Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oelmann, Franz
Die Keramik des Kastells Niederbieber — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 1: Frankfurt a. M., 1914

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42906#0087
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
74

Vorzeit V Tat. 59 Nr. 1083) gehört sicher in diese Spätzeit. Bei kleineren, becherartigen
Exemplaren kommen meist Henkel und Baucheindruck dahinter in Fortfall, so z. B. in einem
Remagener Skelettgrab (Bonn Prov.-Mus. 4086).
Typus 92. Gedrungene Urne mit hohem Hals und Schrägrand,.
Das einzige Bruchstück (E 1757), Abb. 45 Fig. 9 in schematischer Zeichnung dargestellt,
steht m. W. in der rheinischen Keramik völlig allein. Es ist wohl als eine spielerische Variante
des Typus 91 zu betrachten.
Typus 93. Urne mit Rundstabrand und zwei Ösenhenkeln auf
der Schulter.
Einige brauntonige Rand- und Schulterfragmente (E 1134 und E 1188, zu demselben
Exemplar gehörig) bilden ein Beispiel des seltenen Falles, daß der gewöhnliche glattwandige
,,Honigtopf“ (Typus 79) auch einmal in rauhwandiger Technik ausgeführt ist, jedoch mit
dem Unterschiede, daß der Rand nicht scharfkantig profiliert, sondern als Rundstab
gebildet wird (Abb. 54 Fig. 12).
Typus 94. Henkeltopf mit innen gekehltem Rand (sogen, herz-
förmigem Profil).
Der Typus, der der henkellosen Urne Typus 89 bis auf den Henkel gleicht, ist in Nieder-
bieber nur durch ein Randstück (E 2030, Abb. 54 Fig. 7) vertreten, das noch die Ansatzstellen
des weggebrochenen Bandhenkels erkennen läßt. Häufiger begegnet er in Skelettgräbern, z. B.
in Remagen (Bonn Prov.-Mus. 4085) und Andernach (Bonn Prov.-Mus. 1365 und 1366 [Abb.
54 Fig. 8], vgl. Bonn Jahrbb. 86 Tai. X Fig. 30). Danach scheint er in der Hauptsache der
Zeit nach Aufgabe des Times anzugehören. Er hält sich bis ins V. Jahrhundert, wie sein Vor-
kommen unter der der letzten Zeit der Römerherrschaft angehörigen Keramik aus den
Barbarathermen in Trier beweist.
*T y p u s 95. Henkeltopf mit weitem, hohem Hals.
Auch dieser Typus ist für Niederbieber nur durch Fragmente eines Exemplars (E 1799)
mit erhaltenem Bandhenkel bezeugt, das in der Zeichnung auf Taf. IV ergänzt wurde. Eine
sehr gewöhnliche Beigabe bildet er in Skelettgräbern, z. B. in Remagen (Bonn Prov.-Mus.
4267, 4289, 4438) und Andernach (Bonn Prov.-Mus. 1340, 2242, vgl. Bonn. Jahrbb. 86 Taf. X
Fig. 8), und als einer der häufigsten Typen groben Geschirrs erscheint er noch in der spät-
römischen Töpferei von Speicher bei Trier sowie unter der dem V. Jahrhundert angehörigen
Keramik aus den Barbarathermen in Trier. Allerdings ist die Form in dieser spätesten Ent-
wicklungsstufe stark vergröbert, Hals und Schulter sind nicht mehr, wie es in Niederbieber noch
der Fall ist, scharf voneinander abgesetzt, sondern gehen allmählich ineinander über, und die in
Niederbieber kantig profilierte Tippe wird durchgängig als Rundstab oder plumper Wulst ge-
bildet. Ob mit dem Henkeltopf claudischer Zeit (Hofheim Typus 89) ein direkter Zusammen-
hang besteht, läßt sich mangels datierter Zwischenglieder einstweilen nicht entscheiden.
*T y p u s 96. Bauchige, weithalsige Kanne mit glattem, wage-
recht umgeschlagenem Rand.
Ein vollständiges Exemplar (E 2091) wurde 1912 im Kastell gehoben, sonst liegen nur
Bruchstücke vor, die sich auf 30—-40 Kannen verteilen mögen, darunter auch zwei rottonige
(E 1738). Der Typenzeichnung diente eine Kanne, die aus der Wiedschen Sammlung ins Saal-
burgmuseum gelangt ist, als Vorlage. Soweit sich erkennen läßt, sind Hals und Schulter immer,
wenn auch nur andeutungsweise, voneinander abgesetzt, der breite Bandhenkel ist durchweg
zweigliedrig, der stets glatte, ungeriefelte Rand zuweilen ein wenig nach innen geneigt und nie
mit einer Ausgußrinne versehen.
Die Form ist zweifellos einer anderen, feineren Gattung von Keramik entlehnt und wird
im letzten Grande auf eine Metallform zurückgehen. Mit Goldglimmerbelag, also deutlich
Metallvorbilder imitierend, finden wir sie in hadrianischer Zeit in dem Töpferofen von Helden-
bergen (Wolff, ORL Nr. 25 Heldenbergen S. 15, IV 3 c und Taf. III Fig. 17), als vermutlichen
 
Annotationen