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Otto, Gertrud; Watzinger, Carl; Weise, Georg
Die Ulmer Plastik der Spätgotik — Tübinger Forschungen zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 7: Reutlingen, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.31325#0200
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ehemals in der Ulmer Wengenkirche befand 1. Baum 2 lrat es in die nächste
Nähe des Altares von Reutti gerückt und bezeugt damit die enge Ver-
wandtschaft mit den von uns fiir die Spätzeit Syriins in Anspruch ge-
nommenen Werken. Nach alter Überlieferung 3 soll zudem auf der heute

nicht mehr zugänglichen Rückseite des Bg-
ginger Reliefs der Name oder das Monogramm
Syrlins eingeschnitzt sein. Vor allem in der
Bildung der Köpfe werden die Beziehungen zu
Reutti und zu der Zwiefaltener Grablegung
deutlich. Die Verbindung mit dem Hochaltar
von Alpirsbach gibt die Verwendung des gleichen
Werkstattschemas der Gewandanordnung bei
denr Gottvater (Abb. 215) des Alpirsbacher
Hochaltars und der Maria des Egginger Reliefs.
Besonders markant wirkt die Partie auf dem
Schoß; man beachte, wie der quergelegte Ge-
wandteil mit all den übereinstimmenden Er-
höhungen und Mulden links in den spitzen
Zipfel ausläuft und wie auf der andern Seite
das latzartige Stoffstück sich iiber das Knie legt.
Auch die bewegten Gewandsäume am Boden
stimmen in ihrer Uinienführung iiberein. Die
Verwendung des gleichen Ornaments an der
Mantelbordiire ist ebenfalls nicht ohne Belang.
Riickwirkend vermögen wir durcli das Egginger
Relief den Hochaltar von Alpirsbach noch fester
an die Syrlinwerkstatt anzuknüpfen.

Zuletzt muß noch einer hl. Anna Selbdritt
(Abb. 216) aus S t e 11 e n (O.A. Baupheim) Er-
wähnung getan werden, die in der Gewand-
gebung ebenfalls dem Typus des Gottvaters
von Alpirsbach angehört. Die einzelnen Motive erscheinen in ihrer Eage
etwas verschoben, auch sind die Umrißlinien klarer herausgearbeitet, das
Grundschema ist jedoch dasselbe. Wieder wird auf der rechten Körperseite
der Zipfel sichtbar. Über den Schoß legt sich latzartig ein Stiick Stoff und
in gleicher Weise sind auf diesem die ineinandergesteckten Brücken gebildet.
Auch die Gewandteile am Boden und die Saumlinie des Mantels sind identisch.
Die Borditre des letzteren zeigt das gleiche Ornament. Berücksichtigt man,
daß auch die Gesichtszüge der Matrone die Syrlinsche Art verraten, so
kann an ihrer Zugehörigkeit zu seiner Werkstatt nicht gezweifelt werden.

1 vgl. Kunst- und Altertumsdenkmale O.A. Blaubeuren S. 75. 2 Ulmer Plastik VS. 116. 3 vgl. Haßer,

Wiirttemb. Jahrbiiclier 1859 2. Heft S. 83.

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Abb. 216 Stetteu

Pfarrkirche. Anna Selbdritt.
 
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