STIFTER - SCHIRMER - MÖNCHE.
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+ SEPVLCRVM DOMINI BERCHTOLDI COMITIS DE EBERSTEIN ET DOMINA VTA VXORIS EIVS
FVNDATORUM HVIVS MONASTERII ET PLVRIMORVM COMITVM DE EBERSTEIN HIC AB OLIM
SEPVLTORVM.
ANNO DOMINI MCCLXXXX OBIIT DOMINVS OTTHO SENIOR ILLVSTRIS COMES DE EBER-
STEIN QVI MVLTA BONA HVIC FECIT MONASTERIO.
(Grabstätte des Herrn Berthold Grafen von Eberstein und der Frau Uta, seiner Gemahlin, der
Stifter dieses Klosters und zahlreicher Grafen von Eberstein, die in (Herren)alb seit langer Zeit be-
graben wurden. - Im Jahre des Herrn 1290 starb Herr Otto, der erlauchte Graf von Eberstein, der
diesem Kloster reiche Güter gab.)
Der Wortlaut dieser Inschrift ist ganz deutlich dem Klosterstifter mit seinen Nachfah-
ren gewidmet und spricht insgesamt die Verdienste des Ebersteiner Geschlechtes um
Herrenalb an, nicht nur die des Klostergründers, sondern auch und betont des Gründer-
Urenkels Otto (d. Ä.), der wiederum ein Bruder des Speyerer Bischofs Conrad war. Sein
Todesjahr ist mit 1290 falsch angegeben, er starb 1279 und gilt als der bedeutendste Ver-
treter des Geschlechts vor dem Machtverfall der Ebersteiner10. Errichtet wurde das Grab-
mal wohl in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und sicher vor 1387; eine solche Reprä-
sentation für die bedeutendsten Vertreter des Geschlechts schien damals wohl angezeigt,
weil die Herrschaft der Ebersteiner dem Ende zuging; der größte Teil der Grafschaft war
bereits an die Markgrafen von Baden verkauft. Es ist daher auch letztlich fast symbolisch,
daß von diesem ursprünglich zweifellos sehr aufwendigen Stiftergrab nur ein fast quadra-
tisches Bruchstück erhalten blieb, auf dem der Textbeginn + sepvlcr(vm) zu lesen und ein
Ansatz vom Maßwerk des Mittelfeldes erkennbar ist; die Zuordnung ermöglicht eindeu-
tig nur die Beschreibung in den Aufzeichnungen von 1553. Die Schrift des Fragments -
eine späte gotische Majuskel - läßt sich durch Vergleiche mit anderen Denkmälern in der
Nachbarschaft zeitlich eingrenzen (Tafel 26).
Eine Ergänzung solcher Bruchstücke ist (hier wie bei anderen Denkmälern) nur dann
möglich, wenn die schriftlichen Überlieferungen früherer Jahrhunderte bewahrt wurden;
es ist für Herrenalb vor allem Georg Heinrich Krieg von Hochfelden, der in seiner Ge-
schichte der Grafen von Eberstein die Quellen aus dem Jahr 1553 im Wortlaut wiedergibt;
sie beschränkt sich allerdings weitgehend auf die Angehörigen der Familie Eberstein. Ei-
ne weiterreichende und sehr gute Überlieferung findet sich außerdem in dem sog.
>Pfarrerbuch< des Pfarrers Johann Friedrich Ammermüller (1742-1824) aus dem Jahr
1776, das Texte und zahlreiche unbeholfene Nachzeichnungen überliefert, die eine Identi-
fikation mit den aufgefundenen Bruchstücken ermöglichen11. Ammermüller war seit 1767
Pfarrer in Herrenalb und anschließend daran bis zu seinem Tode Pfarrer in Hohenstau-
10 Vgl. zu dem Todesdatum G. Wunder, Otto von Eberstein. Bemerkungen zu seiner Biographie
und Genealogie, in: ZGO 123 (1975), S. 93-102; H. Pflüger, Schutzverhältnisse und Landesherr-
schaft der Reichsabtei Herrenalb von ihrer Gründung im Jahr 1149 bis zum Verlust ihrer Reichsun-
mittelbarkeit im Jahre 1497, Stuttgart 1958, S. llff.
11 Wie Anm. 9. Das Pfarrerbuch von Ammermüller ist zugänglich im Archiv der Evangelischen
Landeskirche Stuttgart, Sigel 491b, 4. Als Gewährsmann für eine Reihe von Abschriften wird ein
H. Zicken genannt, dieser weiß aber selbst nicht, woher er sie hat. Die verzeichneten Denkmäler
stimmen weitgehend mit dem heutigen Bestand überein; es fällt aber auf, daß eine Reihe von Denk-
mälern nicht berücksichtigt ist, so etwa die Gedächtnisplatten für die Äbte der Frühzeit.
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+ SEPVLCRVM DOMINI BERCHTOLDI COMITIS DE EBERSTEIN ET DOMINA VTA VXORIS EIVS
FVNDATORUM HVIVS MONASTERII ET PLVRIMORVM COMITVM DE EBERSTEIN HIC AB OLIM
SEPVLTORVM.
ANNO DOMINI MCCLXXXX OBIIT DOMINVS OTTHO SENIOR ILLVSTRIS COMES DE EBER-
STEIN QVI MVLTA BONA HVIC FECIT MONASTERIO.
(Grabstätte des Herrn Berthold Grafen von Eberstein und der Frau Uta, seiner Gemahlin, der
Stifter dieses Klosters und zahlreicher Grafen von Eberstein, die in (Herren)alb seit langer Zeit be-
graben wurden. - Im Jahre des Herrn 1290 starb Herr Otto, der erlauchte Graf von Eberstein, der
diesem Kloster reiche Güter gab.)
Der Wortlaut dieser Inschrift ist ganz deutlich dem Klosterstifter mit seinen Nachfah-
ren gewidmet und spricht insgesamt die Verdienste des Ebersteiner Geschlechtes um
Herrenalb an, nicht nur die des Klostergründers, sondern auch und betont des Gründer-
Urenkels Otto (d. Ä.), der wiederum ein Bruder des Speyerer Bischofs Conrad war. Sein
Todesjahr ist mit 1290 falsch angegeben, er starb 1279 und gilt als der bedeutendste Ver-
treter des Geschlechts vor dem Machtverfall der Ebersteiner10. Errichtet wurde das Grab-
mal wohl in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und sicher vor 1387; eine solche Reprä-
sentation für die bedeutendsten Vertreter des Geschlechts schien damals wohl angezeigt,
weil die Herrschaft der Ebersteiner dem Ende zuging; der größte Teil der Grafschaft war
bereits an die Markgrafen von Baden verkauft. Es ist daher auch letztlich fast symbolisch,
daß von diesem ursprünglich zweifellos sehr aufwendigen Stiftergrab nur ein fast quadra-
tisches Bruchstück erhalten blieb, auf dem der Textbeginn + sepvlcr(vm) zu lesen und ein
Ansatz vom Maßwerk des Mittelfeldes erkennbar ist; die Zuordnung ermöglicht eindeu-
tig nur die Beschreibung in den Aufzeichnungen von 1553. Die Schrift des Fragments -
eine späte gotische Majuskel - läßt sich durch Vergleiche mit anderen Denkmälern in der
Nachbarschaft zeitlich eingrenzen (Tafel 26).
Eine Ergänzung solcher Bruchstücke ist (hier wie bei anderen Denkmälern) nur dann
möglich, wenn die schriftlichen Überlieferungen früherer Jahrhunderte bewahrt wurden;
es ist für Herrenalb vor allem Georg Heinrich Krieg von Hochfelden, der in seiner Ge-
schichte der Grafen von Eberstein die Quellen aus dem Jahr 1553 im Wortlaut wiedergibt;
sie beschränkt sich allerdings weitgehend auf die Angehörigen der Familie Eberstein. Ei-
ne weiterreichende und sehr gute Überlieferung findet sich außerdem in dem sog.
>Pfarrerbuch< des Pfarrers Johann Friedrich Ammermüller (1742-1824) aus dem Jahr
1776, das Texte und zahlreiche unbeholfene Nachzeichnungen überliefert, die eine Identi-
fikation mit den aufgefundenen Bruchstücken ermöglichen11. Ammermüller war seit 1767
Pfarrer in Herrenalb und anschließend daran bis zu seinem Tode Pfarrer in Hohenstau-
10 Vgl. zu dem Todesdatum G. Wunder, Otto von Eberstein. Bemerkungen zu seiner Biographie
und Genealogie, in: ZGO 123 (1975), S. 93-102; H. Pflüger, Schutzverhältnisse und Landesherr-
schaft der Reichsabtei Herrenalb von ihrer Gründung im Jahr 1149 bis zum Verlust ihrer Reichsun-
mittelbarkeit im Jahre 1497, Stuttgart 1958, S. llff.
11 Wie Anm. 9. Das Pfarrerbuch von Ammermüller ist zugänglich im Archiv der Evangelischen
Landeskirche Stuttgart, Sigel 491b, 4. Als Gewährsmann für eine Reihe von Abschriften wird ein
H. Zicken genannt, dieser weiß aber selbst nicht, woher er sie hat. Die verzeichneten Denkmäler
stimmen weitgehend mit dem heutigen Bestand überein; es fällt aber auf, daß eine Reihe von Denk-
mälern nicht berücksichtigt ist, so etwa die Gedächtnisplatten für die Äbte der Frühzeit.