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Natmschönheiten.

gedehnte Hochebene mit ihren fruchtbaren Ackerfeldern, dort bilden
riesige Pappeln die Grenzmarken des Lautenbacher Herrschafts-
guts, und südlich ist die Hochebene schön umrahmt durch die
waldigen Vorposten der Löwensteiner Berge, an deren Fuß
Dahenfeld weit drüben im Süden im Thal des Dahbachs her-
überwinkt. Rasch gelangen wir von da in westlicher Richtung zum
schlösserreichen Kochendorf und wieder zum Neckar und wolleu
nun noch zum guten Ende hinüber nach der aus dem seuseitigeu
Ufer hochansteigenden ehemaligen Neichsstadt, setzt hessischen Stadt
W i m p f e n.

Schon bei der Eisenbahnbrücke, die mit einem Steg sür
Fußgänger von Jagstfeld nach Wimpsen sührt, haben wir auf-
und abwärts Ausblicke von ganz eigener Schönheit: auswärts
über dem Spiegel des Neckgrs, worauf buntbewimpelte Schifse
gleiten, iin Mittelgrunde Heilbronn mit seineu Thürmen und
Kuppeln, dahinter die Waldgebirge Schwabens mit ihren langen
sich verschränkenden Linien. Links, näher bei Neckarsulm, die
stolz isolirte Gestalt des Scheuerbergs. Eiue schwärmerische, sast
schwermüthige Stimmuug gibt uus dieses Bild, besonders am
Abend, wenn über den Waldgebirgen goldene Wolkenstreifen
schweben und widerscheinen im rnhigen Flnß, während seine
Usergebüsche und -Bäume schou in finstere Gräue versenkt sind.
— Der andere Blick, thalabwärts, gibt das vielgethürmte, hoch
aus den Berggrat gestellte Wimpfen und es erscheinen, bei dieser
Lage der mäßig großen, aber lang hingestreckten Stadt, jcharf
umrissen und ganz deutlich die einzelnen Gebäude, Dächer,
Giebel, Kirchen und mächtigeu Bergfriede, von denen je einer
vorn und inmitten aufragt in dräuender Masse, — und unten
vor der Stadt steigt aus Baumwipfeln das große und herrliche
Werk der Stiftskirche zu Wimpfen im Thal. Ueberall innigste
Verbindung landschastlicher Reize mit edlen Werken der Baukunst.
Sei es, daß der Wanderer aus den Linden der Neckarebene die
slüssigen Formen eben dieser Stiftskirche, die ein aus Paris ge-
kommener Baumeister als die erste gothische Kirche in der
Gegend erbaute, aufstreben sieht und noch heute durchzuckt wird
vom frischen, sremden und hochgenialen Geist dieses Bauwerks,
daneben im verlassenen Kreuzgang, über verwischte Grabplatten
schreitend, die wundervolle Schönheit der Maßmerksfenster und
ihrer Blätterkapitäle bestaunt, oder daß ihm beim Ausstieg zur
Bergstadt riesenhaste Buckelquaderthürme entgegenstarren, uralte
Thore und malerische Holzhäuser, daß er zwischen ernsten
 
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