Frauenalb -
die ergänzende Klostergründung
VON HERWIG JOHN
Die Gleichartigkeit der Namensformen der beiden ehemaligen Klöster im oberen Albtal -
Frauenalb/Alba dominarum und Herrenalb/Alba dominorum die auffallend enge
räumliche Nähe beider Klöster - sie sind nur etwa vier Kilometer durch das enge Flußtal
voneinander getrennt - und ihre Gründung in geringem zeitlichem Abstand während des
12. Jahrhunderts, ja selbst das heutige Erscheinungsbild, nämlich Ruinen der eigentlichen
Klosterkerne, legen die Vermutung nahe, daß zwischen beiden geistlichen Institutionen
ein besonderer Zusammenhang, womöglich eine enge Verbindung bestanden habe und
beide eine parallele historische Entwicklung genommen haben1.
Doch schon der genauere Blick auf die Überreste beider Klöster, vor allem ihrer Kir-
chen, weckt Zweifel daran, daß es sich so verhalte. In Herrenalb dominieren die roma-
nisch-gotischen Bauformen, während uns in Frauenalb ein Komplex der Barockzeit ge-
genübersteht2. Tatsächlich lassen sich außer der geographischen Nähe aber keine beson-
deren Beziehungen zwischen beiden Klöstern im Laufe ihrer Geschichte ausmachen. Es
bestand keine Filiation oder ähnliche Abhängigkeit des einen vom anderen Kloster. Dem
stand die unterschiedliche Observanz entgegen: Frauenalb gehörte nicht wie das ältere
Herrenalb dem Zisterzienserorden an, sondern war ein Benediktinerinnenkloster. Zeug-
nisse für Kontakte im geistlich-spirituellen Bereich fehlen - es gibt nicht einmal eindeuti-
ge Belege dafür, daß Zisterziensermönche aus Herrenalb die Funktion des Beichtvaters
und Seelsorgers im benachbarten Frauenkloster wahrgenommen hätten. Ebensowenig
1 Die Geschichte des Klosters Frauenalb hat bisher noch keine umfassende Bearbeitung erfahren.
A. Thoma, Geschichte des Klosters Frauenalb. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte von 7 Jahrhunder-
ten, Freiburg 1898, bietet auf 104 Kleinoktavseiten nur eine knappe, zwar auf gedruckte und unge-
druckte Quellen gestützte, aber eher populäre Darstellung. F. Geiges, Das Benediktinerinnenklo-
ster Frauenalb von den Anfängen bis zur Reformation (Europäische Hochschulschriften Reihe III
Band 145), Frankfurt a. M./Bern/Cirencester 1980, hat sich nur mit dem ersten Abschnitt der Klo-
stergeschichte wissenschaftlich befaßt. Die wenigen übrigen Arbeiten sind nur Teilaspekten der
Klostergeschichte gewidmet. Sie werden an gegebener Stelle zitiert.
2 Vgl. M. Kohler, Die Bauten und die Ausstattung des ehemaligen Zisterzienserklosters Her-
renalb, Heidelberg 1994, und K. Obser, Beiträge zur Baugeschichte des Klosters Frauenalb, insbe-
sondere im Zeitalter des Barock, in: ZGO 72 (1918), S. 212-269; Die Kunstdenkmäler des Amtsbe-
zirks Ettlingen, bearb. v. E. Lacroix, P. Hirschfeld und W. Paeseler (Die Kunstdenkmäler Ba-
dens Bd. IX, 3. Abt.), Karlsruhe 1936, S. 74-91.
die ergänzende Klostergründung
VON HERWIG JOHN
Die Gleichartigkeit der Namensformen der beiden ehemaligen Klöster im oberen Albtal -
Frauenalb/Alba dominarum und Herrenalb/Alba dominorum die auffallend enge
räumliche Nähe beider Klöster - sie sind nur etwa vier Kilometer durch das enge Flußtal
voneinander getrennt - und ihre Gründung in geringem zeitlichem Abstand während des
12. Jahrhunderts, ja selbst das heutige Erscheinungsbild, nämlich Ruinen der eigentlichen
Klosterkerne, legen die Vermutung nahe, daß zwischen beiden geistlichen Institutionen
ein besonderer Zusammenhang, womöglich eine enge Verbindung bestanden habe und
beide eine parallele historische Entwicklung genommen haben1.
Doch schon der genauere Blick auf die Überreste beider Klöster, vor allem ihrer Kir-
chen, weckt Zweifel daran, daß es sich so verhalte. In Herrenalb dominieren die roma-
nisch-gotischen Bauformen, während uns in Frauenalb ein Komplex der Barockzeit ge-
genübersteht2. Tatsächlich lassen sich außer der geographischen Nähe aber keine beson-
deren Beziehungen zwischen beiden Klöstern im Laufe ihrer Geschichte ausmachen. Es
bestand keine Filiation oder ähnliche Abhängigkeit des einen vom anderen Kloster. Dem
stand die unterschiedliche Observanz entgegen: Frauenalb gehörte nicht wie das ältere
Herrenalb dem Zisterzienserorden an, sondern war ein Benediktinerinnenkloster. Zeug-
nisse für Kontakte im geistlich-spirituellen Bereich fehlen - es gibt nicht einmal eindeuti-
ge Belege dafür, daß Zisterziensermönche aus Herrenalb die Funktion des Beichtvaters
und Seelsorgers im benachbarten Frauenkloster wahrgenommen hätten. Ebensowenig
1 Die Geschichte des Klosters Frauenalb hat bisher noch keine umfassende Bearbeitung erfahren.
A. Thoma, Geschichte des Klosters Frauenalb. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte von 7 Jahrhunder-
ten, Freiburg 1898, bietet auf 104 Kleinoktavseiten nur eine knappe, zwar auf gedruckte und unge-
druckte Quellen gestützte, aber eher populäre Darstellung. F. Geiges, Das Benediktinerinnenklo-
ster Frauenalb von den Anfängen bis zur Reformation (Europäische Hochschulschriften Reihe III
Band 145), Frankfurt a. M./Bern/Cirencester 1980, hat sich nur mit dem ersten Abschnitt der Klo-
stergeschichte wissenschaftlich befaßt. Die wenigen übrigen Arbeiten sind nur Teilaspekten der
Klostergeschichte gewidmet. Sie werden an gegebener Stelle zitiert.
2 Vgl. M. Kohler, Die Bauten und die Ausstattung des ehemaligen Zisterzienserklosters Her-
renalb, Heidelberg 1994, und K. Obser, Beiträge zur Baugeschichte des Klosters Frauenalb, insbe-
sondere im Zeitalter des Barock, in: ZGO 72 (1918), S. 212-269; Die Kunstdenkmäler des Amtsbe-
zirks Ettlingen, bearb. v. E. Lacroix, P. Hirschfeld und W. Paeseler (Die Kunstdenkmäler Ba-
dens Bd. IX, 3. Abt.), Karlsruhe 1936, S. 74-91.