Besondere Schicksale.
215
hard von Birmunden mit 277 reisigen und Wagen-Pferden über
3 Wochen (Akten in Neuenst.)
Gegen Ende des 16. Jahrhnnderts spielt noch einmal ein
Stück mittelalterlichen Fehdewesens in der Gegend. Konrad
Knipping, Deutschordens-Komthur in Heilbronn, ward 1589
dnrch Beschlnß der Ballei Franken nnd der Regiernng in Mer-
gentheim von seiner Stelle verdrängt. Mit kurpfälzischer llnter-
stützung ivarb er Kriegsvolk an und bemächtigte sich des deutschen
Hauses in Heilbronn, sowie der Besitzuugen des Ordens in
Gnndelsheim, Kirchhausen w., bis er, vom Kaiser in die Acht
erklürt, 1592 sich flüchten mußte. (Binder, Württ. Münz- und
Med.-Kunde 475).
Jm dreißigjährigen Krieg war unser Bezirk einer von
dencn im Lande, die am srühesten die Schrecken und Nöthe der
heillosen Zeit durchkosten inußten. Als inr Spätherbst 1621
Graf Ernst von Mansseld der Pfalz zuzog, sie für den unglück-
lichen Böhmenkönig wieder zu erobern, ließ er sich dnrch die
Aufstelluug von 200 Mann Landesauswahl in den Aemtern
Weinsberg und Möckmühl nicht abhalten, in letzteres einzufallen
und ganze Heerden Vieh und viele Pferde wegzutreiben. (v. Mar-
tens, Gesch. d. krieg. Ereign. 290). Die berühmte, sagen-
umsponnene Schlacht vour 6. Mai 1622, melche von Wimpfen
den Namen sührt, aber aus der Markung des Dorfes Ober-
Eisesheim stattfand, so daß man von den Thürmen des gegenüber-
liegenden Neckarsulm den ganzen Verlaus der blutigen Schlacht
verfolgen kounte, wird auch dieser Stadt manches Schlimme gebracht
haben. Berichtet wird wcnigstens, daß Spanier dort lagen und
Beute dahin schleppten (a. a. O. 297, Zeitschr. f. d. Gesch. d.
O.R. 32, 38.) Wie oft und wie lauge sortau Stadt und Land,
die so nahe dein im ganzen Krieg furchtbar mitgenommenen Heil-
bronn, an einem der wichtigsten Flußübergänge und Straßen-
wechsel lagen, Durchzüge und Einqnartirungen zu bestehen hatten,
ist nicht anfzuzählen. Wie verheerend die durch den Krieg einge-
schleppten Krankheiten wirkten, zeigen die Beispiele von Oedheim,
wo gegen den Jahresdurchschnitt von kaum 20 Gestorbenen vom
September 1626 bis Februar 1627 nicht weniger als 184 Per-
sonen starben, und von Neckarsulm, wo im I. 1635 sechsthalb-
hundert Menschen hingerasst wurden (damals geschah es, daß König
Ferdinand wegen der Pest von Heilbronn zuerst nach Philipps-
bnrg, dann aus Schloß Horneck, von da nach Heuchlingen
und zuletzt nach Ellwangen sich flüchtete). Dazu die Vielen,
215
hard von Birmunden mit 277 reisigen und Wagen-Pferden über
3 Wochen (Akten in Neuenst.)
Gegen Ende des 16. Jahrhnnderts spielt noch einmal ein
Stück mittelalterlichen Fehdewesens in der Gegend. Konrad
Knipping, Deutschordens-Komthur in Heilbronn, ward 1589
dnrch Beschlnß der Ballei Franken nnd der Regiernng in Mer-
gentheim von seiner Stelle verdrängt. Mit kurpfälzischer llnter-
stützung ivarb er Kriegsvolk an und bemächtigte sich des deutschen
Hauses in Heilbronn, sowie der Besitzuugen des Ordens in
Gnndelsheim, Kirchhausen w., bis er, vom Kaiser in die Acht
erklürt, 1592 sich flüchten mußte. (Binder, Württ. Münz- und
Med.-Kunde 475).
Jm dreißigjährigen Krieg war unser Bezirk einer von
dencn im Lande, die am srühesten die Schrecken und Nöthe der
heillosen Zeit durchkosten inußten. Als inr Spätherbst 1621
Graf Ernst von Mansseld der Pfalz zuzog, sie für den unglück-
lichen Böhmenkönig wieder zu erobern, ließ er sich dnrch die
Aufstelluug von 200 Mann Landesauswahl in den Aemtern
Weinsberg und Möckmühl nicht abhalten, in letzteres einzufallen
und ganze Heerden Vieh und viele Pferde wegzutreiben. (v. Mar-
tens, Gesch. d. krieg. Ereign. 290). Die berühmte, sagen-
umsponnene Schlacht vour 6. Mai 1622, melche von Wimpfen
den Namen sührt, aber aus der Markung des Dorfes Ober-
Eisesheim stattfand, so daß man von den Thürmen des gegenüber-
liegenden Neckarsulm den ganzen Verlaus der blutigen Schlacht
verfolgen kounte, wird auch dieser Stadt manches Schlimme gebracht
haben. Berichtet wird wcnigstens, daß Spanier dort lagen und
Beute dahin schleppten (a. a. O. 297, Zeitschr. f. d. Gesch. d.
O.R. 32, 38.) Wie oft und wie lauge sortau Stadt und Land,
die so nahe dein im ganzen Krieg furchtbar mitgenommenen Heil-
bronn, an einem der wichtigsten Flußübergänge und Straßen-
wechsel lagen, Durchzüge und Einqnartirungen zu bestehen hatten,
ist nicht anfzuzählen. Wie verheerend die durch den Krieg einge-
schleppten Krankheiten wirkten, zeigen die Beispiele von Oedheim,
wo gegen den Jahresdurchschnitt von kaum 20 Gestorbenen vom
September 1626 bis Februar 1627 nicht weniger als 184 Per-
sonen starben, und von Neckarsulm, wo im I. 1635 sechsthalb-
hundert Menschen hingerasst wurden (damals geschah es, daß König
Ferdinand wegen der Pest von Heilbronn zuerst nach Philipps-
bnrg, dann aus Schloß Horneck, von da nach Heuchlingen
und zuletzt nach Ellwangen sich flüchtete). Dazu die Vielen,