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Schwarzmaier, Hansmartin [Hrsg.]; Rückert, Peter [Hrsg.]
Das Land am mittleren Neckar zwischen Baden und Württemberg — Oberrheinische Studien, Band 24: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2005

DOI Kapitel:
Zotz, Thomas: Besigheim und die Herrschaftsentwicklung der Markgrafen von Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.52741#0084

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THOMAS ZOTZ

Auch die Grafschaft im Breisgau, in welcher Hermann 1064 urkundlich bezeugt ist47 und
die nach Hermanns Rückzug aus der Welt von Herzog Berthold I. übernommen worden
war48, hat Heinrich IV. damals dem Straßburger Bischof übertragen, doch ist Hermann II.,
der Sohn des Markgrafen Hermann, 1087 wieder in derselben bezeugt49, und künftighin
wurde die Breisgaugrafschaft zu einem dauerhaften herrschaftlichen Rückgrat der Mark-
grafen am südlichen Oberrhein50.
Im Jahre 1078 starb Berthold I., geistig umnachtet, in quodam oppido suo Lintperg, auf
seiner Burg Limburg oberhalb von Weilheim im Neckargau51. Damit tritt uns der erste
herrschaftliche Höhensitz der Bertholde entgegen. Ihm kam zweifellos eine besondere
Bedeutung zu, hat doch Berthold I. in Weilheim, vielleicht zusammen mit Richwara, die
diesen Besitz eingebracht haben dürfte, ein Eigenkloster oder Stift gegründet, das nach den
Forschungen von Sönke Lorenz später Hirsauer Priorat wurde und noch später, 1089, von
ihrem Sohn Berthold II. gegen Besitz in Gültstein eingetauscht und in ein Kloster St. Peter
umgewandelt wurde52. Burg und Hauskloster bildeten hier offensichtlich den zweipoligen
weltlichen wie geistlichen Herrschaftsmittelpunkt in engster räumlicher Nähe53.
Mit der Aktivität Bertholds II. wurde zeitlich schon vorgegriffen, doch verdient
zunächst die Situation des Hauses nach dem Tod Herzog Bertholds I. Aufmerksamkeit:
Dessen jüngerem gleichnamigen Sohn fiel die Rolle des Senior zu, da der ältere Sohn
Markgraf Hermann 1073 die Welt verlassen und in das Kloster Cluny eingetreten, der
andere Sohn Gebhard längst dem geistlichen Stand angehörte und abgeschichtet war. Des
Markgrafen Hermann gleichnamiger Sohn dürfte Ende der siebzigerJahre noch unmün-
dig gewesen und der Obhut seines Onkels Berthold II. unterstellt worden sein. Eine sol-
47 MGH D HIV 126; Reg. Imp. III, 2, Nr. 329.
48 Parlow (wie Anm. 16), Nr. 47. Das ist übrigens der erste gesicherte Beleg für Hermann, da die
Urkunde Eberhards von Nellenburg von 1050, deren mit Herimannus marchio, filius Bertholdi ducis
beginnende Zeugenreihe als spätere Ausfertigung zu gelten hat. Vgl. Parlow (wie Anm. 16), Nr. 23.
49 Parlow (wie Anm. 16), Nr. 112.
50 Vgl. H. Krieg/TB. Zotz, Der Adel im Breisgau und die Zähringer. Gruppenbildung und
Handlungsspielräume, in: ZGO 150 (2002), S. 73-90; Th. Zotz, Breisgau, in: Historisches Lexikon
der Schweiz Bd. 2, Basel 2003, S. 672f.
51 Parlow (wie Anm. 16), Nr. 93. Zur Limburg vgl. K. Schmid, Sasbach und Limburg. Zur Iden-
tifizierung zweier mittelalterlicher Plätze, in: ZGO 137 (1989), S. 33-63, hier S. 50ff.; A. Zettler,
Zähringerburgen - Versuch einer landesgeschichtlichen und burgenkundlichen Beschreibung der
wichtigsten Monumente in Deutschland und in der Schweiz, in: K. Schmid (Hg.), Die Zähringer.
Schweizer Vorträge und neue Forschungen, Sigmaringen 1990, S. 95-176, hier S. 98ff.; Chr. Bizer/
R. Götz, Die Thiepoldispurch und die Burgen der Kirchheimer Alb. Neue Methoden und Ergeb-
nisse der Burgenforschung (Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim unter Teck 31), Kirchheim
unter Teck 2004, S. 68ff.
52 S. Lorenz, Hirsauer Priorate, in: K. Schreiner (Hg.), Hirsau. St. Peter und Paul 1091-1991,
Teil II: Geschichte, Lebens- und Verfassungsformen eines Reformklosters (Forschungen und
Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 10/11), Stuttgart 1991, S. 335-393,
hier S. 346-354; Ders., Zur Geschichte des »verlegten« Klosters Weilheim vor und nach 1093, in:
Das Kloster St. Peter (wie Anm. 14), S. 11-32.
53 Zu dieser Thematik vgl. grundlegend K. Schmid, Adel und Reform in Schwaben, in: J.
Fleckenstein (Hg.), Investiturstreit und Reichsverfassung (Vorträge und Forschung 17), Sigmarin-
gen 1973, S. 295-319, wieder in: Ders., Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter.
Äusgewählte Beiträge, Sigmaringen 1983, S. 337-359.
 
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