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Otto, Gertrud; Watzinger, Carl; Weise, Georg
Die Ulmer Plastik der Spätgotik — Tübinger Forschungen zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 7: Reutlingen, 1927

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31325#0284
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Syrlins, der um diese Zeit seine Werkstatt zur größten Entfaltung gebracht
hatte. Nach und nach verselbständigt sich Schaffners Stil einigermaßen,
wenn er auch nie ganz den etwas allgemein-ulmischen Charakter aufgibt.
Ulmische Elemente werden Schaffner auch durch den Einssuß des Illerzeller
Meisters zugeftihrt. Erst 1541 scheint Martin Schaffner gestorben zu sein 1.
Aus den späteren Jahren des Meisters sind keine großplastischen Arbeiten
seiner Hand bekannt geworden. Die Reformation hatte der kirchlichen
Kunst den Boden entzogen. Nur die schon erwähnten Medaillen mit Bild-
nissen der Ulmer Familie Beltzinger geben einen annähernden Begriff von
seiner späteren Entwicklung. Sie sind die einzigen Zeugnisse dafür, daß
Schaffner, der in seiner Malerei am energischsten unter den Ulmer Künst-
lern die Wendung zur Renaissance vollzogen hat, sich ihr auch in der Plastik
— wenn gleich viel später — zuwendet. Seine großplastischen Schöp-
fungen lassen so gut wie nichts von dem Eindringen der neuen Anscliau-
ungen erkennen; sie bleiben durchaus im Stil der Spätgotik befangen, im
Gegenteil, es ist bei ihnen eine zunehmende Versteifung und Erstarrung
festzustellen. Eine nachdrücklichere Aufnahme der Renaissanceideale ist
nur in einer einzigen Bildhauerwerkstatt Ulms erfolgt; mit ihr und der
ihr vorangehenden Richtung haben wir uns in den beiden nächsten Ab-
schnitten zu beschäftigen.

1 vgl. Baum, Ulmer Kunst S. 29.
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