Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ANMERKUNGEN

97

92 Baidung Kat. Ausst., Nr. 194a, S. 91. Dort schon 1506/07 datiert.

93 K 19. Baidung Kat. Ausst.,Nr. 114. Um 1507 datiert. Baidung hatte anscheinend zunächst eine säugende Maria im Sinn. Die
Dresdener Komposition knüpft deshalb an Dürers >schlechten< Holzschnitt B 99 von etwa 1503 an. Von da stammen auch
die Sitzschräge nach rechts, die Frontalität des Oberkörpers Mariä und das nackte Kind im Profil. Doch setzt die großzügige
Faltenkontur links auch noch Dürers Berliner Fassung der >Maria mit den vielen Tieren< (W 295) (spiegelverkehrt) voraus.

Dann folgte, wie wir vermuten, die Pariser >Säugende Maria«. Noch hält Baidung an dem Nährmotiv fest, aber er setzt
nun die Mutter auf den Hügelboden, dreht die Gruppe nach links und läßt die rechte Brust reichen. Für all dies fand er das
Vorbild in einer weiteren >Dürer-Maria< von 1503 (W 191). Wir glauben auch diese Zeichnung erst 1503, im Zusammenhang
mit der Vorbereitung des Kupferstichs aus diesem Jahr, entstanden.

Zuletzt aber, mit seinem Holzschnitt selbst, löst sich Baidung von dem Säugemotiv, erhöht mit Krone und Nimbus die
Maria zur Himmelskönigin, geht auf Würde und Sinnbildhaftigkeit aus, auch bei dem Christuskind. Er wendet die ganze Gruppe
nach rechts, offenbar diesmal in Anlehnung an Dürers Stich von 1503, kehrt zur Rasenbank als Sitz zurück, nimmt das nackte,
sitzende Kind von seiner Dresdner Vorfassung herüber und von Dürers Londoner Zeichnung, W 290, 1503. Außerdem
verwertet er jetzt sowohl die Pariser als die Berliner Fassung von Dürers >Maria mit den vielen Tieren« (W 295 und 297).
Von der ersteren übernimmt er die Kante der Figurenpyramide gegen vorne und den nach unten vorstoßenden Faltenzipfel,
und auch die spezielle Form des Mantellappens vor den Knien unter dem Kind (viel ähnlicher als bei dem Kupferstich Dürers) :
von der Berliner Fassung aber leitet sich die Bewegung des linken Armes her und wohl auch der ähnlich rund gedrechselte
Marienkopf.

Natürlich mögen verlorene Dürer-Blätter in dem oder jenem Fall Baidung Vorgelegen haben, an denen sich mehrere
der jeweils angeführten Motive schon vereinigt fanden. Auch mag viel von Dürers Erfindungen schon in Baidungs Gedächtnis
gehaftet haben, ohne daß er jedesmal die Mappen selber durchblättem mußte. Keinesfalls aber kann das für alle Beispiele
gelten. Der Erweis ist gewiß gebracht, daß er zum Ateliermaterial Zugang gehabt haben muß. Von Interesse ist weiter, daß
er jetzt immer wieder, für die Zeichnungen in Dresden und Paris, wie für den >Marien-Holzschnitt< selbst, auf die Marienzeit
von 1503, und nur auf diese, zurückgreift. Es besteht in der Tat eine innere Affinität zwischen der Marienwelt von 1503 und
von 1506. Das spiegelt sich schon in dem verwandten Schönheitsideal.

94 Altarflügel, 157 ff.

95 Vgl. Baidung Kat. Ausst., Nr. 194. Alle datieren um 1507.

96 Sind wir im Recht, so spricht auch dies gegen die zuerst in Dürer Kat. Ausst. 1928, Nr. 88, geäußerte Vermutung, die Schwa-
bacher Standflügel könnten für Dürers >Paumgartner-Altar< von 1503 gemalt worden sein, der im Format annähernd überein-
stimmt. Darauf wird unten, S. 82, näher eingegangen. Auf jenem Altar findet sich (bzw. fand sich) die Verkündigung dar-
gestellt. Auch die Zeitdifferenz (der Altar entstand 1503, die Baldung-Flügel sind eindeutig auf 1506 zu datieren und für 1503
nicht diskutabel) spricht gegen jene Annahme.

97 Baidung Kat. Ausst., II H, 279-281, Nr. 78-80, 77.

98 W 51, 1493/94 datierbar.

99 W 312: auch dies übrigens ein Beweis gegen die unhaltbare Hypothese einer Entstehung der >Grünen Passion« erst gegen 1520,
vgl. dazu oben S. 4, Anm. 23.

100 Baidung Kat. Ausst., II B, 305, IV.

i°i Vgl. e. W. Braun (1923), 3 ff., Abb. S. 5; H. Röttinger, Einzelne Formschnitte des 15. Jahrhunderts aus der Albertina,
1911, Taf. 6.

102 Der >Ölberg< des >Speculums< auf fol. 23 v (Baidung Kat. Ausst., II B, Nr. 10, 3o8; der >Ölberg< des beschlossen Gart« im
dritten Buch, fol. 162, Baidung Kat. Ausst., II B, 293, Nr 14).

103 Auch hier bestätigt sich, daß bei doppelter Verwendung die Vorderseite mit dem blattfüllenden Motiv der Skizze auf der Rück-
seite vorangeht, s. oben S. 17. Die Pariser Skizzen werden nach C. Koch und dem Karlsruher Katalog auf 1506 datiert, der
>Christuskopf< etwas später, 1507, unter Hinweis auf den mittleren König des Hallenser >Dreikönigs-Altars« in Berlin, was
mir nicht überzeugend scheint. Der Katalog der Nürnberger Ausstellung >Meister um Albrecht Dürer« 1961 (63, Nr. 13)
datiert 1507 unter Hinweis auf den >Sebastians-Altar< in Nürnberg.

104 E. Büchner und der Karlsruher Katalog datieren 1507 (Baidung Kat. Ausst., Nr. 112; Die Kunst XLVIII [1950] 447). So
auch C. Koch, Verzeichnis, 299, II.

105 W 371, 372, 375, 378. Die großartige Londoner Zeichnung mit dem >Tod zu Pferde«, W 377, könnte noch beim Abschied
in Nürnberg entstanden sein. Die letzte, 1505 datierte Zeichnung der italienischen Gruppe mit Tierkämpfen folgt einem
leonardesken Vorbild. Die beiden Londoner >Kopfstudien« (W 373 und 374) gehören nach unserer Meinung erst in das Ende
der venezianischen Zeit, wie noch begründet wird.

106 F. Winkler, Klassiker, 32, Abbildungen auch in den meisten neueren Monographien. Das Bild ist nicht ganz vollendet.

107 Zur Ergänzung der Vorstellung vor allem für den Marienkopf und das Kind ist die (in den ersten drei Dürer-Ausgaben in der
Reihe >Klassiker der Kunst« abgebildete) Wiener Kopie heranzuziehen. Der jetzige Zustand dieser Teile stammt von einer Bie-
dermeier-Restaurierung. Dazu die Studienzeichnungen Dürers auf blauem Papier (W 380 ff) aus der gleichen Phase und das
Bildnis in Hampton Court (Klassiker der Kunst 4. A., 43 links), dessen Dargestellter auf dem Rosenkranz-Bild links wieder-
kehrt.

108 Zu Unrecht geben kleine Reproduktionen der großen Tafel den Eindruck der Unruhe.

109 Vgl. H. Rueprich, Dürernachlaß I, 57: »Auch wist, daz mein Tafel fertig ist, aweh ein ander quar, des gleichen jeh noch nie
gemacht hab. Vnd wie jr ewch selbs wol gefalt, also gib jeh mir hy mit aweh zu fersten, daz pessers Maria pild jm land nit sey,
wan all künstner loben daz, wy ewch dy herschaft. Sy sagen, daz sy erhabner leblicher gemell nie gesehenn haben.«

Das »ander quar« wird teils auf die >Zeisig-Madonna«, teils auf >Jesus mit den Schriftgelehrten« (Sammlung Thyssen) bezogen.
 
Annotationen