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Hartmann, ... [Red.]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 61): Beschreibung des Oberamts Neckarsulm: mit fünf Tabellen, einer historisch kolorirten Karte des Oberamts und drei lithographirten Ansichten — Stuttgart, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.11583#0090
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74

Thierreich.

Es werden hiebei die im Winterschlaf betänbten am Grunde gesellig
ruhenden Barben (Lnrda ünvintilis) in Jagst und Kocher derart
erbeutet, daß man auf der gefrorenen Eisdecke oberhalb der Wehre
durchsichiige Stellen aufsucht, von melchen man eine größere Strecke
des Grundes übersehen kann. Hat man eine Kolonie Barben
entdeckt, fo ivird über ihr das Eis eingeschlagen, und mit
Stangen von 2 — 3 Meter Lünge, an deren Ende eine breite
vielzinkige Gabel befestigt ist, einer dcr Fische nach dem andern
angespießt und heraufgeholt. Die uicht gestochenen Fische ivachen
nicht auf, und mit einiger Vorsicht kann man die ganze Ge-
sellschaft, ost 10 — 20 Stück, ans dem Wasser herausziehen.
Die Barben, ivelche besonders gern von Krebsen sich nähren,
erreichen im Kocher eine ansehnliche Größe, ich sah einmal in
Oedheim cin Exemplar von 7 Pfd.

Von Amphibien ist mir keine der Gegend eigenthümliche
seltenere Art zu Gesicht gekommen; so sah ich nie die nach älteren
Nachrichten in der Gegend vorkommen sollende ülueertu muruiis.
Häusig ist die Schlingnatter (Oorouella luoviZ). die Ringelnatter
(Ooludor uutrix) und die Blindschleiche. An Fröschen und
Kröten ist ebenfalls kein Mangel, doch kann ich über die ver-
schiedenen Artcn keine Angabe mnchen.

Von den zufällig beobachteten Vögeln der unteren Kocher-
gegend sind bemerkenswerth: Der Ziegenmelker (OuprimulAus
kuropueu^), der Eisvogel, die Goldamsel, der Wiedehopf, die
Nachtigall, das Goldhähnchen, der Fischreiher, das Rohrhuhn
(Onllinuln olilorogum), das in der kalten Jahreszeit im Kocher-
kanal oft oyne Scheu nnter meinen Fenstern sich zeigte. Oefters
sind im Winter Singschmäne (0)Anu8 inu^ioim) in der Gegend
getrosfen worden, nnd ein sehr schönes in Jagstfeld geschossenes
Exemplar eines solchen ziert die Sammlung des vaterländischen
Vereins für Naturkunde in Stuttgart. Von den Raben niachte
der Verfasser zur Nistzeit die Beobachtung, daß dieselben am
Kochermehr die kleinen Fische, welche sich in den Ritzen zwischcn
den Pslastersteinen gefangen haben, hervorholen, mit einer schnellen
Bewegung des Schnabels abschlagen und aus eine trockene Stelle
legen. Haben sie so viele beisammen, als sie zumal im Schna«
bel sorttragen können, so sliegen sie damit zum Nest, um nach-
her die gleiche Arbeit von Neuem zu beginnen. (Vgl. auch S. 73.)

Von den Säu g ethier en kommen die gewöhnlichen Bewohner
von Feld, Wald nnd Haus vor, und eine besondere Häufigkeit oder
ein Vorkommen in schädlicher Weise ist mir nicht bekannt. Höch-
 
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