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Otto, Gertrud; Watzinger, Carl; Weise, Georg
Die Ulmer Plastik der Spätgotik — Tübinger Forschungen zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 7: Reutlingen, 1927

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31325#0072
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bildes zusprechen. Als erster stellte Voege 1 ein Oeuvre des Künstlers zu-
sammen, in dessen Mittelpunkt er den Hochaltar der Klosterkirche zu
Blaubeuren rückte. Diesem gesellte er die überlebensgroße Madonna aus
St. Ulrich in Augsburg z'u, die jetzt im dortigen Maximiliansmuseum auf-
bewahrt wird. Weitere Zuschreibungen folgten. Zunächst wurde die große
Madonna im Münchener Nationalmuseum, die früher der Sammlung Örtel
angehörte und aus der Gegend von Memmingen stammt, dem Werke Gregor
Brharts angereiht 2. In jüngsterZeit konnten die Madonna von Feldhausen
in Hohenzollern 3, die Madonna in der Klosterkirche zu Weißenau 1, die
Maria Ägyptiaca, die sog. „Schöne Deutsche“ ini Uouvre 5 und die Rosen-
kranzmadonna zu Frauenstein in Oberösterreich 6 für Gregor Krhart ge-
sichert werden.

Fin ziemlich umfangreiches Oeuvre findet sich durch die im Vorstehenden
angedeuteten Zuweisungen, wenn auch nur auf Grund stilistischer Fr-
wägungen, äuf den Namen Gregor Frharts vereinigt. Zum größeren Teil
diirften die genannten Arbeiten bereits der Augsburger Zeit des Künstlers
angehören. Da unsere Veröffentlichung sich nur die Frforschung der Ulmer
Plastik zum Ziel setzt, könnten wir uns darauf beschränken, aus der Ulmer
Frühperiode des Künstlers einige bisher noch nicht beachtete Arbeiten nach-
zutragen und mit ihrer Hilfe die stilistische Herkunft seines Schaffens näher
zu umreißen. Zu einer eingehenderen Krörterung der ganzen Erhart-Frage
zwingen uns die jüngst von Spaeth 7 und Feuchtmayr 8 gegen die bis heute
geltende Anschauung vorgebrachten Bedenken. Spaeth hat auf die Tat-
sache hingewiesen, daß Gregor Frhart zur Zeit der Fntstehung des Blau-
beurer Hochaltars (1493/94) noch recht jung gewesen sein muß und daß
es deshalb schwierig erscheinen mag, die Zuweisung eines so bedeutenden
Auftrags mit dem jugendlichen Alter des Künstlers zu vereinigen. Fher
könne an den damals in höchstem Ansehen und in der Ftille seiner Schaffens-
kraft stehenden Michel Erhart, den Vater des bald darauf nach Augsburg
abwandernden Bildhauers, zudenken sein. Feuchtmayr hat diesen Gedanken
aufgenommen und führt ihn noch beträchtlich weiter, indem er auch stilistisch
einen Unterschied zwischen dem Blaubeurer Altar und der Kaisheimer Ma-
donna zu begriinden sucht. Blaubeurer Hochaltar und Kaisheimer Madonna
werden durch diese Hypothese getrennt. Unsere Untersuchung wird nacli-
zuprüfen haben, ob tatsächlich zwischen ihnen eine so weitgehende Ver-
schiedenheit besteht und ob sich andererseits irgendwelche Griinde fiir eine
Zuweisung des Blaubeurer Hochaltars an Michel Frhart beibringen lassen.

1 Der Meister des Blaubeurer Hochaltars und seine Madonnen, Monatshefte für Kunstwissenschaft II
(1909) S. 11 ff. 2 vgl. Baum, Die Holzplastik in der Ausstellung kirchlicher Kunst Schwabens, Cicerone III
(1911) S. 697. 3 vgl. Waldenspul, Die gotische Holzplastik des Daucherttales in Hohenzollern (Tiibingen

1923) S. 30. 4 vgl. Beenken, Bine Madonna vom Meister des Blaubeurer Hochaltars, Cicerone XV (1923)

S. 454 f. 5 vgl. Winkler, Der Meister der ,,Schönen Deutschen“ im Bouvre, Jahrb. d. preuß. Kunstsamm-
lungen 45 (1924) S. 62 ff. 6 vgl. Gugenbauer, Die Rosenkranz-Madonna von Frauenstein bei Klaus, Christ-
liche Kunstblätter 66. Jahrgang (1925) S. 66 ff. und Feuchtmayr a. a. O. 7 a. a. O. 8 a. a. O.

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