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Oxé, August
Arretinische Reliefgefässe vom Rhein — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 5: Frankfurt a. Main, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.44799#0055
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stempel M. PERENI TI GRÄN, da ihr Rand Rädchenverzierung and Hohlkehle aufweist, jünger
sein, d. h. kaum früher als die Zeitwende.

2. Xanten. Stark ergänzter zweizoniger Kelch des Cn. Ateius Xanthus. Der fehlende Tafel III
Fuß ist auf Tafel LVI wohl richtiger ergänzt. H. mit ergänztem Fuß i4 cm, Dm. 20 cm. Gef. (LVI)
Turmkamp auf dem Fürstenberg bei Xanten im Dezember 188g. Mus. Xanten Nr. 1598.
Katalog Steiner 158. 173 Nr. 26g Taf. XXII 26g.
Dei- Kelch hat — abgesehen von dem Fuß — die Form der unter Tiberius aufkommen-
den barocken Tasse des Haltener Typus 11. Der schräge Rand ist stark gewölbt, ein rädchen-
verzierter Reifen bildet seine Lippe. Die beiden Bildzonen sind durch eine Hohlkehle geschieden,
die im Innern des Kelches als fein profilierter, rädchenverzierter Reifen hervortritt. Die obere
Zone, ohne Eierstab, ist mit einer fortlaufenden, welligen Blattranke ausgefüllt, belebt durch
Eroten, Eidechsen, Heuschrecken und Bienen. Von der unteren Zone ist nur wenig erhalten.
Mit Sicherheit ist nur der obere Teil einer großen Amphora zu erkennen, darüber das Schild
mit dem Töpfernamen XANTHI in vertiefter Schrift, r. und 1. davon sitzt auf den Amphoren-
henkeln derselbe Putt wie in der oberen Zone. Was außerdem r. und 1. von der Amphora
erhalten ist, können die Reste eines Haarschopfes einer großen Maske (Silen?) sein, die vielleicht
- wie die Amphora — viermal wiederholt war. Es ist jedoch auch eine andere Ergänzung
möglich (s. unten zu Nr. 3, S. 44). Jedenfalls stand auf dem Kelchboden der quadratische Innen-
stempel [CN • ATEI / XANTHI], zwischen den Zeilen ein Palmenzweig wie auf den vollständiger
erhaltenen Kelchen, die jenen vertieften Außenstempel aufweisen (s. oben S. 38 und Taf. XXXVIII
!39c)-
Zu derselben Zeit und an demselben Punkte (‘Turmkamp’) wurde eine Tasse „mit kugeligem
Bauchansatz und abgerundetem Fuß“ (Haltern Typ 11?) gefunden mit dem Stempel Xanthi Zoili
(Steiners Katal. 171 Taf. XXI 224). Da dieser Gefäßstempel (Nr. 484, gef. 1913) zu den jüngsten
in Haltern gefundenen gehört und aus der Anfangszeit des Tiberius stammt, ist auch für den
Xantener Kelch und die Xantener Tasse dieselbe Zeit anzunehmen.

Dieselbe Akanthusranke und dieselben belebenden Beigaben auf dem bekannten Mainzer
Xß/z/ÄZZS-Kelch XVII 73 und dem Weisenauer Bruchstück XVII 75. Derselbe Putt auf einem
Halterner Kelch mit dem Stempel Cresti / Ale. Euhodi (W. M. 6 Taf. IX 13): auch hier sitzt er
auf einer ähnlichen Amphora. Ferner auf dem Pariser Kelch des Cn. AteillS Chrestus XXXVI 137.
Die Verwendung der barocken Tassenform als Kelchform ist, soviel ich sehe, eine große
Seltenheit. Diese späte Form begegnet auch im Hildesheimer Silberschatz: ein „Gefäß mit hoch-
stehendem Henkel“ (Pernice-Winter Taf. XX) ist außen in der Mitte von einer waagerechten,
einst vergoldeten Hohlkehle umzogen, während „im Inneren die der Hohlkehle entsprechende,
leicht gewölbte Fläche mit einem sorgfältig eingravierten doppelten Flechtband nebst darüber
liegender Perlenschnur verziert ist“. Dieser Zierweise des toreutischen Vorbildes entspricht die
Rädchenverzierung an derselben Stelle der Innenseite des Xantener Kelches. Auch das Haupt-
element der fortlaufenden Akanthusranke und deren Belebung durch eingestreute Lebewesen hat
seine Parallelen auf Silbergefäßen des Hildesheimer Fundes, auf der Heraklesschale und einem
feiler (Pernice-Winter Taf. III und XXIX); man hält die Arbeit an dem Zierstreifen der Herakles-
schale für provinziale, gallische Arbeit (ebd. i4 und 16).
3. Xanten. Unterster Teil eines Kelches des Cn Ateius Xanthus, „gef. bei Ausgrabungen Tafel III
(wohl auf dem Fürstenberg)“ bei Xanten. Mus. Xanten Nr. 2178. Steiners Katalog 158 Abb.
21, 63; Stempel XIX 36. — Beim, Röm. Keram. Nr. 567.
Der niedrige Stengelfuß ist größtenteils erhalten, anschließend vom Bildfelde nur ein
Stückchen mit zum Teil rätselhaften Reliefresten. Ganz links, bisher nicht erkannt, der Rest einer
Amphora mit glockenförmigem Fuß und längsgestreifter Wandung. Daneben, wie es scheint,
der Fuß eines Kentauren oder Meerungeheuers (vgl. LIII 236); die Umrisse ringsherum sind nicht
der „Unterteil einer weiblichen Gewandfigur“, da die Füße fehlen; es sind vielmehr die zu tief

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