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Paul-Pescatore, Anni
Der Meister der bemalten Kreuzigungsreliefs: ein Beitrag zur Geschichte der niederdeutschen Plastik im 15. Jahrhundert — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 206: Strassburg: J.H.Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.67612#0039
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Gemälden. Aber während jene durchaus mit Recht als «wert-
los» bezeichnet werden, ist die Bemalung des Reliefs mit gutem-
Geschick ausgeführt. Von feinem Verständnis zeugt es z. B.,
daß auf die Gestalt der Magdalena durch den Mantel von leuch-
tend roter Farbe ein kräftiger Akzent gelegt ist, der nach dem
Rande der Darstellung zu durch Wiederholung in kleinen Farb-
flecken, einem Mantelfutter, einer Mütze oder sonst einem klei-
neren Gewandteil ausklingt. Im allgemeinen ist die Bemalung
zart gehalten, die Gesamtwirkung eine harmonische. Und so
ist die Anerkennung, die sie unter falscher Voraussetzung
über ihre Entstehungszeit gefunden hat, nicht unverdient.
Leider sind nun auch die beiden übrigen Schöpfungen, die-
Reliefs von Schwartau und Schwerin nicht in ihrem alten Zu-
stande auf uns gekommen. Doch bieten sie, besonders das
Schweriner, dem Bestreben den ursprünglichen Eindruck zu-
rückzugewinnen wenigstens wichtige Hinweise. Viele Teile des
Bildfeldes sind unbemalt und auch ohne jedes Anzeichen, daß-
sie einmal bemalt gewesen seien. Sie legen den Schluß nahe,
daß das Material selbst in reichem Maße für die farbige Wirk-
ung in Anspruch genommen wurde. Auch sonst gibt die ge-
naue Untersuchung dieser zwei Reliefs unserem Bemühen’
manchen Anhaltspunkt — hier und dort tritt an einer Stehe-
unter der neueren Farbschicht die ursprüngliche Bemalung zu
tage ; in anderen Fällen ist die alte Farbe berücksichtigt und nur
wieder aufgefrischt — so daß der beabsichtigte Eindruck sich
in großen Zügen etwa folgendermaßen zusammenfassen läßt:.
Von blauem Grunde hoben sich in ihrer graugelben Stein-
farbe hell die Gestalten ab. Naturalistisch bemalt waren an
ihnen selbst die nackten Teile, Gesichter, Hände, der Körper
Christi 'auch die Teufelsfiguren, diese aber natürlich schwarz)-
und alles Beiwerk: die grünen Sträucher und der Wiesenboden,,
das bräunliche Getier am Grunde etc. Kräftig rote Flammen
loderten aus der Hölle auf, rote Fächer deckten die steinfar-
benen Gebäude. Im übrigen aber war bei der Bemalung mit
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