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Otto, Gertrud; Watzinger, Carl; Weise, Georg
Die Ulmer Plastik der Spätgotik — Tübinger Forschungen zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 7: Reutlingen, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.31325#0156
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Immer größer und ausgedehnter muß
der Betrieb der Syrlinwerkstatt nach 1500
geworden sein, immer mehr Gesellen wur-
den zur Bewältigung der vielen Anfträge
benötigt. In den erhaltenen Werken spie-
geln sich diese Verhältnisse deutlich wieder.
Die Kinlieitlichkeit der l'ormgebmig läßt
allmählieh nach. Zwar ist an der starken
handwerklichen Gebundenheit des Schaf-
fens,wie sie in der dntzendhaften Herstellung
der gleichen Figur zum Ausdruck kommt,
die straffe Organisation des Betriebs er-
kenntlich, die Unterstellung Aller unter
die Ueitung des Meisters. Andererseits aber
gibt sich in der zunehmenden Differenzie-
rung der Formbehandlung und in der Vari-
ierung der Kopftypen die Mitarbeit von
Gesellen kund, die nicht in der Tradition
der Syrlinwerkstatt herangewachsen sind,
die vielmehr als Ausgelernte aus anderen
Gegenden nach Ulm gekonnnen sein diirften
und fiir einige Zeit in der Werkstatt des
vielbeschäftigten Meisters Arbeit fanden.
In der Wiederholung der nämlichen Typen
tritt bei diesen Mitarbeitern oft ein gänz-
lich verschiedenes Fonngefühl zutage.

Unsere Abb. 164 bis 171 geben eine
charakteristische Zusammenstellung von
Figuren, die trotz durchaus abweichender
Einzelinterpretation doch alle dem gleichen
Schema folgen. Schon bei der Madonna
von Sigmaringen (Abb. 165) fiel die harte
eckige Uinienführung etwas aus dem Rah-
men der Werkstatt-Schulung heraus. Fin
Bildwerk wie die Muttergottes (Abb. 166)
von Eglingen (O.A. Miinsingen) wirkt
trotz der völligen Gleichheit in allen Teilen der Gewandanordnung fremd-
artig in dem Kreis der Syrlinschen Madonnen. Vor allem auf den gestreck-
teren Körperproportionen und den schmaleren, länglichen Gesichtsziigen
beruht der abweichende Eindruck. Ähnliches gilt für eine Muttergottes
(Abb. 167) in Winterstettendorf (O.A. Waldsee). In der Gewan-
dung ist auch bei ihr am Scherna des Ambrosius vom Westportal fest-

Abb. 162. Meßkirch

Altkathol. Kapelle. Hl. Sebastian.

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