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Oelmann, Franz
Die Keramik des Kastells Niederbieber — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 1: Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.42906#0088
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Import von dort auch im Kastell Zugmantel (ORL Nr. 8 Zugmantel S. 166, g 2—4 und Tat. XVII
Fig. 36 und 43) und in Obernburg (ORL Nr. 35 Obernburg Taf. V Fig. 2, 22), dann einfach
glattwandig auch in der Heddernheimer Töpferei (Welcker, Mitt. über röm. Funde in Heddern-
heim IV S. 136 und Taf. XXI Fig. 43). Vermutlich reicht die „bronzierte“ Kanne dieser Form
noch weiter zurück bis mindestens in den Beginn des II. Jahrhunderts, denn spätestens um
diese Zeit ist sie schon in Firnistechnik nachgeahmt worden, wie ein weißtoniges Randstück
mit Firnisüberzug aus den Wohngruben von der Universitätsklinik in Bonn beweist (Bonn
Prov.-Mus. U 2338 a). Eine vollständige Kanne in dieser Technik, jedoch mit leicht einge-
kniffener Schnauze, notierte ich z. B. in der Sammlung Kam in Nymegen. Rauhwandig hat
ich die Kanne schließlich bis in die Zeit der Skelettgräber gehalten (Bonn. Jahrbb. 86 Taf. X
49, aus Andernach).
*T y p u s 97. Bauchige Kanne mit innen leicht gekehltem
Schrägrand und eingekniffener Schnauze.
Aus dem Kastell liegen zwei Halsfragmente vor (E 1756 und E 1758), ein vollständiges
Exemplar hat eins der 1898 aufgedeckten Gräber geliefert (12 225), und ein weiteres, das der
Typenzeichnung als Vorlage diente, ist aus der fürstllich Wiedschen Sammlung auf die Saalburg
gelangt. Von dem vorigen Typus unterscheidet sich die Kanne nur in der Mündung, im
übrigen gleicht sie ihr vollkommen. Sie ist, wie in Niederbieber, so auch sonst viel seltener (ein
helltoniges Exemplar aus Rheinzabern abgeb. bei Ludowici IV S. 244 K 22). In der Form
schließt sich der Typus deutlich an bemalte Kannen an, wie sie in Niederbieber durch Typus 44
vertreten sind (vgl. S. 48 Nr. 21 der Gesamtübersicht der „marmorierten“ Ware).
*T y p u s 98. Bimförmiger Einhenkelkrug mit breiter Stand-
fläche, engem Hals und eingekniffener Schnauze.
Etwa zehn Exemplare lassen sich nach weisen: eins ist vollständig (E 1245, danach die
Typenzeichnung), von den übrigen ließen sich nur Halsfragmente als hierher gehörig erkennen.
Ob der Hals, wie bei dem einzigen vollständigen Kruge, immer deutlich von der Schulter ab-
gesetzt ist, ließ sich nicht feststellen. Der Henkel ist immer zweigliedrig. Die Mündung unter-
scheidet sich von der des vorigen Typus, abgesehen von ihrer geringeren Größe, vor allem darin,
daß ein selbständiges, bandförmiges Mundstück, in der Regel mit zwei kräftigen Horizontal-
furchen, vorhanden ist, das vom Hals scharf absetzt. Es ist viel stärker zusammengedrückt,
wie die Oberansicht zweier Hälse in Abb. 58 (E 454 und E 1758) zeigt. Im Detail sind die
Mundstücke nicht immer gleichartig, so läßt E 1758 (Abb. 58 Fig. 2) schon die deutliche
Trennung vom Hals vermissen und leitet damit zu der spätrömischen und fränkischen Kanne
mit eingekniffener Schnauze über.
Von sonstigen Vorkommen seien einige
Hälse vom Kastell Zugmantel (ORL Nr. 8
Zugmantel S. 168 Fig. 34, 3, 4 erwähnt, die
gleichfalls den Töpfereien des Neuwieder
Beckens entstammen, sowie ein Hals in Rhein-
zabern, abgeb. bei Ludowici IV S. 244 K 20,
wo indessen die Gesamtform des Kruges wohl
zu schlank ergänzt ist.
Typus 99. Enghalsiger Ein-
henkelkrug mit Wulstlippe.
Hierher gehört nur ein kleiner Krug-
hals, E 2050, der in seiner Form völlig dem
glattwandigen Typus 62 gleicht (Abb. 54
Fig. 19).


Abb. 58 (1:41.
 
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