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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 51.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.43110#0035
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und während er in Egypten und Palästina mit den Bewohnern immer im besten Einvernehmen stand, sei
hier viel Uebelwollen zu bemerken gewesen und habe es nicht an schlimmen Streichen gefehlt, die
ihm gespielt worden seien. 1888 ward ein neuer Feldzug nach Tiberias unternommen, mit Rückreise
über Constantinopel und Griechenland. Welche herrlichen Motive und welche classischen Eindrücke brachte
er von Constantinopel mit heim, und wie empfand er es tief, dass dort eine ausgiebige Fundgrube für
den Maler sich aufgethan hatte! Welche reiche Ausbeute würde er noch gewonnen haben, wenn ihn nicht
auf der Höhe seines Talentes und, man kann fast sagen bei voller Gesundheit, der Tod ereilt hätte !
Endlich, im Jahre 1889 ging er zur Ausstellung nach Paris, mit einem Abstecher nach Havre. Noch
fand ihn der Herbst auf Hertenstein am Vierwaldstätter See mit reizenden Studien beschäftigt und war
ihm vor seinem Ende die Zeit vergönnt, zwei brillante Gemälde zu vollenden, die in der Folge durch
photographische Abbildung populär geworden sind.
In dem Atelier zu Florissant wurden gleich wie in jenem der Stadt einige schöne Soireen gegeben.
Dasselbe bestand aus zwei geräumigen Zimmern, welche durch orientalische Teppiche von einander getrennt
waren; auch der Boden und die Divans waren mit solchen belegt. Die Möbel waren einfach, aber elegant;
doch liess das Interesse an den die Wände bedeckenden Malereien über die sonstige Ausstattung liinweg-
selien. Die Reisen Veillon’s in den Orient veranlassten ihn, seine Bilder mit Figuren von einiger Bedeutung

zu staffiren. Er hatte sich ein vollständiges Reitzeug für Pferd und Kameel, sowie männliche und weib-
liche Costüme der egyptischen Fellachen und der Bauern Palästinas angeschafft ; er bekleidete damit seine
Modelle und malte sie dann nach der Natur. Um sich die Vortheile des vollen Tageslichtes zu sichern,

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fte, bescheidene und liebenswürdige Natur, und diese Eigenschaften finden sich
wieder. Er vermied Alles, was heftig, schreiend in der Farbe oder unruhig in
' auf seinen Reisen in fernem Lande suchte, das war die Einfachheit der Motive,
shkeit des Tones. So wollte er sich auch sein Vaterland, die Schweiz, gestalten,
st. Da er ihre Natur im Sommer hart und roh (?) fand, machte er seine letzten
und Spätherbst. Im Frühling entwarf er über ein und dasselbe Motiv zu Brienz
. Im Vordergrund frisch ergrünende Wiesen, in zweiter Linie die Dächer des
bstbäumen, dann der See, eingerahmt von den sich in die Ferne verlierenden
der röthlichen Färbung des Winters. Dieser Vorwurf behagte ihm sehr; er be-
Wetter und unter grauem Himmel, in die Breite und in die Höhe, und endete
stellen, welches allseitig grössten Beifall fand. Im verflossenen Herbst, als die
bt waren, schlug er sein Zelt zu Hertenstein auf. Auf dieser seiner letzten Tour
übschesten Studien, die zu beschreiben uns zu weit führen würde. Der Mann
siner Träume gefunden ; er sollte sie aber leider nicht mehr verwirklichen dürfen.
Januar 1890.-

ohne der Unbill der Witterung ausgesetzt zu sein, hatte er seinem Atelier ein drittes Gelass anbauen lassen,
welches vollständig mit Glas gedeckt war und daher dem Lichte Zutritt gestattete, als ob man sich auf
freiem Felde befände. Da sass auf hölzernem, mit echten Teppichen bedeckten, nach palästinensischer Art
gesatteltem und gezäumtem Kameele das mit dem nationalen Costüme bekleidete Modell; da fanden sich
Elieser, die Beduinen und Araber und alle jene cliaracteristischen Gestalten,
s Meisters eine so entschiedene Localfarbe gaben.


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