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Otto, Gertrud; Watzinger, Carl; Weise, Georg
Die Ulmer Plastik der Spätgotik — Tübinger Forschungen zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 7: Reutlingen, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.31325#0112
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verwandtschaft mit den Petershauser Reliefs gibt dieser Attribution einige
Bekräftigung.

Die Zusammenhänge zwischen Syrlin d. Ä. und Schramm veriuag viel-
leicht auch die kniende Maria (Abb. 114) der Sammlung Ullmann zu

illustrieren. Sie ist bisher h'riedrich Schramm
zugewiesen worden; die Stilverwandtschaft mit
den Arbeiten Syrlins ist jedoch fast noch enger.
Die Besonderheiten der Syrlinschen Stilbildung
treffen alle auf die Frankfurter Maria zu. Auch
die steife Form des Kopftuchs gemahnt beispiels-
weise mehr an die Libyca als an die Ravensburger
vSchutzmantelmadonna. Ebenso bestehen zu dem
Deuchterweibchen aus dem Hause Knoderer in
Ulm, das allgemein als eine Arbeit Syrlins d. Ä.
gilt 1, weitgehende Beziehungen. Neben der Über-
einstimmung im Kopftypus können besonders
die dicken, weich gepolsterten Hände mit dem
merkwürdig steifen Ansatz der Daumen 7.11m
Vergleich dienen.

Syrlin d.Ä. hat das SchaffenFriedrichSchramms,
soweit wir es heute zu übersehen vermögen, nach-
haltig beeinssußt und befruchtet. Die Wirkung
Syrlins auf die ihm zeitlich folgenden Meister
ist immer noch wohl das ungeklärteste Kapitel
in der Geschiclite der Ulmer Plastik. Dem Kreis der
seinem Einssuß unterstehenden Werke diirfte auch
die in Abb. 115 wiedergegebene kleine sitzende
Madonna des Kaiser Friedrich-Museums 2 zuzu-
schreiben sein. In der ausdrucksvollen Model-
lierung des Kopfes, der großen gewölbten Stirn,
den umränderten Augen, den vollen Wangen und
dem gerillten, nach vorne sich wölbenden Hals
gemahnt sie an die Ulmer Chorstuhlbüsten. Andererseits steht sie bereits
späteren Ulmer Arbeiten in der breiteren Rundung des Kopfes und in der
Anordnung des Schleiertuch.es nahe. Die Wiedergabe der Gewandung bevor-
zugt weiche Aushöhlungen und ist von einer merkwürdigen strudelnden
Unruhe. Zu der Verkündigungsmadonna der Sammlung Ullmann scheinen
mir im Kopftypus gewisse Beziehungen zu bestehen. In einern ähnlichen
Abhängigkeitsverhältnis zu dem älteren Syrlin diirfte die schon von
Baum 3 auf „um 1480“ datierte Verkündigungsgruppe in Horb a. N.

1 vgl. Baum, Ulmer I’lastik S. 34 u. Abb. Tafel 6. 2 vgl. Voege, Die deutschen Bildwerke Nr. 151

S. 75 f. 3 Niederschwäbische Plastik des ausgehenden Mittelalters (Tübingen 1925) S. 25.

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Abb. 114. Frankfurt a. M.

Sammiung Ullmann.
Verkündigungsmaria.
 
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