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Antike Bronzegefäße aus Sissek.
'Als Fundort römischer Altertümer ist Sissek
längst bekannt, doch kann von Forschungen auf wissen-
schaftlicher Basis dort kaum gesprochen werden. Im
Jahre 1858 ließ das Agramer erzbischöfliche Kapitel
eine Ausgrabung durchführen. Es wurden Mauern
eines römischen Gebäudekomplexes aufgedeckt, ge-
zeichnet und wieder zugeschüttet. Der jüngst ver-
storbene kroatische Historiker Tkalcic, der die
Grabungsstelle gesehen hat, hinterließ darüber einen
Bericht, in dem er bittere Klage darüber führt, daß
jede weitere Untersuchung unterblieb. Der Plan des
ausgegrabenen Gebäudekomplexes ist im Agramer
Musealarchiv erhalten, bietet aber keine Anhalts-
punkte für die Erklärung der aufgedeckten Mauerreste.
Auch die Grabungen des Vereines „Siscia“
wurden nicht systematisch geführt. Berichte darüber
sind so wenig vorhanden wie Fundprotokolle. In
der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts scheint in
Sissek der Handel mit Antiquitäten besonders geblüht
zu haben. Jeder, der auf seinem Besitze Überbleibsel
aus römischer Zeit vermutete, grub und trachtete die
gefundenen Gegenstände an verschiedene Sammlungen
zu veräußern. Nur ein geringer Teil hievon ist nach
Agram gekommen.
Einen größeren Bestand Sisseker Altertümer
erhielt das Museum erst im Jahre 1864 mit dem
Ankäufe der sogenannten Dietrichschen Sammlung,
die in der Folge systematisch durch Einzelerwerbungen
namhaft vermehrt wurde.
Eine zweite Bereicherung erfolgte Ende der sieb-
ziger und anfangs der achtziger Jahre des vorigen
Jahrhunderts durch die Sammlungen, die der Alter-
tumsverein Siscia dem Museum überwies, und ein
wertvolle in Sissek angelegte Sammlung spendete
im Jahre 1892 der Banaltafelrat L. Ivkanec. Seit
einer Reihe von Jahren wendet ferner der Sisseker
Baumeister A. Colussi die von ihm erzielten Funde
dem Museum zu.
Zum Teile sind die Sisseker Altertümer schon
veröffentlicht: die Inschriften im Corpus, ein Teil der
übrigen Denkmäler zerstreut in verschiedenen Publi-
kationen. Eine Gesamtpublikation steht noch aus.
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. XI Beiblatt.
Die Sisseker Bronzegefäße habe ich im „Vjesnik“
des kroatischen archäologischen Vereines (Band VII
der Neuen Serie 98 ff. und VIII 198 f.) bei Be-
sprechung der Bronzegefäße des kroatischen National-
museums behandelt. Ich freue mich, diesen Bestand
mit besseren Abbildungen, als ich dort geben konnte,
an dieser Stelle weiteren Kreisen zugänglich machen
zu können.
Die Fabrikmarken, die sich auf einigen Kasse-
rollen befinden, hat Willers in seinem Buche über
die Bronzeeimer von Hemmoor (S. 214 ff.) und in
den neuen Untersuchungen über die röm. Bronze-
industrie (S. 85 ff.) angeführt; einige von den Kasse-
rollen sind in dem zweiterwähnten Buche auf Taf. VI
und VII abgebildet.
Die meisten Gefäße sind beim Baggern des
Kulpaflusses 1886 und 19OI gefunden worden. Da-
raus erklärt sich, daß die meisten Stücke zerdrückt
ins Museum gekommen sind und erst ausgeklopft
werden mußten. Gelitten hat zumeist die mindere
Ware. Die besseren Fabrikate sind durchwegs in
guter Erhaltung. Die aus der Kulpa gezogenen Stücke
haben keine Patina, die übrigen sind mehr oder
weniger patiniert.
1 —16. Eimer. Die in Fig. 72 abgebildete Eimer-
form ist im kroatischen Nationalmuseum in 16 aus
Sissek stammenden Exemplaren vertreten. Abgesehen
von zwei Stücken, auf die ich zurückkomme, beträgt
die Höhe dieser Eimer ΟΊ55 m — O‘2I ra. Sie sind
aus Bronzeblech getrieben und haben eine bauchige
Form, die oben in einen bis zu ΟΌ2m ausladenden
Rand ausläuft. Die Ösen sind aus Eisenstäben ge-
schmiedet, die kreisförmig gebogen und an beiden
Ünden breit gehämmert wurden. Diese breit ge-
schlagenen Enden sind durch zwei oder vier eiserne
Nieten an der unteren Seite des Gefäßrandes befestigt.
Die Henkel bestehen aus halbkreisförmig gebogenen
Eisen-, seltener aus Bronzestäben, die an beiden Seiten
knopfartig enden. Die umgebogenen Enden sind selten
verziert. Bei einem Gefäß ist der Bronzehenkel an
beiden Enden profiliert, bei einem anderen läuft der
eiserne Henkel auf beiden Seiten in Vogelköpfe aus.
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Antike Bronzegefäße aus Sissek.
'Als Fundort römischer Altertümer ist Sissek
längst bekannt, doch kann von Forschungen auf wissen-
schaftlicher Basis dort kaum gesprochen werden. Im
Jahre 1858 ließ das Agramer erzbischöfliche Kapitel
eine Ausgrabung durchführen. Es wurden Mauern
eines römischen Gebäudekomplexes aufgedeckt, ge-
zeichnet und wieder zugeschüttet. Der jüngst ver-
storbene kroatische Historiker Tkalcic, der die
Grabungsstelle gesehen hat, hinterließ darüber einen
Bericht, in dem er bittere Klage darüber führt, daß
jede weitere Untersuchung unterblieb. Der Plan des
ausgegrabenen Gebäudekomplexes ist im Agramer
Musealarchiv erhalten, bietet aber keine Anhalts-
punkte für die Erklärung der aufgedeckten Mauerreste.
Auch die Grabungen des Vereines „Siscia“
wurden nicht systematisch geführt. Berichte darüber
sind so wenig vorhanden wie Fundprotokolle. In
der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts scheint in
Sissek der Handel mit Antiquitäten besonders geblüht
zu haben. Jeder, der auf seinem Besitze Überbleibsel
aus römischer Zeit vermutete, grub und trachtete die
gefundenen Gegenstände an verschiedene Sammlungen
zu veräußern. Nur ein geringer Teil hievon ist nach
Agram gekommen.
Einen größeren Bestand Sisseker Altertümer
erhielt das Museum erst im Jahre 1864 mit dem
Ankäufe der sogenannten Dietrichschen Sammlung,
die in der Folge systematisch durch Einzelerwerbungen
namhaft vermehrt wurde.
Eine zweite Bereicherung erfolgte Ende der sieb-
ziger und anfangs der achtziger Jahre des vorigen
Jahrhunderts durch die Sammlungen, die der Alter-
tumsverein Siscia dem Museum überwies, und ein
wertvolle in Sissek angelegte Sammlung spendete
im Jahre 1892 der Banaltafelrat L. Ivkanec. Seit
einer Reihe von Jahren wendet ferner der Sisseker
Baumeister A. Colussi die von ihm erzielten Funde
dem Museum zu.
Zum Teile sind die Sisseker Altertümer schon
veröffentlicht: die Inschriften im Corpus, ein Teil der
übrigen Denkmäler zerstreut in verschiedenen Publi-
kationen. Eine Gesamtpublikation steht noch aus.
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. XI Beiblatt.
Die Sisseker Bronzegefäße habe ich im „Vjesnik“
des kroatischen archäologischen Vereines (Band VII
der Neuen Serie 98 ff. und VIII 198 f.) bei Be-
sprechung der Bronzegefäße des kroatischen National-
museums behandelt. Ich freue mich, diesen Bestand
mit besseren Abbildungen, als ich dort geben konnte,
an dieser Stelle weiteren Kreisen zugänglich machen
zu können.
Die Fabrikmarken, die sich auf einigen Kasse-
rollen befinden, hat Willers in seinem Buche über
die Bronzeeimer von Hemmoor (S. 214 ff.) und in
den neuen Untersuchungen über die röm. Bronze-
industrie (S. 85 ff.) angeführt; einige von den Kasse-
rollen sind in dem zweiterwähnten Buche auf Taf. VI
und VII abgebildet.
Die meisten Gefäße sind beim Baggern des
Kulpaflusses 1886 und 19OI gefunden worden. Da-
raus erklärt sich, daß die meisten Stücke zerdrückt
ins Museum gekommen sind und erst ausgeklopft
werden mußten. Gelitten hat zumeist die mindere
Ware. Die besseren Fabrikate sind durchwegs in
guter Erhaltung. Die aus der Kulpa gezogenen Stücke
haben keine Patina, die übrigen sind mehr oder
weniger patiniert.
1 —16. Eimer. Die in Fig. 72 abgebildete Eimer-
form ist im kroatischen Nationalmuseum in 16 aus
Sissek stammenden Exemplaren vertreten. Abgesehen
von zwei Stücken, auf die ich zurückkomme, beträgt
die Höhe dieser Eimer ΟΊ55 m — O‘2I ra. Sie sind
aus Bronzeblech getrieben und haben eine bauchige
Form, die oben in einen bis zu ΟΌ2m ausladenden
Rand ausläuft. Die Ösen sind aus Eisenstäben ge-
schmiedet, die kreisförmig gebogen und an beiden
Ünden breit gehämmert wurden. Diese breit ge-
schlagenen Enden sind durch zwei oder vier eiserne
Nieten an der unteren Seite des Gefäßrandes befestigt.
Die Henkel bestehen aus halbkreisförmig gebogenen
Eisen-, seltener aus Bronzestäben, die an beiden Seiten
knopfartig enden. Die umgebogenen Enden sind selten
verziert. Bei einem Gefäß ist der Bronzehenkel an
beiden Enden profiliert, bei einem anderen läuft der
eiserne Henkel auf beiden Seiten in Vogelköpfe aus.
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