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112

Bevölkerung.

und Spott. Jn Krankheitsfällen wird stark Sympathie betrieben, und
es werden alte Weiber, Schäfer, Schmiede, besonders aber Fuhrleute,
die im Geruch des Helfenkönnens stehen, konsultirt. Ein Hepen-
meister und Hauptsympathetiker Dollmann spielte lange in einer
gewissen Gegend eine große Rolle und erfrente sich zahlreichen Zu-
spruchs, bis er selbst den Pocken erlag. Besonders bei Krankheiten
des Auges, den Schußblattern rc. wird häufig Hilse an der falschen
Stelle gesucht. Bei Kindbetterinnen wird darauf geachtet, daß uichts
aus dem Hause geliehen werde; will sich der krankhaste Zustand
nicht heben, so wird ^das Hühnle zum Dachladen hinausgelassen^
und angenommen, daß mit dem Huhn der böse Geist der Krank-
heit aus dem Hause getrieben werde. Bei Neugeborenen soll
vor der Taufe der Kops des Kindes auf einem untergelegten
Gebetbuch ruhen, auch soll in der ersten Nacht ein Licht brennen,
damit dem Kinde nichts beikommen kann. Jn Jagsthausen soll
sich der Brauch, die Obstbäume, zur Erhöhung der Fruchtbarkeit,
am Weihnachtsabend beim Betläuten mit Strohseilen zu um-
binden, bis in die neuere Zeit erhalten haben. (Birlinger, Aus
Schwaben 2, 13.)

S a g e n.

Natürlich spukt es sast auf alleu Markuugeu au der oder jeuer
Stelle, wo mau irregeführt wird, wie im Kocherwäldcheu bei Jagst-
feld, oder wo mau eine weihe Gestalt sieht, wie am Saliueukaual auf
Duttenberger Markung und am Kocher bei Gochseu, wo eiumal eiu Mord
au einem Mädchen verübt wordeu sein soll. Auch auf Oedheimer
Markung soll man bei Falkenstein eineu Geist gesehen habeu, das
Falkensteiner Lichtle, sowie im Gemeindewald Diener oder Loch, wo
irüher ein Nonnenkloster gestanden habe, eine Nonue, das Lochfräulein
genannt. „Das wilde Heer^ trilt ganz vereinzelt auf: auf Brettacher
Markung, bei der nach Laugenbeutingen führeuden Vizinalstraße, will
man es schon vernommen haben. Besonders im Wald ist es zum Theil
uicht geheuer, so beim schönen Eichle im Hardthäuser Wald, einer in
früheren Aeiten durch Räubereien unsicheren Gegend; im Lochwald,
Kocherthürner Markung, soll das „Lohmännleirw sein Wesen treiben,
und der „Häldengeist" rumort theils aus den südlichen Waldhöhen des
Bezirks bei Cleversulzbach, theils treibt er auch auf der Ebene, in den
Feldern des Kocherthals, sein Unwesen, wo er nächtliche Wanderer
durch betrüglichen Jrrlichtschein irreführt. Jn Zusammenhaug mit ihm
mag auch der ^OHrfeigenplahG auf Gochsener Markung stehen, an
welchem der Nachts Vorübergehende von unbekannter Hand einen
Schlag erhalten soll. Jn Gochsen erzählt man noch, daß in dem Tuff-
steinfelsen am südöstlichen Hang gegen den Kocher, wo früher eine Art
Höhle war, in alten Zeiten die „Wasserfrälich^ s—fräulein) gewohnt
haben, welche öfters Nachts zn den Bewohnern Gochsens auf Besuch
 
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