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Schwarzmaier, Hansmartin [Hrsg.]; Rückert, Peter [Hrsg.]
Das Land am mittleren Neckar zwischen Baden und Württemberg — Oberrheinische Studien, Band 24: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2005

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Lorenz, Sönke: Im Dunkel des früheren Mittelalters: Zur Geschichte Besigheims - Rahmenbedingungen und Strukturen
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https://doi.org/10.11588/diglit.52741#0061

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ZUR GESCHICHTE BESIGHEIMS - RAHMENBEDINGUNGEN UND STRUKTUREN

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Zu beachten bleibt gleichwohl die Urkunde Konrads II. über den Murrhardter Forst
von 1027, die mit der Nennung einer Reihe von Grafen und Adligen ein weiteres Licht auf
jenen Kreis wirft, der im Bereich von Neckar, Murr, Rems und Kocher über Besitz und
Rechte verfügte352. Die Umwandlung des Waldes in einen Forst erfolgte im Einvernehmen
mit etlichen namentlich genannten Adligen, die dort bisher jagen durften: Graf Heinrich,
Ruotker und der andere Heinrich, Hermann, Konrad, Eberhard, Heinrich und sein Bru-
der Poppo, Guntbert, Sigibold, Siegfried und Ezzo. Es ist schwierig, die in der Urkunde
genannten Adligen näher zu bestimmen. Unter ihnen befanden sich Heinrich und Ruot-
ker, die eingangs als Inhaber der Grafschaft (comitatus) im Murr- und Kochergau namhaft
gemacht werden353. Sie gehören allem Anschein nach zu den Vorfahren der Grafen von
Comburg und Rothenburg354.
In einer Urkunde von 1024, mit der Kaiser Heinrich II. den Vzrzgz/zztLz-Wald des Klo-
sters Ellwangen zur forestis machte, heißt es zur Lokalisierung des Waldes, er liege im
Maulach- und Kochergau, in den Grafschaften Graf Heinrichs und des anderen Grafen
Heinrich35’. Während der Graf im Kochergau - wie schon erwähnt - zu den Vorfahren der
Comburg-Rothenburger gerechnet wird, ist die verwandtschaftliche Einordnung des im
Maulachgau amtierenden Heinrichs offen. Hinter den in der Murrhardter Forsturkunde
angeführten Namen Siegfried und Ezzo verbergen sich möglicherweise bereits Angehöri-
ge einer als Hessonen bezeichneten Familie356, die im schwäbischen Sülchgau - hier hießen
S. 182, 223, 230 und 231; Schaab, Adlige Herrschaft (wie Anm. 104), S. 12; K. Schmid, Vom Werde-
gang des badischen Markgrafengeschlechts, in: ZGO 139 (1991), S. 45-77, hier S. 58; vorsichtig: Stä-
LIN (wie Anm. 84) 1, S. 567; H. Werle, Die Vögte der Reichsabtei Lorsch im 11. und 12. Jahrhun-
dert, in: Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde 23 (1956), S. 52-58, hier
S. 53: »Bekanntlich hatten die Calwer Grafen im 11. Jahrhundert die Grafschaft im Uffgau inne« mit
Verweis auf D H III 172; mit dem Namen Adalbert glaubte die ältere Forschung ganz unbefangen
einen Sippenkreis zu fassen, aus dem die Grafen von Calw hervorgegangen sein sollten, vgl. Bauer,
Ueber die älteste hohenlohische Genealogie (wie Anm. 348), S. 165-178; ders., Bemerkungen über
die Lorscher Vögte (wie Anm. 348), S. 272-275; ders., Die Grafen von Kalw und Löwenstein, in:
Württembergisch Franken 8 (1868/70), S. 209-243, hier S. 215, 216 u. 228.
352 MGH D Ko II 107 (= WUB 1, Nr. 219); J. F. Böhmer, Regesta Imperii III: Salisches Haus:
1024-1125. 1. Teil: 1024-1056. 1. Abtlg.: Die Regesten des Kaiserreichs unter Konrad II. 1024-1039,
nach J. F. Böhmer neubearbeitet unter Mitwirkung von Norbert von Bischof von H. Appelt, Graz
1951 [zitiert: Böhmer-Appelt], Nr. 110; siehe Anm. 82.
353 Das Phänomen, daß ein Comitat von zwei Grafen verwaltet wurde, begegnet 1049 auch im
Grabfeld, vgl. W. Störmer, Die Region Rhön-Saale in der Salier- und Stauferzeit. Eine territorialge-
schichtliche Bestandsaufnahme, in: O. von Botenlauben, Minnesänger-Kreuzfahrer-Klostergrün-
der (Bad Kissinger Archiv-Schriften, Bd. 1, hg. von Peter Weidisch), Würzburg 1994, S. 277-295,
hier S. 284f.; vgl. ferner MGH D O III 253 - anders interpretiert von Jackman, The Konradiner (wie
Anm. 186), S. 257.
354 Vgl. Lubich, Grafen von Comburg und Rothenburg (wie Anm. 82), S. 35f., 42 und öfters.
355 MGH D H II 505; Böhmer-Graff (wie Anm. 348), Nr. 2056.
356 Grundlegend jetzt: Kilian, Sülchgau - Wolfsölden - Schauenburg (wie Anm. 336); vgl. H.-J.
Wollasch, Die Anfänge des Klosters St. Georgen im Schwarzwald. Zur Ausbildung der geschicht-
lichen Eigenart eines Klosters innerhalb der Hirsauer Reform (Forschungen zur oberrheinischen
Landesgeschichte, Bd. 14), Freiburg i. Br. 1964, S. 28-31; Bauer, Die Grafen von Kalw und Löwen-
stein (wie Anm. 351), S. 219, Anm. **; A. Klemm, Die Verwandtschaft der Herren von Backnang, in:
ZGO 51 (1897), S. 512-528; Th. Zotz, Art. Backnang, Herren von, in: LdMA 1, S. 1327f.; gegenüber
der älteren Forschung oft unkritisch: Fritz, Kloster Murrhardt (wie Anm. 82), S. 129-138; ver-
 
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