I. KAPITEL
BERNT NOTKE
Durch die bisher Angestellten Untersuchungen dürften die verschiedenen Bildschnitzer des Notke-
Kreises als Künstlerpersönlichkeiten erkennbar geworden sein. Da nun unter den Werken des
Notke-Stils nach den Skulpturen die Gemälde den nächstwichtigen Platz einnehmen und da diese
Gemälde die notkesche Auffassungs- und Darstellungsweise, die sie miteinander verbindet, in ver-
schiedenen Abwandlungen zum Ausdruck bringen, muß nun die Frage gestellt werden: lassen
sich als ihre Schöpfer verschiedene Malerpersönlichkeiten nachweisen?
Diese Frage läßt sich schneller beantworten als die entsprechende Frage nach den Bildhauer-
persönlichkeiten, ja sie ist sogar bereits im großen und ganzen überzeugend beantwortet worden,
und zwar durch die Aufsätze von Carl Georg Heise in der Zeitschrift des Deutschen Vereins für
Kunstwissenschaft (1937). Die dort versuchte Absonderung und Charakterisierung verschiedener
Malet des Notke-Kreises trifft meines Erachtens im wesentlichen das Richtige. Ich kann sie daher
meiner eigenen Darstellung zugrunde legen. Dabei werde ich versuchen, Heises Darstellung in
einzelnen Punkten zu berichtigen und vor allem zu ergänzen. Notwendig erscheint mir insbeson-
dere eine Vertiefung der Heiseschen Andeutungen über das Wesen der notkeschen Malerei, eine
genauere Verknüpfung der Gemälde Notkes mit des Meisters Skulpturen und eine Beantwortung
der bislang noch niemals ernstlich untersuchten Frage, an welche Erscheinungen der europäischen
Malerei der Maler Notke angeknüpft und wie er die von ihm verarbeiteten Anregungen schöpferisch
ausgewertet hat.
Die Urkunden bezeichnen Notke immer wieder als „melet" (2.6$).
Doch bleiben sie uns leider jegliche Angabe darüber schuldig, welche von den vielen und sehr
verschiedenartigen Gemälden des Notke-Stils Notke selbst ausgeführt hat. Es bleibt also wieder-
um, wie schon bei der Durchordnung der Skulpturen, zunächst nur übrig, unter allen diesen
Werken die besten herauszufinden und für den Werkstattleitet in Anspruch zu nehmen. Diese
Arbeit ist von Carl Georg Heise geleistet worden. Als wahrscheinlich ergab sich dabei folgendes.
Unter den vielen in Frage kommenden Werken ist von Notkes eigener Hand nur eine ganz kleine
Anzahl gemalt worden (allerdings eine Gruppe von hochbedeutenden Werken): z.
in der Marienkirche zu Lübeck bzw. in der Nikolaikirche zu Reval; z. 7A7 Ar ALrG
; j?. im übrigen verlorenen aus der Lübecker Marien-
kirche, jetzt im St. Annen-Museum zu Lübeck; in der Marienkirche zu Lübeck.
Hinzuzufugen wäre meines Erachtens noch - freilich mit Vorbehalt - ein von Roosval vorge-
schlagenes, von Heise aber angezweifeltes Werk; 7.
Dp/wr der durch Stiche überliefert ist. Ich werde diese fünf Werke in chronologischer
Reihe besprechen.
Für die Entscheidung der Frage, ob denn wirklich, wie Heise als selbstverständlich unterstellte,
der Maler dieser besten Gemälde des Notke-Kreises mit Notke selbst identifiziert werden kann,
Vgl. S. 22, ßp und Dok. 1, 2, 4 usw. - Wichtig vor allem Dok. 6.
BERNT NOTKE
Durch die bisher Angestellten Untersuchungen dürften die verschiedenen Bildschnitzer des Notke-
Kreises als Künstlerpersönlichkeiten erkennbar geworden sein. Da nun unter den Werken des
Notke-Stils nach den Skulpturen die Gemälde den nächstwichtigen Platz einnehmen und da diese
Gemälde die notkesche Auffassungs- und Darstellungsweise, die sie miteinander verbindet, in ver-
schiedenen Abwandlungen zum Ausdruck bringen, muß nun die Frage gestellt werden: lassen
sich als ihre Schöpfer verschiedene Malerpersönlichkeiten nachweisen?
Diese Frage läßt sich schneller beantworten als die entsprechende Frage nach den Bildhauer-
persönlichkeiten, ja sie ist sogar bereits im großen und ganzen überzeugend beantwortet worden,
und zwar durch die Aufsätze von Carl Georg Heise in der Zeitschrift des Deutschen Vereins für
Kunstwissenschaft (1937). Die dort versuchte Absonderung und Charakterisierung verschiedener
Malet des Notke-Kreises trifft meines Erachtens im wesentlichen das Richtige. Ich kann sie daher
meiner eigenen Darstellung zugrunde legen. Dabei werde ich versuchen, Heises Darstellung in
einzelnen Punkten zu berichtigen und vor allem zu ergänzen. Notwendig erscheint mir insbeson-
dere eine Vertiefung der Heiseschen Andeutungen über das Wesen der notkeschen Malerei, eine
genauere Verknüpfung der Gemälde Notkes mit des Meisters Skulpturen und eine Beantwortung
der bislang noch niemals ernstlich untersuchten Frage, an welche Erscheinungen der europäischen
Malerei der Maler Notke angeknüpft und wie er die von ihm verarbeiteten Anregungen schöpferisch
ausgewertet hat.
Die Urkunden bezeichnen Notke immer wieder als „melet" (2.6$).
Doch bleiben sie uns leider jegliche Angabe darüber schuldig, welche von den vielen und sehr
verschiedenartigen Gemälden des Notke-Stils Notke selbst ausgeführt hat. Es bleibt also wieder-
um, wie schon bei der Durchordnung der Skulpturen, zunächst nur übrig, unter allen diesen
Werken die besten herauszufinden und für den Werkstattleitet in Anspruch zu nehmen. Diese
Arbeit ist von Carl Georg Heise geleistet worden. Als wahrscheinlich ergab sich dabei folgendes.
Unter den vielen in Frage kommenden Werken ist von Notkes eigener Hand nur eine ganz kleine
Anzahl gemalt worden (allerdings eine Gruppe von hochbedeutenden Werken): z.
in der Marienkirche zu Lübeck bzw. in der Nikolaikirche zu Reval; z. 7A7 Ar ALrG
; j?. im übrigen verlorenen aus der Lübecker Marien-
kirche, jetzt im St. Annen-Museum zu Lübeck; in der Marienkirche zu Lübeck.
Hinzuzufugen wäre meines Erachtens noch - freilich mit Vorbehalt - ein von Roosval vorge-
schlagenes, von Heise aber angezweifeltes Werk; 7.
Dp/wr der durch Stiche überliefert ist. Ich werde diese fünf Werke in chronologischer
Reihe besprechen.
Für die Entscheidung der Frage, ob denn wirklich, wie Heise als selbstverständlich unterstellte,
der Maler dieser besten Gemälde des Notke-Kreises mit Notke selbst identifiziert werden kann,
Vgl. S. 22, ßp und Dok. 1, 2, 4 usw. - Wichtig vor allem Dok. 6.