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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 56.1896

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Das Leben des Malers Raphael Ritz von Niederwald
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II.
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III.
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https://doi.org/10.11588/diglit.43115#0025
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19

ganzen Darstellung, allem lagen naturgetreue Studien zu gründe und nie hätte er eine
Felspartie gemalt, deren Gestein nicht den geologischen Eigenschaften der dortigen
Gegend entsprach, oder auch nur eine Blume, die der Botaniker an dieser Stelle ver-
gebens gesucht hätte. Ritz ist nicht bloss durch Geburt Walliser, sondern besonders
noch als Künstler der begeisterte Sohn seiner Heimat.
Mehrere der im obenerwähnten Briefe aufgezählten vierzehn Entwürfe wurden als
Bilder ausgeführt, darunter «Eine Dorfgeschichte», die in Hannover ausgestellt und
angekauft wurde, ferner «Das Blindekuh-Spiel», auf der rheinisch-westphälischen Aus-
stellung vom dortigen Kunstverein erworben.
Schon während der Zeit, als Ritz noch im Atelier des Herrn Professor Jordan war,
hatte er sich bereits mit selbständigen Arbeiten beschäftigt; im Jahre 1860 nun trat er
aus dem Atelier, um fortan auf eigenen Füssen die Künstlerbahn zu wandeln. Er
schreibt darüber an seinen Vater:
«Es hat für mich ein neuer wichtiger Abschnitt in meiner Lebensbahn begonnen;
denn der Schritt vom Schülerverhältnis heraus ist doch bedeutend und wichtig genug,
Gott gebe mir seinen Segen und Beistand in meiner fernem künstlerischen Laufbahn!
Ich werde thun, was ich kann, und so wird’s mit Gottes Hülfe wohl gehen!»
III.
Mit Mut und Gottvertrauen hatte Ritz nun das Steuer ergriffen, um seinen Lebens-
kahn als Künstler eigenhändig zu führen, das Ziel fest im Auge und als Kompass sein
sicheres Gefühl für das Schöne, Grosse, Edle und Wahre. Seine ersten Erfolge waren
auch dazu angethan, ihm Vertrauen in die Zukunft zu geben, und waren eine günstigere
Prognostik, als der Witz eines seiner Mitschüler, er solle sich Rhum einschenken
lassen, denn andern Ruhm werde er wohl nie ernten.
Rüstig malte er nun und jedes neue Bild brachte ihm auch eine neue Aufmunterung.
«Die Waldkapelle» auf der National-Kunstausstellung in Brüssel wurde von der «In-
dependence beige» anerkennend erwähnt und von der Commission directrice de l’Ex-
position angekauft; «Vor der Schule» in Lüttich ebenfalls von der Commission directrice
de l’Exposition erworben; «Bekränzung eines Madonnenbildes» in Düsseldorf verkauft.
Das Bild «Auf der Weide» ging nach Danzig, der Carton davon aber wurde als aus-
geführte Zeichnung für die Verlosung zum Zwecke der Erwerbung des Jakobigartens
für den Malkasten geschenkt. Das auf die rheinisch-westphälische Kunstausstellung
gesandte Bild «Zur Weihnachtszeit» wurde vom Kunstverein erstanden. «Vor der
Schule» wurde mit Änderungen als Seitenstück zur «Bekränzung eines Madonnen-
bildes » bestellt. Wenn ihm die Wiederholung eines Motivs verlangt wurde, so konnte
sich Ritz nie zu einer blossen Copie verstehen, sondern sein Streben nach Verbesserung
und Fortschritt machte sich überall geltend. « Embarras d’etude» kam auf die Kunst-
ausstellung in Düsseldorf und erfreute sich einer günstigen Kritik im «Düsseldorfer
Anzeiger». Einen besondern Triumph feierte Ritz mit seiner «Kleinen Kavallerie»,
 
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