350 W. Haas
Bei beiden Echtheitsbegriffen steht der Gegenstand zu seinem Typ
in dem nämlichen Verhältnis, beim spezifischen Begriff aber außer-
dem noch in Beziehung zu einem besonderen einheitlichen Teil der
Wirklichkeit, nicht findet er sich nur überhaupt in der Wirklichkeit
irgendwo vor.
Dieselbe Unterscheidung ist auch für Gefühle möglich:
1. Ich habe für jemand ein Gefühl und nenne es ein echtes Ge-
fühl der Freundschaft — im typischen Sinn —, wenn ich es eben
als ein Gefühl der Freundschaft erkannt habe, während es vorher
zweifelhaft war, ob es nicht Sympathie war oder Liebe.
2. Dann gibt es noch die Frage, nicht ob es Freundschaft ist,
was ich fühle — das steht ja fest —, sondern ob dieses Gefühl der
Freundschaft im spezifischen Sinn echt genannt werden darf.
Echtes wie unechtes Gefühl kommen im individuellen Bewußtsein
vor. Aber in diesem soll nun das echte eine andere Stellung ein-
nehmen als das unechte, es soll sich nicht nur in ihm finden. Da
Gefühle unmittelbar erlebte Ich-Zuständlichkeiten sind, so kann man
sagen: Das Ich, welches das echte Gefühl erlebt, muß im Ganzen
des individuellen Bewußtseins-Ich eine andere Stellung einnehmen
als das Ich des unechten Gefühls. Von dieser Verschiedenheit der
beiden Gefühls-Iche wird alsbald ausführlicher die Rede sein.
Es liegt also das Problem der Echtheit und Unechtheit allein
innerhalb des spezifischen Begriffs. Denn der typische Begriff setzt
überhaupt erst die Existenz des Gefühls in erkenntnismäßiger Fassung,
indem er es gegen alle anderen, die zu anderen Typen gehören, ab-
grenzt. Um diese Forderung zu erfüllen, müssen die verschiedenen
Ektypa in der Besonderheit ihres Erlebnisses festgestellt werden,
vielleicht bis zu solcher Differenzierung, daß ein durch ein bestimmtes
Individuum vertretenes Erlebnis, etwa die faustische Erkenntnissehn-
sucht, als Typ gesetzt wird. Dann bestimmt die berechtigte Zu-
ordnung zum Typ die Echtheit. Man sieht aber, daß es sich beim
typischen Begriff nur um Echtheit im uneigentlichen Sinn handelt;
er verdankt seine Entstehung lediglich dem ungenauen Sprach-
gebrauch. In exakter Terminologie sollte man von einem Klassi-
fikationsbegriff reden, denn er antwortet auf die Frage, ob ein Gegen-
stand einem bestimmten Genus oder Typ wirklich zugehört, und be-
stimmt die Echtheit, d. h. die reale Anwesenheit der Gattung oder
Bei beiden Echtheitsbegriffen steht der Gegenstand zu seinem Typ
in dem nämlichen Verhältnis, beim spezifischen Begriff aber außer-
dem noch in Beziehung zu einem besonderen einheitlichen Teil der
Wirklichkeit, nicht findet er sich nur überhaupt in der Wirklichkeit
irgendwo vor.
Dieselbe Unterscheidung ist auch für Gefühle möglich:
1. Ich habe für jemand ein Gefühl und nenne es ein echtes Ge-
fühl der Freundschaft — im typischen Sinn —, wenn ich es eben
als ein Gefühl der Freundschaft erkannt habe, während es vorher
zweifelhaft war, ob es nicht Sympathie war oder Liebe.
2. Dann gibt es noch die Frage, nicht ob es Freundschaft ist,
was ich fühle — das steht ja fest —, sondern ob dieses Gefühl der
Freundschaft im spezifischen Sinn echt genannt werden darf.
Echtes wie unechtes Gefühl kommen im individuellen Bewußtsein
vor. Aber in diesem soll nun das echte eine andere Stellung ein-
nehmen als das unechte, es soll sich nicht nur in ihm finden. Da
Gefühle unmittelbar erlebte Ich-Zuständlichkeiten sind, so kann man
sagen: Das Ich, welches das echte Gefühl erlebt, muß im Ganzen
des individuellen Bewußtseins-Ich eine andere Stellung einnehmen
als das Ich des unechten Gefühls. Von dieser Verschiedenheit der
beiden Gefühls-Iche wird alsbald ausführlicher die Rede sein.
Es liegt also das Problem der Echtheit und Unechtheit allein
innerhalb des spezifischen Begriffs. Denn der typische Begriff setzt
überhaupt erst die Existenz des Gefühls in erkenntnismäßiger Fassung,
indem er es gegen alle anderen, die zu anderen Typen gehören, ab-
grenzt. Um diese Forderung zu erfüllen, müssen die verschiedenen
Ektypa in der Besonderheit ihres Erlebnisses festgestellt werden,
vielleicht bis zu solcher Differenzierung, daß ein durch ein bestimmtes
Individuum vertretenes Erlebnis, etwa die faustische Erkenntnissehn-
sucht, als Typ gesetzt wird. Dann bestimmt die berechtigte Zu-
ordnung zum Typ die Echtheit. Man sieht aber, daß es sich beim
typischen Begriff nur um Echtheit im uneigentlichen Sinn handelt;
er verdankt seine Entstehung lediglich dem ungenauen Sprach-
gebrauch. In exakter Terminologie sollte man von einem Klassi-
fikationsbegriff reden, denn er antwortet auf die Frage, ob ein Gegen-
stand einem bestimmten Genus oder Typ wirklich zugehört, und be-
stimmt die Echtheit, d. h. die reale Anwesenheit der Gattung oder