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Otto, Gertrud; Watzinger, Carl; Weise, Georg
Die Ulmer Plastik der Spätgotik — Tübinger Forschungen zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 7: Reutlingen, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.31325#0230
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Gruppe von Bildwerken nahe; der Syrlinsche Einschlag ist bei ihni besonders
stark fühlbar. Ebensowenig wie bei dieser Stuttgarter Figur kennen wir
den Herkunftsort bei einem Sebastian (Abb. 252), der durch den Kunst-
handel läuft. Mehr in den Einzelmotiven der Gewandgebung, als in der

Bildung der Gesichtszüge und dem statuarischen
Gefiihl machen sich die Beziehungen geltend. Am
deutlichsten weist vielleicht das Motiv des hoch-
gebundenen Arms und des von der Schulter
fallenden Tuchendes auf die Verwandtschaft mit
der Stuttgarter Eigur. Die zuletzt genannten Ar-
beiten stehen der persönlichen Art des Kreenhein-
stetter Meisters fern, und werden auch nicht aus
seiner Werkstatt stammen. Dagegen verraten die
folgenden Schöpfungen seine Hand.

Als zweites Hauptwerk unseres Meisters muß
ein Altar gelten, der in der Schloßkapelle zu
Hohenmiihringen (O.A. Horb) aufgestellt ist.
Den Schrein füllen eine Madonna (Abb.254), ei ne
hl. Margarethe (Abb. 255) und eine Heilige mit
Palmzweig (Dorothea?, Abb.253); dieFlügeltragen
auf der Innenseite in Relief die Heiligen Valentin
und Antonius, auf der Außenseite in Malerei die
Marter der Zehntausend. Unverkennbar sind die
Beziehungen zwischen den Madonnen von Hohen-
mühringen und Kreenheinstetten, die in der Über-
einstimmung der Haltung von Mutter und Kind,
in den Ähnlichkeiten der Kopfform, des Körper-
baus, der Haaranordnung und der Gewandung
zutage treten. Beide Figuren haben das nämliche
Schema der Faltengebung. Jedoch ist in Hohen-
mühringen alles stängiger und eckiger behandelt.
Die Zusammenhänge mit dem Illerzeller Meister treten dadurch stärker
hervor. Der Syrlinsche Einschlag zeigt sich dagegen mehr an den Flügel-
bildern. Der zeitliche Unterschied zwischen den Altarfiguren von Kreen-
heinstetten und Hohenmiihringen dürfte nicht allzu groß sein. Sie ge-
hören beide ins zweite Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts. Immerhin deutet
die weichere und fiüssigere Formgebung der Kreenheinstetter Bildwerke
auf eine etwas spätere Entstehung.

Zwei ganz vorzüglichen Schöpfungen unseres Meisters begegnen wir in
nächster Nähe von Hohenmühringen in der Pfarrkirche zu W e i 1 e r
(O.A. Rottenburg). Die beiden dort aufbewahrten Figuren eines hl. Remi-
gius (Abb. 257) und eines hl. Mauritius (Abb. 256) sollen nach der Orts-

226

Abb. 256. Weiler

Pfarrkirche. III. Mauritius.
 
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