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Schwarzmaier, Hansmartin [Editor]; Rückert, Peter [Editor]
Das Land am mittleren Neckar zwischen Baden und Württemberg — Oberrheinische Studien, Band 24: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2005

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Lorenz, Sönke: Im Dunkel des früheren Mittelalters: Zur Geschichte Besigheims - Rahmenbedingungen und Strukturen
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https://doi.org/10.11588/diglit.52741#0057

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ZUR GESCHICHTE BESIGHEIMS - RAHMENBEDINGUNGEN UND STRUKTUREN

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fen umfaßte folglich Orte im Murr-, Zaber- und Gartachgau324. Die Identifizierung dieses
königlichen Amtsträgers fällt jedoch nicht leicht325. Gehört er noch zur Sippe der Walahonen,
in denen der Name Burchard nachweisbar ist, oder handelt es sich bei ihm um einen Konra-
diner - auch bei ihnen soll dieser Name auftauchen326 - oder gehört er gar in ganz andere
Familienzusammenhänge, z. B. in die Stiftersippe von Hirsau327?
Hält man Ausschau nach Belegen für einen Amtsträger dieses Namens in der in Frage
kommenden Zeit, dann ist auf einen Burchart comes hinzuweisen, der um 940 an der Spit-
ze einer Zeugenreihe erscheint, die in publico mallo apud Lobeddenburg [Ladenburg], in
presentia Cunradi comitis bezüglich einer Schenkung an Worms und Lorsch zugegen
waren328. Mit dieser Quelle setzt eine ganze Reihe von Belegen ein, die den Lobdengau in
der Zuständigkeit von Grafen mit dem Namen Konrad belegen und die bis 965 reichen329.
Mit dem zeitlich folgenden Beleg von 987 beginnen Hinweise auf einen Grafen Megin-
gaudus im Lobdengau, ausdrücklich als Sohn Graf Konrads bezeichnet330. Trifft es zu, daß
der 976 in der Wingarteiba als Graf amtierende Konrad mit dem Grafen im Lobdengau
identisch ist331, dann engt sich der zeitliche Rahmen für einen Übergang der Amtsgewalt
von dem Vater auf den Sohn noch weiter ein. Der Name Megingaud/Megingoz erinnert
an Graf Walaho und seinen Sohn Graf Burchard, Gemahl der Witwe von Graf Megin-
gaud. Einmal unterstellt, daß Megingaud/Megingoz seinem Vater Konrad im Amt nach-
gefolgt ist, liegt aufgrund der räumlichen Nähe der Amtssprengel von Konrad, Burchard
und Walaho der Schluß nahe, daß Konrad mit den Walahonen verwandt war. Vielleicht hat
er eine Tochter Graf Burchards geheiratet und vielleicht hatte Graf Burchard einen gleich-
namigen Sohn, der um 940 in Ladenburg zugegen war, als sein mutmaßlicher Schwager
seinen Amtsgeschäften nachging, während sein Amtssprengel sich an den Lobdengau
anschloß und vom Gartach- bis zum Murrgau reichte. In diesem Zusammenhang ist noch
der Indiculus loncatorum von - nach herrschender Lehre - 981 von Interesse. In diesem
Verzeichnis der Panzerreiter, die Otto II. nach Italien folgen sollten, findet sich die Anga-
be: Megingaus iuvante Burchard ducat XXXiiz - Megingaud brachte mit Hilfe Burchards
30 Panzerreiter ins Aufgebot. Diesen Beleg hat die Forschung auf Graf Megingaud im
Lobdengau und Graf Burchard im Gartach-, Zaber- und Murrgau bezogen333. So darf man
neben der räumlichen Nachbarschaft der beiden wohl auch einen verwandtschaftlichen
324 Stälin (wie Anm. 84) 1, S. 548; Gehrig, Grenzen (wie Anm. 82), S. 46 u. 85.
325 Vgl. Lubich, Früh- und hochmittelalterlicher Adel zwischen Tauber und Neckar (wie Anm. 24),
S. 25; spekulativ Fritz, Kloster Murrhardt (wie Anm. 82), S. 143f. (genealogische Tafeln 3 u. 4).
326 Siehe Anm. 283.
327 Vgl. Schmid, Hirsau und seine Stifter (wie Anm. 169), S. 102f., 106f. und - ablehnend - 123.
328 GL (wie Anm. 37) 2, S. 145f., Nr. 532; vgl. Trautz, Das untere Neckarland (wie Anm. 38), S. 85
u. 99f.
329 Vgl. Trautz, Das untere Neckarland (wie Anm. 38), S. 77; Wagner, Comitate zwischen
Rhein, Main und Neckar (wie Anm. 84), S. 33. Es wird nicht deutlich, ob es sich dabei um eine oder
mehrere Personen dieses Namens handelt; Jackman, The Konradiner (wie Anm. 186), S. 118, sieht
bis 948 den Konradiner Konrad Kurzpold im Ladengau wirken, während er die Belege von 953 bis
965 auf dessen gleichnamigen »nephew« bezieht, »whose son Meingaud is count in 987 and 1002«.
330 Trautz, Das untere Neckarland (wie Anm. 38), S. 77; MGH D O III 31.
331 Jackman, The Konradiner (wie Anm. 186), S. 118.
332 MGH Constitutiones I, Hannover 1893, S. 632f., Nr. 436.
333 Zotz, Breisgau (wie Anm. 234), S. 136, Anm. 124.
 
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