ι8
ι: Blick auf das Kirchlein S. Spirito.
Ausgrabungen in Asseria.
I. Bisherige Erforschung von Asseria.
An der Straße, welche Zara mit Knin verbindet,
liegt ungefähr vier Stunden landeinwärts das Städt-
chen Benkovac, dessen Umgebung einen eigenen Reiz
erhält durch zahlreiche Ruinen, von denen die meisten
an die Herrschaft der Venetianer, nicht wenige aber
auch an die römische Epoche erinnern, am eindrück-
lichsten die Reste einer antiken Stadt, nahe dem
heutigen, zirka vier Kilometer von Benkovac nach
Knin zu liegenden Dorfe Podgradje.
Die Trümmerstätte liegt auf einem die Gegend
weithin beherrschenden kleinen Kalksteinplateau, das
sich in Steilhängen 244m über den Spiegel des adria-
tischen Meeres und 94m über die Sohle des zirka
zwei Kilometer breiten Tales erhebt, das sich von
x) Vgl. Radic, Zeitschrift des kroatischen Alter-
tunisvereines in Knin 1901 S. ιοί—105, über die
früheren Grabungen ibid. 1897 S. 163 f.
2) Es bestand aus vier auf dem Felsen stehen-
den, rohbehauenen Steinplatten von 0'08m Dicke,
welche eine Art Sarkophag von 077m Länge, O'57m
Breite und O’7m Tiefe bildeten. In drei Schichten
fanden sich Reste von Knochen und sieben Schädel
verschieden gerichtet. Ferner als Beigaben: eine
große und vier kleine Fibeln, eine Perle mit sechs
Löchern, ein hohler Knopf und zwei nicht zu be-
stimmende Fragmente. Sämtliche Gegenstände aus
Bronze. Die Fibeln zeigen den Typus der späten
Hallstattperiode jedoch mit der Sonderbildung des
zurückgeschlagenen Fußendes (Hörnes, Urgeschichte
543: „Dalmatien wird zweifellos, wenn es einmal
besser erforscht ist, mit seinen zahlreichen Tumulis
die westliche Fortsetzung der in Bosnien und der
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. XI Beiblatt.
Benkovac nach Ponte di Bribir hinzieht. In einsamer
Lage dominiert landschaftlich das im 17. Jh. fast
ganz aus antikem Material erbaute und von einem
Friedhöfe umgebene Kirchlein, S. Spirito (Fig. 1),
das, wie die Funde mittelalterlicher Architekturstücke
und eines interessanten Kelchfragmentes wahrschein-
lich machen, die Stelle eines älteren Gotteshauses
einnimmt x).
Diese Gunst der Lage lud bereits in vorhisto-
rischer Zeit zur Besiedlung ein, wie einige prähisto-
rische Gegenstände und ein intaktes Kistengrab be-
weisen, die hier zutage kamen2).
Auf Grund der Distanzangaben der Tabula
Peutingeriana (Nedino — XII m. p. — Aserie — XII
m. p. — Burno) vermutete bereits Abb. Fortis3) in
Herzegowina beobachteten, stark lokal gefärbten Hall-
stattkultur darbieten“). Analogien haben sie in Funden
aus dem Flachgräberfelde von Jezerine im nordwest-
lichen Bosnien (RadimskJ·: „Die Nekropole von
Jezerine in Pritoka bei Bihac“. Wissensch. Mitt,
aus Bosnien und der Herzegowina III 39 ff., vgl. z. B.
Fig. 91, 136, 452, 494, 530 usw.), wo sie regelmäßig
neben späten Certosafibeln vorkommen, weshalb sie
zirka 400 v. Chr. angesetzt werden können. (Hörnes,
Urgeschichte 599, Anm. I.) Vgl. Bull. d. soc. adriat.
di scienze nat. 1900; Bull. dalm. 1900 p. 169 ff.
Von anderen prähistorischen Gegenständen ist noch
eine kleine Doppelspirale und eine schöne Certosafibel
anzuführen.
3) Fortis, Voyage en Dalmatie 48—52. Über
Fortis vgl. CIL III p. 277, XXXVII; Mommsen,
Ephem. epigr. IV 60, und 83; Kubitschek, Arch.-
epigr. Mitt. XIII 181 ff.
2
ι: Blick auf das Kirchlein S. Spirito.
Ausgrabungen in Asseria.
I. Bisherige Erforschung von Asseria.
An der Straße, welche Zara mit Knin verbindet,
liegt ungefähr vier Stunden landeinwärts das Städt-
chen Benkovac, dessen Umgebung einen eigenen Reiz
erhält durch zahlreiche Ruinen, von denen die meisten
an die Herrschaft der Venetianer, nicht wenige aber
auch an die römische Epoche erinnern, am eindrück-
lichsten die Reste einer antiken Stadt, nahe dem
heutigen, zirka vier Kilometer von Benkovac nach
Knin zu liegenden Dorfe Podgradje.
Die Trümmerstätte liegt auf einem die Gegend
weithin beherrschenden kleinen Kalksteinplateau, das
sich in Steilhängen 244m über den Spiegel des adria-
tischen Meeres und 94m über die Sohle des zirka
zwei Kilometer breiten Tales erhebt, das sich von
x) Vgl. Radic, Zeitschrift des kroatischen Alter-
tunisvereines in Knin 1901 S. ιοί—105, über die
früheren Grabungen ibid. 1897 S. 163 f.
2) Es bestand aus vier auf dem Felsen stehen-
den, rohbehauenen Steinplatten von 0'08m Dicke,
welche eine Art Sarkophag von 077m Länge, O'57m
Breite und O’7m Tiefe bildeten. In drei Schichten
fanden sich Reste von Knochen und sieben Schädel
verschieden gerichtet. Ferner als Beigaben: eine
große und vier kleine Fibeln, eine Perle mit sechs
Löchern, ein hohler Knopf und zwei nicht zu be-
stimmende Fragmente. Sämtliche Gegenstände aus
Bronze. Die Fibeln zeigen den Typus der späten
Hallstattperiode jedoch mit der Sonderbildung des
zurückgeschlagenen Fußendes (Hörnes, Urgeschichte
543: „Dalmatien wird zweifellos, wenn es einmal
besser erforscht ist, mit seinen zahlreichen Tumulis
die westliche Fortsetzung der in Bosnien und der
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. XI Beiblatt.
Benkovac nach Ponte di Bribir hinzieht. In einsamer
Lage dominiert landschaftlich das im 17. Jh. fast
ganz aus antikem Material erbaute und von einem
Friedhöfe umgebene Kirchlein, S. Spirito (Fig. 1),
das, wie die Funde mittelalterlicher Architekturstücke
und eines interessanten Kelchfragmentes wahrschein-
lich machen, die Stelle eines älteren Gotteshauses
einnimmt x).
Diese Gunst der Lage lud bereits in vorhisto-
rischer Zeit zur Besiedlung ein, wie einige prähisto-
rische Gegenstände und ein intaktes Kistengrab be-
weisen, die hier zutage kamen2).
Auf Grund der Distanzangaben der Tabula
Peutingeriana (Nedino — XII m. p. — Aserie — XII
m. p. — Burno) vermutete bereits Abb. Fortis3) in
Herzegowina beobachteten, stark lokal gefärbten Hall-
stattkultur darbieten“). Analogien haben sie in Funden
aus dem Flachgräberfelde von Jezerine im nordwest-
lichen Bosnien (RadimskJ·: „Die Nekropole von
Jezerine in Pritoka bei Bihac“. Wissensch. Mitt,
aus Bosnien und der Herzegowina III 39 ff., vgl. z. B.
Fig. 91, 136, 452, 494, 530 usw.), wo sie regelmäßig
neben späten Certosafibeln vorkommen, weshalb sie
zirka 400 v. Chr. angesetzt werden können. (Hörnes,
Urgeschichte 599, Anm. I.) Vgl. Bull. d. soc. adriat.
di scienze nat. 1900; Bull. dalm. 1900 p. 169 ff.
Von anderen prähistorischen Gegenständen ist noch
eine kleine Doppelspirale und eine schöne Certosafibel
anzuführen.
3) Fortis, Voyage en Dalmatie 48—52. Über
Fortis vgl. CIL III p. 277, XXXVII; Mommsen,
Ephem. epigr. IV 60, und 83; Kubitschek, Arch.-
epigr. Mitt. XIII 181 ff.
2