur
Mehrung der Gottesverehrung und zum Seelenheile des Ermordeten eine Kapelle
zu bauen, für die sie die Mittel aus ihrem Vermögen bereit stellten. Johann
Brun von Scharfenstein war inzwischen verstorben.9) Sei es nun, dass seine
drei Söhne, Truschard, Johann und Otto, in die Sühnenverpflichtung des Vaters
eintraten, oder dass sie an dem Morde gleichfalls beteiligt waren — sie werden
als cointerfectores bezeichnet10) — jedenfalls hatten sie an der Ausführung
des Vorhabens Anteil.
3) Zaun, Geschichte des Ortes und der Pfarrei Kiedrich S. 74.
J) Hertwicus, 1215, Sauer I Nr. 339. S;' 242 u. öfters; vgl. Nr. 513. S. 333.
5) Sauer U Nr. 1849. S. 141.
6) Sauer I. Nr. 593. S. 367.
7) Ebenda.
8) Siehe Anm. 5.
9) Siehe Anm. 2.
10) Siehe die Anlage.
g*
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Zu den Scharfensteiner Burgmannen gehörte auch die Familie der Esel-
wecke, die aus Mainz in den Rheingau gekommen war.3) Ein Hertwicus
Eselwecke erscheint bereits in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts
als Burgmann.4) Er hatte Grundbesitz in Hallgarten, Kiedrich und dem aus-
gegangenen Dorfe Drais. Nachkommen waren auch in Hattenheim begütert.
Eine Anzahl derselben wird in einer Urkunde von 1317 Januar 12, genannt,5)
darunter ein jüngerer Hertwicus, der indes damals schon nicht mehr am Theben
war, aber Kinder hinterlassen hatte.
Ob eine aus dem oberhessischen Orte Echzell stammende, schon in der
Mitte des 13. Jahrhunderts im Rheingau vorkommende Familie von Echzell
ebenfalls zu den Burgmannen von Scharfenstein gehörte, ist nicht bekannt,
wäre indes möglich. Eberhard von Echzell, der als ein adliger Herr (nobilis
vir) in einer Urkunde vom Jahre 1254, März 18, genannt wird,6) besass neben
anderen auch im Rheingau Güter zu Steinheim und Oberwalluf. Sein Geschlecht
scheint jedoch nicht weit verbreitet gewesen zu sein, pflanzte sich hier aber
bis in das 14. Jahrhundert fort, vermutlich durch seinen Sohn Eberhard. Ein
zweiter Sohn, Eberwin, war, wie es scheint, unheilbar krank und darum dem
Hospital des Klosters Eberbach zur Pflege überwiesen worden.7) Im Jahre
1333 erscheint ein Meingot von Echzell, der in Oberwalluf einen nicht unbedeuten-
den, von ihm verpachteten Streubesitz hatte. Wo sich sein Wohnsitz befand,
ob hier oder anderwärts, ist unbekannt.
Meingot muss ein gewalttätiger Mensch gewesen sein. Er beging einen
Mord, und zwar an dem zuvor genannten jüngeren Hertwig Eselweck, wobei
der ebenfalls genannte Johann Brun von Scharfenberg Helfershelferdienste
leistete. Der Fall ereignete sich vor dem Jahre 1327, da Hertwig damals, wie
erwähnt, bereits tot war.8) Ueber die Veranlassung zur Ermordung erfährt man
ebensowenig etwas, wie man weiss, welche Sühne sie nach dem Strafrecht
des Rheingaus gefunden hat. Vielleicht ist sie ungesühnt geblieben. Darauf
könnte es zurückzuführen sein, dass die Mordgesellen im Laufe der Zeit Ge-
wissensbisse empfanden, von denen sie sich zu befreien trachteten. Hierbei
konnte nur die Kirche vermitteln. Da sie Reue zeigten und Busse zu tun
bereit waren, nahm diese das Opfer, das sie bringen wollten, an, nämlich zur
Mehrung der Gottesverehrung und zum Seelenheile des Ermordeten eine Kapelle
zu bauen, für die sie die Mittel aus ihrem Vermögen bereit stellten. Johann
Brun von Scharfenstein war inzwischen verstorben.9) Sei es nun, dass seine
drei Söhne, Truschard, Johann und Otto, in die Sühnenverpflichtung des Vaters
eintraten, oder dass sie an dem Morde gleichfalls beteiligt waren — sie werden
als cointerfectores bezeichnet10) — jedenfalls hatten sie an der Ausführung
des Vorhabens Anteil.
3) Zaun, Geschichte des Ortes und der Pfarrei Kiedrich S. 74.
J) Hertwicus, 1215, Sauer I Nr. 339. S;' 242 u. öfters; vgl. Nr. 513. S. 333.
5) Sauer U Nr. 1849. S. 141.
6) Sauer I. Nr. 593. S. 367.
7) Ebenda.
8) Siehe Anm. 5.
9) Siehe Anm. 2.
10) Siehe die Anlage.
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