3. DIE URSPRÜNGLICHE BEMALUNG DER RELIEFS.
Heute ist es allein die Form, die in unseren Werken noch
zu dem Beschauer spricht. Ehedem aber steigerte eine Bemalung,
die der feinen Meißelarbeit ebenbürtig war, ihren Reiz und
vollendete erst die vom Künstler beabsichtigte Wirkung. Der
Versuch wenigstens, von der Art der Farbengebung eine Vor-
stellung zu gewinnen, muß gewagt werden.
Wie schwer eine verständnislose Neubemalung zu schädi-
gen vermag, kann das Relief von Ratzeburg lehren. Es scheidet
von vornherein für diese Betrachtungen aus.
Ebenso aber hilft das Anklamer mit seiner feiner em-
pfundenen Polychromie uns nicht weiter. Denn auch sie ist.
nicht die ursprüngliche, wie Kugler, der sie sogar als Argument
für die frühe Datierung heranzieht, meint und die anderen
Autoren, soweit sie sich mit der Bemalung überhaupt befassen,,
ebenfalls annehmen. An einigen wenigen Stellen ist bei ge-
nauer Betrachtung die frühere Farbschicht unter der heutigen
noch spürbar. So haben sich beispielsweise in den Falten-
tiefen beim Lendentuch Christi, jetzt von einem dunklen Rot-
braun, Spuren von Gold erhalten. Es war also golden, wie es
noch heute beim Schweriner Relief ist. — Aber einer gewissen
Alterspatina entbehrt die jetzige Bemalung trotzdem nicht. Sie
wird gleichzeitig mit den im 17. Jahrhundert angefügten Flügel-
gemälden entstanden sein. Wenigstens finden sich ganz auf-
fallende Uebereinstimmungen in manchen Farbtönen mit den
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Heute ist es allein die Form, die in unseren Werken noch
zu dem Beschauer spricht. Ehedem aber steigerte eine Bemalung,
die der feinen Meißelarbeit ebenbürtig war, ihren Reiz und
vollendete erst die vom Künstler beabsichtigte Wirkung. Der
Versuch wenigstens, von der Art der Farbengebung eine Vor-
stellung zu gewinnen, muß gewagt werden.
Wie schwer eine verständnislose Neubemalung zu schädi-
gen vermag, kann das Relief von Ratzeburg lehren. Es scheidet
von vornherein für diese Betrachtungen aus.
Ebenso aber hilft das Anklamer mit seiner feiner em-
pfundenen Polychromie uns nicht weiter. Denn auch sie ist.
nicht die ursprüngliche, wie Kugler, der sie sogar als Argument
für die frühe Datierung heranzieht, meint und die anderen
Autoren, soweit sie sich mit der Bemalung überhaupt befassen,,
ebenfalls annehmen. An einigen wenigen Stellen ist bei ge-
nauer Betrachtung die frühere Farbschicht unter der heutigen
noch spürbar. So haben sich beispielsweise in den Falten-
tiefen beim Lendentuch Christi, jetzt von einem dunklen Rot-
braun, Spuren von Gold erhalten. Es war also golden, wie es
noch heute beim Schweriner Relief ist. — Aber einer gewissen
Alterspatina entbehrt die jetzige Bemalung trotzdem nicht. Sie
wird gleichzeitig mit den im 17. Jahrhundert angefügten Flügel-
gemälden entstanden sein. Wenigstens finden sich ganz auf-
fallende Uebereinstimmungen in manchen Farbtönen mit den
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